Welche Kompetenzen sind in der IT-Branche gefragt?

Früher war die Welt noch einfach. Es gab auf dem Arbeitsmarkt Generalisten und Spezialisten. Erstere besitzen eine gute Allgemeinbildung und kennen sich auf jedem Gebiet etwas aus.

Typische Positionen sind Projektmanager, Vertriebsleiter oder Systemadministratoren. Die zweite Gruppe verfügt dagegen über ein ausgezeichnetes Fachwissen auf einem Spezialgebiet, aber kennt sich nicht so gut mit den Zusammenhängen und weiteren Zweigen des Themengebietes aus. Hier zählen zu den typischen Arbeitsplätzen Programmierer in einer Sprache, Entwickler für medizinische Software oder Netzwerktechniker in der Telekommunikation. Ein überdurchschnittliches Know-how in einem bestimmten Thema zeichnet sie aus.

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Aber in den letzten Jahren hat sich das Anforderungsprofil in der IT-Branche stark gewandelt. Die Firmen suchen heute immer mehr ein kombiniertes Profil aus Allgemeinwissen und Spezialwissen. Der Fachmann spricht von T-Shaped Skills. Was ist damit gemeint? Ganz allgemein ausgedrückt, sind damit Arbeitskräfte gemeint, die sowohl über eine breite, allgemeine Wissensbasis als auch gleichzeitig über ein tiefes Fachwissen auf einem Spezialgebiet verfügen.

T-Shaped – topfit für die IT

Es hat sich in den letzten Jahren ein klarer Trend zu T-Shaped Skills herauskristallisiert. Der heutige, ideale Aspirant auf einen interessanten und gut bezahlten Job in der IT-Branche benötigt mehr als nur ein perfektes Beherrschen von JavaScript oder C++. Andererseits reicht aber auch der erfahrene Überblick über die einzelnen Programmiersprachen oder allgemeine Kenntnisse der Netzwerktechnik nicht aus, um große Projekte zu leiten. Egal ob sie im Bereich des Maschinenbaus mit embedded Systems oder in einer objektorientierten Java-Umgebung arbeiten, die Ansprüche sind deutlich gestiegen. Unternehmen verlangen, dass sich neue Jobbewerber neben einem profunden Fachwissen gut im gesamten Themengebiet der Firma auskennen. Auf diese Weise können Sie gleichzeitig fundierte Entscheidungen treffen, die auch abteilungsübergreifend sind, und komplexe IT-Probleme lösen, die in ihr Fachgebiet fallen.

Warum aber werden dafür nicht weiterhin wie bisher zusätzliche, getrennte Mitarbeiter eingestellt? Einer der schwerwiegendsten Gründe dafür ist der seit Jahren anhaltende Fachkräftemangel in IT-Berufen. Die Nachfrage nach reinen IT-Systemadministratoren ist auf einen historischen Tiefstand abgerutscht, dagegen ist der IT-Security-Spezialist mittlerweile der gesuchteste Jobbewerber. Wer also heute als IT-Systemadministrator punkten will, muss einen kompletten Überblick über komplexe Systemumgebungen haben und außerdem genug Spezialwissen besitzen, um Programmierer konkrete Arbeitsanweisungen geben zu können.

Was hat es aber nun eigentlich mit dem Begriff “T-Shaped” auf sich? Das “T” steht symbolisch für zwei verschiedene Formen des Wissens. Dabei steht der horizontale Balken im T zunächst für das allgemeine Fachwissen. Vielleicht haben Sie verschiedene Programmiersprachen zumindest grundsätzlich gelernt, kennen sich in der Administration von Systemen halbwegs aus und beherrschen das digitale Marketing in Grundzügen. Wenn es allerdings an spezielle Fragen geht, dann werden Sie diese an einen anderen Mitarbeiter weiterleiten. Sie wissen aber bereits, an wen.

Der vertikale Strich im T steht dagegen für das Tiefenwissen in einem Spezialgebiet. Sie beherrschen zum Beispiel eine Programmiersprache im Schlaf und haben schon eigene Projekte eigenständig realisiert. Somit wird klar, dass im heutigen IT-Business weder der IT-ler, der von allem ein bisschen weiß, noch der “Fachidiot” bei der Arbeitssuche Erfolg haben wird. Das wird auch in der IT-Strategie des Bundes deutlich: Effektivität, Kooperation und Informationssicherheit sind wichtige Punkte des Arbeitspapiers. 

Welche weiteren Skills existieren in der Arbeitswelt?

Neben dem soeben beschriebenen T-Shaped Skill gibt es noch weitere Profile, die versuchen, bildlich die verschiedenen Mitarbeiter-Skills abzubilden. So beschreibt ein Y-Shaped Profil zum Beispiel eine Person, die in einem Spezialgebiet und zwei weiteren Fachgebieten nicht ganz so extrem tief drinsteckt hat wie ein T-Profil. Dagegen wird der griechische Buchstabe Pi mit seinen beiden senkrechten Linien und dem waagerechten Balken beim Pi-Shaped Profil für Leute verwendet, die neben dem Allgemeinwissen in zwei weit auseinanderliegenden Fachgebieten sehr viel Ahnung haben. Schließlich existiert noch das M-Shaped Profil (auch: Comb-Shaped) und bezeichnet Arbeitskräfte, die außer des breiten Allgemeinwissens auf mehreren Fachgebieten ein überdurchschnittliches Wissen haben.

Die Vorteile liegen klar auf der Hand: Wenn Sie als Jobbewerber über eines der vorgenannten Skills verfügen, trumpfen Sie auf dem Arbeitsmarkt. Sie werden zum einen schneller einen Job finden, zum zweiten ist Ihr Arbeitsplatz sicherer als bei reinen Spezialisten oder Mitarbeitern ohne ausreichendes Spezialwissen. Besonders mit T-Shaped Skills haben Sie eine weitaus höhere Flexibilität, können Abteilungen wechseln und arbeiten interdisziplinar. Das bedeutet am Ende auch ein höheres Gehalt als für Ihre Kollegen ohne diese Vielseitigkeit.

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Fazit: Umdenken in den Unternehmensstrukturen

Wie wir sehen, ist der Wandel in der Unternehmenslandschaft ganz besonders in der IT-Branche sichtbar, obwohl auch in anderen Branchen immer mehr der Trend zu einem hochqualifizierten Mitarbeiter mit einem guten Überblick, also einem erweiterten Horizont, deutlich wird. Diversität und Flexibilität sind wichtige Schlagworte in einer Wirtschaft geworden, die schnellen Änderungen unterliegt und sich zeitnah auf neue Nachfragen einstellen muss. Die richtige Mischung aus BROAD und DEEP ist daher erst der Schlüssel zum Erfolg in der Karriere.

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