Forschende des Sicherheitsunternehmens ESET haben eine ungewöhnliche Malware aufgespürt, die Künstliche Intelligenz auf neue Weise einsetzt.
Das Programm trägt den Namen PromptLock und hebt sich von bisherigen Ransomware-Varianten ab, weil es ein lokal installiertes Sprachmodell verwendet, um während des Angriffs eigenständig Skripte zu erzeugen. Diese Fähigkeit erlaubt es der Schadsoftware, flexibel auf Dateien zuzugreifen, sie zu kopieren oder zu verschlüsseln – abhängig von den im Code hinterlegten Anweisungen.
Funktionsweise und Besonderheiten
PromptLock erstellt sogenannte Lua-Skripte, die sowohl unter Windows als auch unter Linux und macOS lauffähig sind. Die Software durchsucht lokale Verzeichnisse, analysiert die Inhalte und entscheidet selbstständig über das weitere Vorgehen. Neben dem Verschlüsseln oder Ausspähen von Daten ist offenbar auch eine Funktion zur dauerhaften Löschung vorbereitet – bislang jedoch nicht aktiviert.
Die Verschlüsselung erfolgt mit dem SPECK-Algorithmus in einer 128-Bit-Version. Entwickelt wurde das Schadprogramm in Golang. Erste Proben tauchten bereits auf der Analyseplattform VirusTotal auf. ESET geht zwar davon aus, dass es sich derzeit noch um ein Proof-of-Concept handelt, also eine Art Machbarkeitsstudie, doch das Risiko sei dennoch ernst zu nehmen.
ESET-Sicherheitsforscher Anton Cherepanov betont, dass mit derartigen Werkzeugen die Einstiegshürden für Angreifer deutlich sinken: Ein leistungsfähiges Sprachmodell könne ausreichen, um Schadsoftware zu generieren, die sich anpasst und schwerer zu erkennen ist. Für die Cybersicherheit sei dies ein klarer Warnhinweis.
Lokale KI statt Cloud-Anbindung
Besonders bemerkenswert ist, dass die Software kein externes System kontaktiert, sondern ein lokal über eine API eingebundenes Sprachmodell nutzt. Damit entstehen die Angriffsskripte direkt auf dem betroffenen Rechner. Selbst die Bitcoin-Adresse für die geforderte Zahlung ist im Programmcode verankert. Kurioserweise führt diese Adresse zu einem Wallet, das dem Bitcoin-Erfinder Satoshi Nakamoto zugeschrieben wird.
ESET hat technische Details unter dem Namen Filecoder.PromptLock.A veröffentlicht, um Fachleute für die neuartige Bedrohung zu sensibilisieren. PromptLock zeigt, dass Künstliche Intelligenz nicht nur im positiven Sinne neue Möglichkeiten eröffnet, sondern auch die Entwicklung von Schadsoftware auf eine neue Stufe heben kann.