Deutsche Unternehmen verzeichnen laut einer aktuellen Auswertung der Münchner Online-Marketing-Agentur Seokratie einen Rückgang ihres Google-Traffics um durchschnittlich sieben Prozent.
Grundlage der Analyse waren anonymisierte Daten von mehr als 100 Unternehmenswebsites, die zusammen knapp 70 Millionen Besuche verzeichneten. Parallel dazu nimmt der Website-Traffic über KI-basierte Tools wie ChatGPT zwar deutlich zu, bleibt jedoch auf niedrigem Niveau.
Auswirkungen der Google-KI-Übersicht
Als Auslöser des Rückgangs gilt weniger die Konkurrenz durch externe KI-Tools als vielmehr Googles eigene KI-Funktionen. Seit dem flächendeckenden Start der sogenannten „Übersicht mit KI“ im März 2025 werden viele Suchanfragen direkt innerhalb der Google-Suchergebnisse beantwortet. Nutzer erhalten die wichtigsten Informationen unmittelbar angezeigt – ohne einen zusätzlichen Klick auf externe Webseiten.
Diese Änderung führte zunächst zu einem Rückgang der Besucherzahlen um bis zu 20 Prozent, bevor sich der Wert im Laufe der Monate bei rund sieben Prozent einpendelte.
ChatGPT bleibt bisher Nischenphänomen
Auch wenn der von ChatGPT erzeugte Traffic laut Seokratie-Analyse im Jahresvergleich um das 7,4-Fache gestiegen ist – von 0,08 auf 0,66 Prozent –, bleibt der Anteil im Gesamtbild unbedeutend. Für den Großteil der Nutzer spielt ChatGPT bei der Informationssuche bislang keine zentrale Rolle.
Agenturgründer Julian Dziki betont, dass ChatGPT in der breiten Bevölkerung noch nicht die gleiche Relevanz habe wie bei technikaffinen Zielgruppen. Zudem seien kommerzielle Suchanfragen über Google weiterhin um ein Vielfaches häufiger: Rund 14,5 Prozent der täglichen 14 Milliarden Suchanfragen gelten als kaufrelevant – bei ChatGPT liegt dieser Anteil im Promillebereich.
Google integriert KI-Funktionen direkt
Anstatt Marktanteile zu verlieren, baut Google seine Suchtechnologien mit eigenen KI-Funktionen weiter aus. Ein Beispiel dafür ist der neue „AI Mode“, der in den USA bereits getestet wird. Nutzer können dort Suchanfragen in einem Chatfenster formulieren und gleichzeitig auf klassische Ergebnisse zugreifen. Damit verschmelzen konversationelle KI und traditionelle Suche zunehmend zu einem einheitlichen Erlebnis.
Perspektive für SEO und Online-Marketing
Für Suchmaschinenoptimierer bedeutet diese Entwicklung nach Einschätzung von Seokratie keine fundamentale Zäsur, sondern eine Anpassung ihrer Strategien. Die zentralen SEO-Kriterien – Relevanz, Struktur und technische Qualität von Inhalten – behalten weiterhin ihre Bedeutung, müssen aber auf neue Darstellungsformen in KI-gestützten Suchergebnissen abgestimmt werden.
Dziki sieht langfristig eher eine Stärkung Googles durch die Integration von KI als eine ernsthafte Bedrohung durch ChatGPT. Während die Nutzung generativer KI zunimmt, bleibt Google mit seiner Reichweite, Nutzerbasis und Datenintegration im Alltag klar führend.