Von der E-Mail in die Disposition

Cyberkriminelle stehlen Fracht per Fernwartungstool

Diebstahl

In der Transport- und Logistikbranche häufen sich Berichte über digitale Angriffe, die direkt auf Warenlieferungen abzielen.

Sicherheitsforscher von Proofpoint haben eine neue Welle hochprofessioneller Cyberattacken identifiziert: Kriminelle nutzen dabei legitime IT-Fernwartungstools, um sich Zugang zu Unternehmensnetzwerken zu verschaffen und anschließend ganze Frachtlieferungen zu stehlen.

Anzeige

Vorgehensweise der Angreifer

Die Angriffe folgen einem klaren Muster. Zunächst kompromittieren die Täter Accounts auf digitalen Frachtbörsen und platzieren gefälschte Frachtangebote. Sobald ein Transportunternehmen auf diese Angebote reagiert, erhalten die Mitarbeiter E-Mails mit angeblichen Vertrags- oder Frachtinformationen. Diese enthalten Links zu ausführbaren Dateien oder Installationspaketen, die bekannte Remote-Monitoring- und Management-Tools (RMM) wie ScreenConnect, SimpleHelp oder PDQ Connect installieren.

Die Legitimität der RMM-Software macht sie für Angreifer besonders attraktiv. Signierte Programme von bekannten Herstellern lösen weniger Verdacht aus und umgehen oft Sicherheitslösungen. Nach der Installation verschaffen sich die Kriminellen einen Überblick über die Systeme, sammeln Zugangsdaten und planen gezielt, welche Frachten sie stehlen können. Die physische Abholung erfolgt schließlich unter dem Namen des kompromittierten Unternehmens, wodurch die Täter ihre Spuren zunächst verwischen.

Flexibilität und Reichweite der Kampagnen

Seit August 2025 hat Proofpoint nahezu zwei Dutzend solcher Kampagnen beobachtet. Der Umfang reicht von wenigen Nachrichten bis zu mehreren tausend pro Kampagne. Die Angreifer setzen auf unterschiedliche Taktiken: Sie manipulieren Frachtbörsen, übernehmen bestehende E-Mail-Konversationen (sogenanntes E-Mail-Thread-Hijacking) oder starten breit angelegte Direktkampagnen, die große Speditionen, Broker oder integrierte Supply-Chain-Anbieter adressieren.

Anzeige

Besonders kritisch ist die genaue Branchenkenntnis der Täter. Sie wissen um typische Abläufe in Logistikunternehmen und nutzen sowohl technische als auch organisatorische Schwachstellen aus, um ihre Angriffe erfolgreich durchzuführen.

Newsletter
Newsletter Box

Mit Klick auf den Button "Jetzt Anmelden" stimme ich der Datenschutzerklärung zu.

Cybersicherheit und physische Sicherheit verknüpfen

Die Fälle zeigen, dass in der Logistik die Trennung zwischen digitaler und physischer Sicherheit zunehmend aufgehoben wird. Unternehmen müssen ihre Sicherheitsstrategien entsprechend anpassen. Awareness-Programme sollten das Missbrauchspotenzial von RMM-Tools thematisieren und Mitarbeitende für die Risiken sensibilisieren. Nur so lassen sich digitale Angriffe und physischer Frachtdiebstahl wirksam verhindern.

Pauline

Dornig

Online-Redakteurin

IT Verlag GmbH

Pauline Dornig joined the IT Verlag team as an online editor in May 2020. (pd)
Anzeige

Artikel zu diesem Thema

Weitere Artikel

Newsletter
Newsletter Box

Mit Klick auf den Button "Jetzt Anmelden" stimme ich der Datenschutzerklärung zu.