Interview mit im Berger, Co-Gründer von Vanderplanki

E-Mail-Daten: Wie Vanderplanki Datensouveränität ermöglichen will

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Bildquelle: Tada Images/Shutterstock.com

Hunderttausende E-Mails, wichtige Dokumente zu Steuern und Finanzen, jahrzehntelange digitale Kommunikation – was passiert mit diesen wertvollen Daten, wenn der Cloud-Anbieter den Zugang sperrt oder gehackt wird? Tim Berger, Co-Gründer von Vanderplanki, kennt dieses Problem aus eigener Erfahrung und entwickelte mit seinem Team eine Lösung, die Datenschutz und Benutzerfreundlichkeit vereint.

it-daily.net: Herr Berger, Sie haben bereits mit MailStore Erfolg im Bereich E-Mail-Archivierung gehabt. Was hat Sie dazu bewogen, mit Vanderplanki ein neues Produkt zu entwickeln?

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Tim Berger: Genau wie in den Anfängen von MailStore standen auch bei Vanderplanki zunächst unsere persönlichen Anforderungen als Anwender im Vordergrund. Stefan – mein Mitgründer – und ich nutzen jeweils mehrere E-Mail-Accounts für unterschiedliche private und berufliche Zwecke und bei jedem von uns haben sich über die vergangenen 20 Jahre Hunderttausende E-Mails angesammelt. Das ist eine enorm umfangreiche und wertvolle Ressource, die wir unbedingt für die Zukunft bewahren wollen. Geschützt vor allen Risiken und vor allem unter eigener Kontrolle. Da wir hauptsächlich am Mac arbeiten und Aspekte wie Verschlüsselung und die Möglichkeit zur Nutzung verschiedener Speicheroptionen wie Cloud-Speicher und NAS für uns wichtig waren, haben wir keine passende Lösung am Markt gefunden und diese schließlich mit Vanderplanki einfach selbst entwickelt.

it-daily.net: Sie sprechen davon, Daten unter eigener Kontrolle zu bewahren. Welche Bedeutung hat Datensouveränität heute und was bedeutet das für E-Mails?

Tim Berger: Oft sind die eigenen E-Mails ausschließlich auf den Servern der genutzten E-Mail-Anbieter gespeichert. Also beispielsweise bei Google oder Microsoft. Hier muss man sich vor Augen führen, dass eine große Menge wichtiger und persönlicher Daten ausschließlich in fremden Händen liegt. Ein Umstand, der auch mit Hinblick auf die aktuellen politischen Veränderungen und ihre schwer absehbaren Folgen eine besondere Aufmerksamkeit verdient. Mit Vanderplanki kann man sich einfach und effektiv absichern und alle E-Mails aus allen Postfächern in seinem persönlichen Archiv sichern. Auf eigenem Speicher und unter eigener Kontrolle.

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it-daily.net: Man kann E-Mails auch über andere Wege lokal auf seinem Rechner speichern. Wo genau liegt der Vorteil von Vanderplanki?

Tim Berger: Es geht ja nicht nur darum, E-Mails lokal zu speichern. Sondern vor allem darum, diese langfristig sicher zu bewahren. Und genau hier liegen die Stärken von Vanderplanki. Beispielsweise können beliebig viele Kopien des Archivs auf unterschiedlichen Speicherorten gespeichert werden. Lokal auf dem eigenen Rechner, auf externen Festplatten, auf einem NAS oder auf beliebigen Cloud-Speichern. Fällt ein Speicherort aus, sind die Daten weiterhin verfügbar. Vanderplanki stellt dabei automatisch sicher, dass alle Archivkopien auf dem neuesten Stand sind und prüft die Kopien regelmäßig auf ihre Datenintegrität. Das klingt vielleicht kompliziert, ist aber mit wenigen Klicks eingerichtet.

it-daily.net: Sie betonen auf Ihrer Website, dass Vanderplanki die Daten nach dem Zero Knowledge-Prinzip verschlüsselt. Was bedeutet das?

