Balance statt Blockade

Agentic AI trifft IT-Security: Wenn Schutzmechanismen zum Hindernis werden

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Agentische KI, also autonome KI-Agenten, sind die nächste Evolutionsstufe der Automatisierung. Denn anders als klassische Bots oder Skripte folgen sie nicht nur starren Regeln, sondern durchlaufen adaptive Schleifen aus Beobachten, Planen, Handeln, Reflektieren und Anpassen.

Damit sind sie in der Lage, komplexe Aufgaben, von Reisebuchungen über Systemprüfungen bis hin zur Prozessoptimierung, vollständig ohne menschliches Zutun zu erfüllen. Für Unternehmen versprechen diese Systeme enorme Effizienzgewinne und die Möglichkeit, menschliche Engpässe zu vermeiden.

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Doch ausgerechnet etablierte Sicherheitsmechanismen, die seit Jahren digitale Infrastrukturen schützen, können beim Einsatz von KI-Agenten zum Stolperstein werden.

Wenn Sicherheit die KI ausbremst

Ob CAPTCHA, Multi-Faktor-Authentifizierung (MFA) oder Session-Timeouts – all diese Maßnahmen wurden entwickelt, um automatisierte Angriffe zu erkennen und abzuwehren. Durch den vermehrten Einsatz von autonomen Agenten in den Unternehmen führt genau das zu einem Zielkonflikt. Die Schutzmechanismen bremsen Systeme aus, die eigentlich für Geschwindigkeit und Skalierbarkeit sorgen sollen.

So können CAPTCHAs Agenten blockieren, weil sie explizit gegen Automatisierung entwickelt wurden. MFA und Token-Erneuerung unterbrechen Workflows, wenn Agenten keinen Zugriff auf dynamische Anmeldedaten haben. Auch Rate Limiting wird zum Hindernis, wenn es verhindert, dass Agenten größere Mengen an API-Aufrufen tätigen können. Selbst rollenbasierte Zugriffskontrollen (RBAC) können Aktionen verwehren, obwohl ein Agent über gültige Anmeldedaten verfügt. Die Folge: Workflows zerfallen in eine Abfolge von Stop-and-Go-Aufgaben, statt nahtlos und adaptiv abzulaufen.

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Risiken durch Unterbrechungen

Gerade in zeitkritischen Szenarien wie Kundensupport oder IT-Monitoring können solche Unterbrechungen schwerwiegende Auswirkungen haben. Die Risiken sind nicht nur operativ, sondern auch strategisch. Wird ein Agent in seiner Arbeit gestoppt, verliert er schnell Arbeitsgedächtnis und Kontext. Ein Risiko, das zu Fehlentscheidungen führt. Abgebrochene Aufgaben müssen zudem oft neu gestartet werden, was die Effizienz senkt und den Agenten unzuverlässig macht. Hinzu kommt ein gravierendes Skalierbarkeitsproblem, denn jeder manuelle Eingriff erhöht den menschlichen Aufwand linear und konterkariert damit das eigentliche Ziel der Automatisierung.

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Wie Sicherheitsarchitekturen neu gedacht werden müssen

Die Lösung liegt nicht darin, Sicherheitsmaßnahmen einfach abzuschwächen oder zu umgehen, da das nur neue Angriffsflächen schaffen würde. Stattdessen braucht es spezifische Sicherheitskonzepte für KI-Agenten:

  1. Dedizierte Vertrauensbereiche: KI-Agenten arbeiten mit vordefinierten Rechten, deren Einhaltung laufend geprüft wird. Zugriffe enden automatisch, wenn Parameter nicht mehr erfüllt sind.
  2. Zweckgebundene Zugriffsrechte: Temporäre Berechtigungen stellen sicher, dass Agenten nur die Ressourcen nutzen, die sie für eine bestimmte Aufgabe benötigen.
  3. Human-in-the-Loop-Eskalation: In kritischen Fällen bleibt ein Mensch eingebunden, um Eingriffe oder Genehmigungen vorzunehmen.
  4. Runtime-Safety-Mechanismen: Laufzeitkontrollen überwachen das Verhalten von Agenten und verhindern unerwünschte Handlungen.
  5. Governance & Testing: Strenge Tests, wie etwa in Form von Red Teaming, sind unerlässlich, um Sicherheitslücken, Fehlverhalten oder Bias frühzeitig zu erkennen.

So entsteht ein Gleichgewicht aus Autonomie für die Agenten bei gleichzeitiger Kontrolle und Sicherheit für das Unternehmen.

Balance statt Blockade

Die Relevanz von KI-Agenten für Unternehmen wächst rapide. Sie verkürzen Entwicklungszyklen, entlasten Teams und verschaffen Wettbewerbsvorteile. Doch ohne eine Anpassung der Sicherheitsarchitektur droht der Nutzen zu verpuffen. Oder schlimmer noch: Unternehmen schaffen sich durch Ad-hoc-Umgehungen selbst neue Risiken.

Denn klassischer Schutzmechanismen gehören in Zukunft nicht abgeschafft, sondern müssen weiterentwickelt werden. Wer heute in agentenspezifische Sicherheitszonen, KI-Testing und Governance-Modelle investiert, schafft die Grundlage dafür, dass KI-Agenten ihr Potenzial sicher, skalierbar und vertrauenswürdig entfalten können.

Alexander Waldmann

Alexander

Waldmann

Vice President

Applause

Alexander Waldmann ist Vice President bei Applause. Er ist dafür verantwortlich, den Erfolg von Testprojekten und Lösungsimplementierungen für Kunden in Europa sicherzustellen. Zudem ist er Experte in den Bereichen KI, Automatisierung, digitaler Zahlungsabwicklung sowie Sicherheit. Vor seiner Zeit bei Applause war Alex Gründer & CEO von netcorps, einer Full-Service-Beratung
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