Bundesbank-Vorstand: Ein Euro bleibt ein Euro – digital wie bar

digitaler Euro

Bundesbank-Vorstand Burkhard Balz sieht den digitalen Euro als ideale Ergänzung zu Bargeld. «Das sind zwei Seiten derselben Münze: Auch wenn wir möglicherweise in einigen Jahren eine digitale Version des Euro haben werden, wird die Bevölkerung weiterhin Bargeld nachfragen», sagte Balz der Deutschen Presse-Agentur in Frankfurt. Er halte es daher für sinnvoll, dass die EU-Kommission jüngst zeitgleich Gesetzesvorschläge sowohl zum digitalen Euro als auch zum Status des Bargelds vorgelegt habe.

Die Vorbereitungen für eine digitale Variante der europäischen Gemeinschaftswährung laufen seit Jahren, Ende Juni hatte die EU-Kommission ihre Vorschläge für einen Rechtsrahmen für den digitalen Euro vorgelegt. Der digitale Euro soll demnach gesetzliches Zahlungsmittel werden, Schein und Münze aber nicht ersetzen. Die Europäische Zentralbank (EZB) will im Oktober entscheiden, ob sie die Arbeiten an einem digitalen Euro weiter vorantreiben wird. Nach bisherigen Angaben der EZB könnte ein digitaler Euro frühestens 2026 kommen. Die EU-Kommission in Brüssel will zugleich mit weiteren Gesetzesinitiativen sicherstellen, dass Bargeld weiterhin breit akzeptiert wird und besser verfügbar ist.

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«Der Vorschlag der Europäischen Kommission zu Bargeld macht die große Bedeutung deutlich, die Bargeld für die Volkswirtschaften in Europa hat. Verfügbarkeit und Akzeptanz von Bargeld sollen auch in Zukunft gewährleistet sein», ordnete Balz ein. «Das wird – im Zusammenspiel mit dem Verordnungsvorschlag der Kommission zu einem künftig möglichen digitalen Euro – auch in Zukunft dafür sorgen, dass es eine breite Auswahl an Zahlungsmöglichkeiten gibt. Schließlich ist ein Euro ein Euro – sei es als Bargeld oder dann möglicherweise als digitaler Euro», sagte der Bundesbank-Vorstand.

«Der Trend zu digitalen Bezahlverfahren wird sich fortsetzen. Und die Nutzung von Bargeld in Deutschland wird aus meiner Sicht weiter abnehmen», prognostizierte Balz. «Aber diese Veränderungen – das ist die klare Botschaft – werden nicht dazu führen, dass wir als Eurosystem Bargeld abschaffen. Wir stehen zum Bargeld und werden dafür sorgen, dass bar und digital Hand in Hand miteinander gehen werden, auch in Zukunft.»

Für ihn sei «ganz klar, dass Bargeld ein unverzichtbares Zahlungsmittel für die meisten Menschen bleiben wird», sagte Balz und versicherte: «Wir als Notenbanken des Eurosystems werden weiterhin Bargeld in ausreichender Menge in allen Teilen unseres Landes zur Verfügung stellen.»

Balz betonte: «Der digitale Euro ist als Ergänzung zum Bargeld zu sehen und soll es nicht ersetzen. Das ist kein Einstieg in den Ausstieg aus dem Bargeld – ausdrücklich nicht. Wir stehen weiterhin zum Bargeld.»

Auf die Frage, ob der digitale Euro nicht schneller kommen müsse, antwortete Balz: «Sorgfalt ist bei diesem Thema deutlich wichtiger als Schnelligkeit.» Letztlich brauche es ein gemeinsames Vorgehen mit den Banken: «Aus meiner Sicht brauchen wir beim digitalen Euro eine enge Partnerschaft zwischen öffentlichem und privatem Sektor: Wir als Zentralbanken sind für die Infrastruktur im Hintergrund verantwortlich und die Banken und Sparkassen für die Schnittstelle zum Kunden, also für die letzten Meter.»

Mit einem «Nationalen Bargeldforum» will Balz die Diskussion über das Bezahlen der Zukunft flankieren. «Ich habe den Vorschlag gemacht, dass die Bundesbank ein Nationales Bargeldforum ins Leben ruft. Ziel ist es, Bargeld als relativ kostengünstiges, aber auch effizientes Zahlungsmittel möglichst gut verfügbar zu halten in einem Umfeld, das sich im Wandel befindet», sagte Balz. «Wir diskutieren gerade, wer aus unserer Sicht daran teilnehmen sollte. Wir möchten im Herbst einladen und im ersten Halbjahr 2024 mit dem Forum starten.»

dpa

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