Tim Berger: Vanderplanki verwendet eine erweiterte Form der Ende-zu-Ende-Verschlüsselung nach dem Zero-Knowledge-Prinzip. Der entscheidende Punkt ist hier, dass nur der Anwender selbst über den Schlüssel zu seinen Daten verfügt. Ganz gleich, wo man Kopien seines Archivs speichert: kein Cloud-Anbieter, niemand, der einen Cloud-Speicher hackt und niemand, der einem das Notebook oder die externen Festplatten entwendet, wird in das Archiv einsehen oder Rückschlüsse auf den Inhalt ziehen können.

it-daily.net: Neben E-Mails können mit Vanderplanki auch Dateien archiviert werden. Welche Idee steht dahinter?

Tim Berger: Die meisten Menschen sammeln im Laufe ihres digitalen Lebens eine stetig wachsende Zahl wichtiger Dateien – etwa zu Steuern, Versicherungen, Finanzen, Studium oder einer Firmengründung. Für diese Daten möchte man sicherstellen, dass sie langfristig erhalten und gleichzeitig vertraulich bleiben. Laut Murphys Gesetz wird alles, was schiefgehen kann, irgendwann auch schiefgehen: Festplatten fallen aus, Accounts werden gehackt, Zugänge gesperrt – und oft passiert der Verlust auch durch eigene Fehler wie versehentliches Löschen.

Natürlich gibt es verschiedenste Wege, diesen Risiken zu begegnen. Mit Vanderplanki ist es jedoch einfacher, weil viele bewährte Schutzmechanismen direkt mitgeliefert werden – etwa redundante Speicherung, die 3-2-1-Regel zur Datensicherung, Manipulationsschutz, Integritätsprüfung, Ende-zu-Ende-Verschlüsselung und eine unbegrenzte Versionshistorie. All das steht „out of the box“ zur Verfügung – für E-Mails ebenso wie für wichtige Dateien.

it-daily.net: Wenn ich meine E-Mails und Dateien mit Vanderplanki langfristig archiviere, entsteht dann nicht auch eine langfristige Abhängigkeit von Vanderplanki selbst? Wie bringen Sie dies mit dem Konzept der Datensouveränität in Einklang?

Tim Berger: Dies ist ein wichtiger Punkt. Und wir wollen in jedem Fall verhindern, dass Anwender mit Vanderplanki in einen Lock-in-Effekt geraten und die Kontrolle über ihre Daten verlieren. Dazu haben wir drei Vorkehrungen getroffen. Zunächst können alle Daten zu jeder Zeit wieder aus dem Archiv heraus exportiert werden. E-Mails in Standardformaten und Dateien im Ursprungsformat. Wichtiger ist aber der Vanderplanki Reader. Die ist eine Open-Source-Software, mit der im Notfall völlig unabhängig von der Vanderplanki-Software auf das Archiv zugegriffen werden kann. Zuletzt haben wir das Speicherformat der Archive offen und vollständig dokumentiert, was unabhängige Sicherheitsanalysen und die Entwicklung von Importwerkzeugen durch Dritte ermöglicht.

it-daily.net: Für wen ist Vanderplanki konzipiert?

Tim Berger: Vanderplanki ist eine kostenlose Software, die man in wenigen Minuten unter Windows, macOS und Linux installieren kann. Dazu sind weder IT-Wissen noch Einarbeitung erforderlich. Daher kann jeder, der seine Daten langfristig sicher und unter eigener Kontrolle aufbewahren möchte, die Software nutzen. Vanderplanki wird bereits heute von tausenden Anwendern genutzt. Viele nutzen es rein privat, andere für ihr Business.

it-daily.net: Zum Abschluss eine Frage, die womöglich einigen Lesern auf der Zunge liegt. Was bedeutet eigentlich der Name „Vanderplanki“?

Tim Berger: Vanderplanki – genauer gesagt, die Larven von Polypedilum vanderplanki – sind die sowohl kälte- als auch trockenheitsresistentesten Insekten. Sie können in flüssigem Helium (−270 °C) bis zu fünf Minuten ohne bleibende Schäden überleben. Außerdem ist dies die einzige bekannte Art, die bis unter 3 % Feuchtigkeit austrocknen und überleben kann. Ungewöhnlich, aber sehr passend für eine Archivierungslösung!

it-daily.net: Herr Berger, vielen Dank für das Gespräch.

Tim Berger: Sehr gerne. Falls Ihre Leser mehr über Vanderplanki erfahren möchten, finden sie auf unserer Website alle weiteren Informationen und den kostenlosen Download.

(red)

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