Betrugsprävention: Die Ära der digitalen Identität beginnt

In der Anonymität des Internets haben Betrüger leichtes Spiel. Um sie von legitimen Käufern unterscheiden zu können, sollten Onlineshops ihre digitale Identität verstärkt unter die Lupe nehmen und vermehrt auf Betrugsprävention setzen.

Laut einer Umfrage von Appinio und Spryker nutzen inzwischen zwei Drittel der Deutschen ihr Smartphone zum Shoppen. Dabei hat PayPal als beliebteste Zahlungsart erstmals den Kauf auf Rechnung überholt, wie aus den Ergebnissen der EHI-Studie „Online-Payment 2023“ hervorgeht. Für Shop-Betreiber sind das gute Nachrichten, denn im Vergleich zum traditionellen Geschäft vor Ort wird es online immer einfacher, Konsumenten vom Kauf zu überzeugen. Aufgrund der derzeitigen Wirtschaftslage ist das Wachstum zuletzt zwar zurückgegangen, trotzdem prognostiziert der Handelsverband Deutschland auch für 2023 Onlineumsätze in Höhe von 84,5 Milliarden Euro.

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Der E-Commerce muss sich also nicht um seine Zukunft sorgen – sollte man zumindest meinen. Denn je bequemer das Onlineshopping für Kunden wird, desto höher ist das Risiko für den Onlinehandel, dass diese Möglichkeiten von Betrügern schamlos ausgenutzt werden. Schon jetzt verliert der E-Commerce dadurch Umsätze in Milliardenhöhe und dank neuer KI-Tools könnte die Tendenz in den kommenden Jahren noch einmal erheblich steigen.

Die angewandten Betrugsmethoden sind vielfältig

Allein ein Onlineshop wie About You zählt rund 12,5 Millionen aktive Käufer pro Jahr. Der E-Commerce wächst exponentiell, was es immer schwieriger macht, den Überblick darüber zu behalten, welche Kunden legitime Absichten haben und welche nicht. Einerseits werden Personen zunehmend zum Problem, die ihr Rückgaberecht ausreizen, indem sie beispielsweise gebrauchte Produkte zurückgeben oder Dinge bestellen, von denen sie wissen, dass sie sie ohnehin zurückgeben werden. Um dennoch für größtmögliche Zufriedenheit zu sorgen, haben einige Onlineshops Richtlinien aufgestellt, die die Rückerstattung ermöglichen, noch bevor die Retoure das Lager erreicht hat.

Online-Betrüger machen sich diese Gutmütigkeit gerne zunutze, indem sie statt der eigentlichen Ware eine Fälschung, wertlose Gegenstände wie zum Beispiel Steine oder sogar einen komplett leeren Karton zurückschicken. Der Aufwand, den Betrug zurückzuverfolgen, ist hoch und endet leider häufig in einem Misserfolg, denn die Übeltäter sind geschickt darin, ihre Kontodaten zu verschleiern oder die Versandetiketten ihrer Rücksendung zu manipulieren. Vorfälle wie diese sind nicht selten. Wir gehen sogar davon aus, dass rund jede zehnte Retoure betrügerischer Natur ist. 

Ebenso ambivalent ist für Händler die Frage, wie sie mit neuerstellten Accounts und Gastbestellungen umgehen sollen. Einerseits besteht das Ziel natürlich darin, neue Kunden zu gewinnen. Jeder Account, der neuerstellt wird, ist demnach als Erfolg zu bewerten. Andererseits wird auch dies gerne als Betrugsmasche verwendet. Gerade in den Wochen vor Weihnachten, in denen der größte Umsatz des Jahres erzielt wird, steigt die Zahl neuer Accounts drastisch an. Das liegt auch daran, dass einige Betrüger gleich mehrere Konten in demselben Shop eröffnen, um mehrmals von den Feiertagsangeboten zu profitieren.

Rechtlich ist das zwar nicht verboten, dennoch führt es zu einem erheblichen Kostenanstieg, ohne dass „echte“ Kunden hinzugewonnen werden. Da der E-Commerce während dieser Zeit unter enormem Druck steht, weil jede einzelne Bestellung hinsichtlich eines etwaigen Betrugsversuch überprüft werden muss, fällt es Cyberkriminellen umso leichter, unter dem Radar zu bleiben. Eine Analyse von Riskified hat gezeigt, dass von Konten, die weniger als einen Tag alt sind, ein deutlich höheres Risiko ausgeht – tatsächlich ist die Anzahl der Betrugsversuche hier im Schnitt sogar doppelt so hoch als bei Gastkäufer ohne eigenen Account. Im Vergleich zu Stammkunden ist das Betrugsrisiko sogar dreimal so hoch.

Die Bedeutung der digitalen Identität nimmt zu

Die Anonymität des Internets macht es Betrüger:innen leicht, ihre Daten zu verschleiern. Daher wird die Bedeutung der digitalen Identität in Zukunft stark zunehmen. Großzügige Richtlinien aufzustellen und gleichzeitig missbräuchliche Aktivitäten punktgenau herauszufiltern, ist ein höchst komplizierter Balanceakt – ihn zu meistern, wird allerdings entscheidend sein, wenn Händler den Überblick behalten wollen. Moderne Technologien zur Visualisierung von Kund:innenverhalten und -identität können genau dabei weiterhelfen.

Maschinelles Lernen kann beispielsweise dabei helfen, Richtlinienmissbrauch in Echtzeit zu erkennen und zu verhindern, indem Identätitscluster aus Milliarden von Accounts verglichen und analysiert werden. Ein Unternehmen, das bereits auf eine solche Betrugspräventionstechnologie setzt, ist der Actionkamerahersteller GoPro. Mithilfe robuster Identitätsdaten gelingt es, Richtlinienansprüche auf individueller Ebene zu prüfen und bei Bedarf anzupassen. So wird für alle Kund:innen das beste Einkaufserlebnis bei minimalen Risiko gewährleistet.

Generell sind Onlineshops gut beraten, zukünftig auf eine verpflichtende Kontoerstellung zu setzen. Auch Mitgliedschafts- und Treueprogramme können helfen, digitale Identitäten der Käufer zu erstellen, die detailliert genug sind, um auffällige Aktivitäten herausfiltern zu können. Nur so werden sie im Land der unbegrenzten Möglichkeiten, zu dem sich der E-Commerce zunehmend entwickelt, auch weiterhin den Überblick behalten und ungebetene Gäste möglichst mühelos erkennen können. Gelingt ihnen dies nicht, werden die Verluste 2024 umso höher ausfallen.

Jeff

Otto

Riskified -

Chief Marketing Officer

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