Studie

Mehr als die Hälfte der deutschen Beschäftigten mit Burnout-Symptomen

Burnout

Der Sommer ist fast vorbei, die Urlaubszeit neigt sich dem Ende zu und die Schule hat wieder begonnen. Für viele Eltern bedeutet dies eine Rückkehr zum hektischen Alltag, in dem sie den Spagat zwischen Arbeit und familiären Verpflichtungen meistern müssen.

In diesem Kontext wird die Frage nach einer für die Arbeitnehmenden funktionierenden Beziehung zwischen Beruf und Arbeit besonders relevant. Protime, ein führender Anbieter von Workforce Management Lösungen, hat in Zusammenarbeit mit YouGov eine unabhängige Studie in Auftrag gegeben, um die damit verbundenen Einstellungen und Gewohnheiten von Arbeitskräften zu untersuchen. Die Ergebnisse bieten interessante Einblicke in die Herausforderungen und Bedürfnisse moderner Arbeitnehmenden.

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Flexibilität, Work-Life-Balance und die Trennung zwischen Beruf und Privatem

Flexibilität ist in der heutigen Arbeitswelt von zentraler Bedeutung – das sehen auch die Unternehmen und bieten ihren Arbeitnehmenden entsprechend die Möglichkeiten zur Gestaltung ihres Arbeitstages. Denn die Flexibilität ihrer Arbeitszeiten wird von etwas mehr als zwei Drittel der Befragten (68%) als positiv wahrgenommen. Dieser Umstand trägt auch zur Balance zwischen Elternverantwortung und Arbeitsverpflichtungen bei: Mehr als ein Drittel der Arbeitnehmenden mit Kindern im Haushalt gibt an, dass Flexibilität im Arbeitsalltag sich positiv auf die Fähigkeit ausgewirkt hat, Elternverantwortung und Arbeitsverpflichtungen in Einklang zu bringen. Flexibilität spielt auch eine entscheidende Rolle bei der Förderung einer ausgewogenen Beziehung zwischen Arbeit und Privatem. Denn flexible Arbeitszeiten ermöglichen es den Mitarbeitenden, ihre Arbeit besser an persönliche Verpflichtungen und Bedürfnisse anzupassen. Dies trägt maßgeblich dazu bei, die Zufriedenheit der Mitarbeitenden zu erhöhen, da sie mehr Kontrolle über ihre Zeit haben und somit eine bessere Balance zwischen beruflichen und privaten Verpflichtungen finden können. Das spiegelt sich auch in der Work-Life-Balance wider, denn mehr als die Hälfte der Arbeitnehmenden bewerten ihre Work-Life-Balance als gut (55%).  Eltern bewerten ihre Work-Life-Balance häufiger positiv (63%) als Kinderlose (51%)

Die Ergebnisse zeigen sich mehr oder minder auch in der Fähigkeit, Arbeitsstunden und Freizeit ausbalancieren zu können. Während 61% der Befragten dies mühelos gelingt, haben mehr als ein Drittel (35%) (eher) große Schwierigkeiten dabei. Zudem bevorzugen 81% der Befragten eine klare Trennung zwischen Arbeit und Privatleben. Nur 16% lehnen diese klare Trennung eher oder völlig ab. Diese Ergebnisse verdeutlichen, dass eine Mehrheit der Arbeitnehmenden sowohl die Balance zwischen Arbeit und Freizeit als auch eine klare Abgrenzung zwischen beruflichen und privaten Bereichen schätzt.

Ein Blick hinter die Kulissen: Erreichbarkkeitsdruck und Burnoutsymptome

Trotzdessen, dass ein großer Teil der Befragten von einer guten Work-Life-Balance spricht und eine klare Trennung zwischen Arbeit und Privatleben bevorzugt, gibt es auch eine Kehrseite:

  • Mehr als ein Drittel (35%) fühlt sich unter Druck gesetzt, ständig erreichbar zu sein,

insbesondere Gen Z (44%) und Millennials (45%).

