Künstliche Intelligenz wird in der deutschen Wirtschaft zunehmend als Chance für Nachhaltigkeit und Klimaschutz gesehen.
Laut einer repräsentativen Befragung von über 600 Unternehmen erwarten zwei Drittel der Befragten, dass KI zur Reduktion von CO₂-Emissionen beitragen kann. Mehr als die Hälfte sieht darin Potenzial für klimaschonende Geschäftsmodelle. Gleichzeitig mahnen 83 Prozent den hohen Energieverbrauch der Modelle an und 82 Prozent betonen, dass beim Einsatz von KI Nachhaltigkeit stets berücksichtigt werden sollte.
Bitkom-Vizepräsidentin Christina Raab weist darauf hin, dass KI in vielen Bereichen wirksam sein kann – von der intelligenten Steuerung von Gebäuden und Produktionsanlagen über optimierte Logistik bis hin zu präzisen Prognosen für Wetter- und Klimarisiken. Entscheidend sei dabei der verantwortungsvolle Umgang: effiziente Modelle, energieoptimierte Rechenzentren und Nutzung von Abwärme könnten KI zu einem wichtigen Hebel für Umwelt- und Wirtschaftsziele machen.
Digitalisierung und Nachhaltigkeit gehen Hand in Hand
Über KI hinaus betrachten 90 Prozent der Unternehmen digitale Technologien insgesamt als Chance für mehr Klimaschutz. Für 57 Prozent hat dieses Thema in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Zugleich berichten viele Betriebe bereits von direkten Auswirkungen des Klimawandels auf ihre Geschäftstätigkeit: 43 Prozent spüren leichte, 18 Prozent deutliche Effekte, während 36 Prozent zukünftige Auswirkungen erwarten.
Rund zwei Drittel der Unternehmen verfügen bereits über eine Nachhaltigkeitsstrategie, entweder unternehmensweit oder für einzelne Bereiche. Digitaltechnologien sind dabei integraler Bestandteil: 89 Prozent messen ihnen innerhalb bestehender Strategien eine große oder sehr große Bedeutung bei. Digitale Lösungen ermöglichen die Messbarkeit, Steuerung und Effizienzsteigerung von Prozessen – von der Produktion über Gebäude bis hin zur Logistik.
Praktische Maßnahmen für mehr Energieeffizienz
Viele Unternehmen setzen bereits konkrete digitale Maßnahmen um, um Emissionen zu senken. Dazu zählen:
- weitgehender Verzicht auf Papier und Anschaffung energieeffizienter Hardware (jeweils 59 Prozent)
- Nutzung von Videokonferenzen statt Dienstreisen (54 Prozent)
- Nachhaltigkeitskriterien bei digitalen Produkten und Services (47 Prozent)
- Homeoffice oder private Nutzung von Dienstgeräten zur Ressourcenschonung (40 bis 44 Prozent)
- CO₂-Kompensation über Zertifikate (41 Prozent)
Zudem investieren Unternehmen in digitale Effizienzmaßnahmen: intelligente Beleuchtung, smarte Heizungssteuerung, Verbrauchsauswertungen und automatisierte Laststeuerung gehören zu den häufigsten Anwendungen. 78 Prozent sehen darin grundsätzlich das Potenzial, den Energieverbrauch deutlich zu reduzieren.
Refurbished-IT: Potenzial noch ungenutzt
Wiederaufbereitete Hardware spielt bisher nur eine geringe Rolle. 60 Prozent der Unternehmen haben den Einsatz von Refurbished-IT bislang nicht erwogen, 21 Prozent denken darüber nach, 10 Prozent nutzen sie vereinzelt und 6 Prozent in vielen Bereichen. Dennoch erkennen viele Betriebe das Potenzial: Garantien, langfristige Software-Updates, steuerliche Vorteile und ausgewiesene CO₂-Einsparungen könnten die Nutzung deutlich steigern.
Politische Rahmenbedingungen entscheidend
Unternehmen fordern politische Unterstützung, um die Verbindung von Digitalisierung und Nachhaltigkeit voranzutreiben. Prioritäten sind:
- Abbau bürokratischer Vorgaben (92 Prozent)
- Ausbau erneuerbarer Energien (89 Prozent)
- Finanzielle Anreize für digitale Nachhaltigkeitstechnologien (72 Prozent)
- Informations- und Beratungsangebote (71 Prozent)
- Stärkere Forschungsförderung (65 Prozent)
Bitkom empfiehlt, zirkuläres Wirtschaften zu stärken, Refurbished-IT, wiederaufbereitete Ersatzteile und Product-as-a-Service-Modelle zu fördern sowie steuerliche Anreize für nachhaltige Investitionen zu schaffen. Digitale Technologien sollten gezielt als Schlüssel für Kreislaufwirtschaft, effiziente KI-Anwendungen, grüne Hardware und Nutzung erneuerbarer Energien eingesetzt werden. Öffentliche Beschaffung könnte als Signalgeber für Innovationen dienen.
Die deutsche Wirtschaft setzt auf Digitalisierung und KI, um Klimaschutz und Wettbewerbsfähigkeit zu verbinden. Werden Bürokratie abgebaut, Investitionen erleichtert und digitale Technologien konsequent für Nachhaltigkeit genutzt, könnte 2026 ein entscheidendes Jahr für nachhaltiges Wirtschaften werden und gleichzeitig die Klimaziele unterstützt werden.