Existenzängste oder Champagner

IT Freelancer des Jahres 2017

Rüdiger Deppe ist IT Freelancer des Jahres 2017! Am 1. Dezember wurde der SAP-Experte von einer Fachjury in Berlin mit dem Experten-Preis ausgezeichnet. Im Interview mit Thomas Maas, CEO von freelancermap, klärt er über Vorteile, Hürden sowie Chancen des Freelancer-Daseins auf. 

Rüdiger Deppe ist seit nun mehr als 18 Jahren freiberuflich tätig und würde es sich auch nicht anders wünschen. Der gebürtige Niedersachse begann seine berufliche Laufbahn 1984 nach dem Abitur mit einer Ausbildung zum Industriekaufmann. Deppe ging im Anschluss nicht nur einer Tätigkeit als selbstständiger Handelsvertreter nach, sondern arbeitete von 1991 bis 1999 auch freiberuflich als Dozent für kaufmännische Erwachsenenbildung. Seit 1999 ist er als freiberuflicher SAP ABAP / ABAP OO Softwareentwickler tätig.

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Nun wurde Deppe zum IT Freelancer des Jahres gekürt und verrät im Interview mit Thomas Maas, CEO von freelancermap, was einen guten Freelancer ausmacht, wo und wie er am liebsten arbeitet und inwieweit die Politik freiberufliche Tätigkeiten unterstützt:

Welche Hürden gab es auf dem Weg zum Freelancer-Dasein?
Deppe: Ich habe das Freelancer-Dasein nie als Problem gesehen. Bevor ich meine nunmehr 18 Jahre lange Karriere als ABAP-Entwickler begann, war ich auch schon im kaufmännischen Bereich als Dozent für kaufmännische Erwachsenenbildung viele Jahre freiberuflich tätig. Da war es dann nur konsequent, diese Freiberuflichkeit auch in der IT-Branche weiter zu führen.

Welche sind die Schattenseiten des Freelancer-Daseins?
Deppe: Schattenseiten für das Freelancer-Dasein gibt es für mich nicht. Zu Beginn der Freiberuflichkeit steht natürlich der Kontakteaufbau als größte Herausforderung an. Mittlerweile verfüge ich aber über 4.500 Kontakte zu Projektanbietern. Da gibt es immer irgendwo eine Projektzusage, und ich kann mir meine Projekte aussuchen, die ich gerne machen möchte.

Haben Sie einen Plan B?
Deppe: Nein. Eine Alternative zur Freiberuflichkeit existiert für mich nicht, weil ich die Rahmenbedingungen für ein Angestelltenverhältnis in Deutschland als ganz schlecht ansehe. Die Sozialbeiträge im Angestelltenverhältnis sind viel zu hoch und die finanzielle Vergütung dort ist zu niedrig.

Unterstützt die Politik Freelancer? Gibt es Verbesserungspotenzial?
Deppe: Es ist gut, dass man als Freelancer keine Pflicht zur Zahlung von Sozialversicherungs-beiträgen hat. Leider denkt die Politik derzeit darüber nach, dieses zu ändern. Als lästig empfinde ich die derzeitige Diskussion über Scheinselbstständigkeit. Für jemanden wie mich, der mit tiefstem Herzen Freiberufler ist, ist diese Diskussion absoluter Quatsch. Jeder sollte selbst entscheiden, in welcher Vertragsform man mit seinem Kunden arbeiten will. Zum Glück hat die Gerichtsbarkeit hier in letzter Zeit mehrere positive Gerichtsurteile verlautbart.

Work at home oder Coworking-Space?
Deppe: Work at home ist für mich die angenehmste Art und Weise. Hier ist man in vertrauter Umgebung, und mit den heutigen modernen Mitteln ist eine Zusammenarbeit mit dem Projektteam auch von zu Hause aus problemlos möglich. Ich stehe aber grundsätzlich allen Formen von Arbeitsorten offen gegenüber.

Was war der ausgefallenste bzw. verrückteste Arbeitsplatz, an dem Sie je gearbeitet haben?
Deppe: Das war mein erstes Projekt in der SAP-Branche. Ich hatte lediglich drei Monate lang ABAP selbstständig aus Büchern gelernt und war dann ein Jahr lang als ABAP-Dozent/Trainer tätig gewesen, musste dann aber in meinem ersten Projekt der ABAP-Entwicklung viele Fragen beantworten, die von alten ABAP-Hasen gestellt wurden, die schon zehn Jahre und länger in der ABAP-Entwicklung tätig waren. Aber wir waren ein tolles Projektteam und hatten viel Spaß miteinander.

Warum keine Unternehmensgründung und feste Mitarbeiter?
Deppe: Eine GmbH wäre denkbar, aber der Steuersatz dort liegt immer bei 30 %, auch wenn das Einkommen mal etwas niedriger ausfällt. Gegen feste Mitarbeiter habe ich nichts. Meine Frau ist bei mir angestellt. Ich könnte mir grundsätzlich auch IT-Berater vorstellen, die bei mir angestellt sind. Vielleicht gibt es ja einige interessierte IT-Berater, die diesen Artikel lesen?

Was sind die 3 wichtigsten Soft-Skills für Freelancer?
Deppe: Neugierig sein für Neues, lernbereit und lernwillig sein, Toleranz gegenüber den Ideen der Projektkollegen.

Was macht einen Freiberufler erfolgreich?
Deppe: Es gibt drei Hürden, die jeder Freiberufler meistern muss: Kontakte, Wissenserwerb und die Präsentation der eigenen Expertise und Leistungen. Ohne Kontakte hat man niemanden, dem man seine Dienstleistung anbieten kann. Ständiger Wissenserwerb ist wichtig, weil die IT-Branche sehr schnelllebig ist. Was heute up-to-date ist, kann morgen schon ein alter Hut sein. Deshalb ist lebenslanges Lernen erforderlich. Eine hervorragende Präsentation ist wichtig, weil man sich von seinen Mitbewerbern klar abheben muss. Hier will Kreativität gefragt sein. Man muss den Kunden überzeugen, dass man besser als seine Mitbewerber die Bedürfnisse des Kunden befriedigen kann.

Wie erkennt man, dass der Weg in die Selbstständigkeit das Richtige für mich ist?
Deppe: Das ist vor allem eine Sache der mentalen Einstellung. Man muss sich klar darüber sein, dass man in der Selbstständigkeit jetzt ein Unternehmer ist mit allen Konsequenzen für ein ganzheitliches unternehmerisches Handeln. Um die 3 Hürden Kontakte, Wissenserwerb und Präsentation muss man sich jetzt selbst kümmern. Die Hilfen, die man im Angestelltenverhältnis und Angestelltendenken erhalten hat, gibt es jetzt nicht mehr.

Existenzängste oder Champagner – Was bedeutet für Sie das Freelancer-Dasein?
Deppe: Auf jeden Fall Champagner. Ich bin in einer Zeit in die IT-Branche gegangen, wo ich mir keine Existenzängste machen musste. Es gab viele Projektangebote und wenige Freiberufler. Heute sitze ich auf jeden Fall fest im Sattel und ich finde das Freelancer-Dasein ganz hervorragend. Ich gehöre zu den bekanntesten SAP ABAP / ABAP OO-Softwareentwicklern in Deutschland, ich bin selbstständig, finanziell gesichert, und ich kann mir meine Projekte aussuchen, die ich gerne machen möchte.

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