  • Knapp die Hälfte der Befragten (49%) gibt an, dass es für sie kein Problem ist, an freien Tagen E-Mails zu überprüfen und sich auf die bevorstehende Arbeitswoche vorzubereiten.
  • Bei Personen mit Kindern im Haushalt liegt dieser Wert sogar bei 60%, im Vergleich zu 44% bei denen ohne Kinder.
  • 46% der Beschäftigten überprüfen häufig außerhalb der regulären Arbeitszeiten arbeitsbezogene E-Mails oder Nachrichten.

Vielerlei Faktoren können zu Burnout-Symptomen führen. 55% der Befragten erleben diese aufgrund von schlechtem Zeitmanagement. Besonders stark betroffen sind Millennials (63%) und Frauen (60%). Arbeitsstress führt bei der Hälfte der Befragten (50%) außerdem dazu, dass sie während ihres Urlaubs oder ihrer freien Zeit bereits krank wurden.

Die Ergebnisse der Befragung verdeutlichen eine Diskrepanz zwischen dem Wunsch nach einer klaren Trennung von Arbeit und Privatleben und der gelebten Realität. Die ständige Erreichbarkeit und die Vermischung von Arbeit und Freizeit können zu erheblichen Belastungen und gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen. Besonders jüngere Generationen und Eltern scheinen hierbei besonders stark betroffen zu sein. Diese Erkenntnisse deuten darauf hin, dass Maßnahmen zur Förderung einer besseren Balance zwischen dem Arbeitsleben und der Freizeit dringend erforderlich sind, um langfristige gesundheitliche Schäden zu vermeiden.

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Fachkräftemangel und fehlendes Personal: Überstunden weit verbreitet

Sind Arbeitnehmende erst einmal krank, fällt die zusätzliche Arbeit auf ihre Kolleg*innen ab. Daher ist es nicht weiter verwunderlich, dass der Arbeitsdruck und die Notwendigkeit, Überstunden zu leisten, weit verbreitet sind: Knapp die Hälfte der Befragten (48%) fühlen sich unter Druck gesetzt, Überstunden zu machen.

  • Dieser Druck ist bei Millennials (60%) und Gen Z (57%) besonders stark ausgeprägt.
  • Frauen (50%) und Eltern (59%) sind stärker betroffen als Männer (46%) und Kinderlose (43%).
  • Der Hauptgrund ist laut den Befragten Personalmangel oder Unterbesetzung (40%), gefolgt von der Arbeit (37%) und den persönlichen Erwartungen an sich selbst (25%).

Diese Zahlen verdeutlichen, dass der Überstundendruck durch eine Kombination aus organisatorischen und individuellen Faktoren entsteht, die gezielte Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen und zur Unterstützung der Mitarbeitenden erfordern.

Pausengewohnheiten: Verzicht und Manipulation der Zeiten

Kommt es zu Stress und Überstunden, werden schon auch mal die Pausen missachtet, wie es scheint:

  • Während 68% der Befragten zwar regelmäßig Pausen machen, geben knapp ein Drittel (30%) an, selten oder nie Pausen zu machen.
  • Dabei interessant: Gen X und Babyboomer (jeweils 35%) machen häufiger Pausen als die jüngeren Generationen Gen Z (22%) und Millennials (21%).
  • Frauen (16%) und Eltern (37%) machen seltener Pausen als Männer (7%) und Kinderlose (27%).
  • Mehr als ein Drittel (35%) gibt zu, dass sie bei der Erfassung der Pausenzeiten gelegentlich schummeln.
  • Besonders betroffen sind Gen Z (45%) und Eltern (45%), was darauf hindeutet, dass diese Gruppen möglicherweise häufiger in Situationen geraten, in denen sie ihre Pausenzeiten anpassen oder verkürzen müssen, um den Arbeitsanforderungen gerecht zu werden.

