Nach Monaten des Wartens ist es so weit: Google rollt seinen neuen „AI Mode“ auch in Deutschland aus. Nutzerinnen und Nutzer können damit – ähnlich wie bei ChatGPT – direkt mit Google chatten und erhalten KI-generierte Antworten statt klassischer Suchergebnisse.
Während einige Beobachter bereits vom Ende der herkömmlichen Google-Suche sprechen, sieht Julian Dziki, SEO-Experte, Buchautor („Suchmaschinen-Optimierung für Dummies“) und Geschäftsführer der Münchner Agentur Seokratie, die Entwicklung differenziert.
„Der neue AI-Modus ist revolutionär. Aber er wird sich nur langsam durchsetzen und die klassische Google-Suche wird nicht verschwinden.“
Ein Blick auf die Fakten: 10 Prozent Nutzung in den USA und Indien
Der AI-Mode wurde im Mai 2025 zunächst in den USA und Indien eingeführt. Google-CEO Sundar Pichai sprach im Juli im Rahmen der Quartalszahlen von rund 100 Millionen aktiven Nutzerinnen und Nutzern. Das entspricht nur etwa zehn Prozent der rund einer Milliarde Internetnutzer in diesen beiden Ländern. Die Zahlen zeigen: Das Interesse ist da – die Nutzung aber noch weit entfernt von einem Massenphänomen.
„Die meisten Menschen suchen weiterhin gerne mit der normalen Google-Suche. Der AI-Modus braucht länger als eine reguläre Suche, bis er die Antwort generiert – und viele möchten nicht zu viel Text lesen oder diesen Modus überhaupt nutzen.“
Weniger Klicks, neue Metriken
Für Unternehmen und Online-Marketer bedeutet der neue Modus dennoch einen tiefgreifenden Wandel. Google bündelt im Hintergrund pro AI-Anfrage bis zu 15 Web-Suchen („Fanout“) gleichzeitig, fasst die Ergebnisse zusammen und erstellt daraus eine Antwortseite – inklusive Quellenangaben.
„Wer im AI-Modus von Google gut sichtbar sein will, muss in Google gut sichtbar sein. Klassisches SEO ist weiterhin die Grundlage“, betont Dziki.
Dabei verändern sich die Erfolgskennzahlen grundlegend:
„Klicks auf Websites sind langsam keine allzu gute KPI mehr. Es geht heute mehr um Conversions und tatsächliche Käufe.“
Dziki rät Unternehmen, ihre Suchstrategien auf qualitativ hochwertigen Content, Markenvertrauen und Nutzererfahrung auszurichten – statt rein auf organische Klickzahlen zu setzen.
SEO bleibt – aber anders
Laut Dziki sollten Marketer die Entwicklung nicht überbewerten: Der AI-Mode wird die Suche verändern, aber nicht verdrängen. Nutzerinnen und Nutzer schätzen die Schnelligkeit, Übersicht und Kontrolle der klassischen Google-Suche. In der Praxis werde sich daher ein Nebeneinander von KI-Antworten und traditionellen Suchergebnissen etablieren – ähnlich wie es bei „Featured Snippets“ oder „People also ask“-Boxen der Fall war, nur auf einem neuen technologischen Level.
Autor: Julian Dziki ist SEO-Experte, Buchautor („Suchmaschinen-Optimierung für Dummies“) und Geschäftsführer der Online-Marketing-Agentur Seokratie.