Die Manipulationen können dazu führen, dass die tatsächliche Erholung der Mitarbeitenden eingeschränkt wird, was wiederum die allgemeine Arbeitszufriedenheit und das Wohlbefinden beeinträchtigt. Zudem ist die Arbeitszeit gesetzlich geregelt. Möglicherweise hängt diese Praxis daher auch mit der Vorschrift zusammen, die vorschreibt, dass nach sechs Stunden Arbeit mindestens 30 Minuten Pause gemacht werden müssen.

Auswirkungen der Elternschaft auf die Arbeit

Wenig verwunderlich: Elternschaft hat erhebliche Auswirkungen auf die Arbeitsgewohnheiten und -präferenzen: 74% der Eltern berichten dies, und knapp die Hälfte (46%) der Eltern empfindet die Balance zwischen Kinderbetreuung und Arbeit als eine Herausforderung. Besonders Frauen (52%) sind davon betroffen im Vergleich zu Männern (40%). Flexibilität (41%) und die Möglichkeit, von zu Hause aus zu arbeiten (35%), sind für Eltern besonders in diesem Zusammenhang wichtig geworden.

Die konkreten Auswirkungen der Elternschaft variieren.

  • 37% der Eltern berichten, dass sie bei der Arbeitszeit nicht mehr so flexibel sind wie vor der Elternschaft, wobei Frauen (45%) stärker betroffen sind als Männer (30%).
  • 31% der Eltern arbeiten häufiger zu Hause oder im Home-Office, wobei Männer (34%) dies häufiger tun als Frauen (29%).
  • Weitere Veränderungen umfassen einen früheren Arbeitsbeginn (27%) oder einen späteren Arbeitsbeginn (24%).
  • Für 22% ist es wichtig, spät am Abend zu arbeiten, wenn die Kinder schlafen, und 21% geben an, dass Kinderbetreuungsmöglichkeiten am Arbeitsplatz an Bedeutung gewonnen haben.
  • 20% der Eltern fallen häufiger  bei der Arbeit aus, z. B. wegen der Krankheit oder fehlender Betreuung ihres Kindes, wobei Frauen (23%) häufiger betroffen sind als Männer (16%).

Diese Ergebnisse zeigen, dass Elternschaft tiefgreifende Veränderungen in den Arbeitsgewohnheiten und -präferenzen mit sich bringt.

„Die Ergebnisse unserer Studie verdeutlichen eindrucksvoll, dass Flexibilität und klare Grenzen für ein gesundes Verhältnis zur Arbeit unerlässlich sind. Arbeitgeber müssen eine umfassende Herangehensweise an das Management von Work-Life-Boundaries verfolgen, die nicht nur klare Richtlinien umfasst, sondern auch kulturelle Veränderungen und praktische Werkzeuge, um Mitarbeitende optimal zu unterstützen. Dazu gehört auch die bewusste Gestaltung der Arbeitszeit – mit der Einhaltung von Pausen, ohne Druck für Überstunden und ohne unnötigen Arbeitsstress. Die potenziellen Vorteile sind enorm – von verbessertem Wohlbefinden der Mitarbeitenden über reduzierte Burnout-Raten und Fehlzeiten bis hin zu gesteigerter Produktivität. Es ist an der Zeit, dass Unternehmen erkennen, dass die Achtung der Work-Life-Balance und einer gesunden Arbeitsgestaltung nicht nur im Interesse der Mitarbeitenden liegt, sondern auch für den langfristigen Erfolg des Unternehmens unerlässlich ist”, so Gille Sebrechts, CEO von Protime.

Über die Studie

Im Rahmen der Studie wurden im Zeitraum vom 23. Mai bis 29. Mai 2024 2.048 Beschäftigte befragt, um die Einstellungen und Erfahrungen der Einzelpersonen in Bezug auf Herausforderungen und Erwartungen im Arbeitsumfeld zu untersuchen. Die Umfrage wurde mittels Online-Interviews mit Teilnehmenden des YouGov Panel Deutschland durchgeführt.

(pd/Protime)

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