Die Annahme, dass Männer risikofreudiger seien als Frauen, hält sich seit Jahrzehnten – gespeist aus wirtschaftlichen und psychologischen Studien, die Risikoverhalten fast ausschließlich aus männlicher Perspektive betrachten.
Eine neue Analyse des Poker-Portals VIP Grinders stellt dieses weit verbreitete Klischee nun infrage und beleuchtet ein differenzierteres Bild weiblicher Risikobereitschaft (via Pressetext).
Risiko jenseits von Extremsport und Wettkampf
Die gängige Vorstellung von „Risikofreude“ ist oft eng mit körperlicher Konfrontation, Wettkampf oder Abenteuerlust verbunden – klassische Merkmale männlich konnotierter Verhaltensweisen. Doch was dabei oft übersehen wird: Frauen treffen tagtäglich Entscheidungen mit enormem Risikopotenzial – allerdings auf anderen Ebenen.
Ob berufliche Selbstständigkeit trotz familiärer Verpflichtungen, langfristige Investitionen oder persönliche Eingriffe mit sozialen und emotionalen Folgen – das Spektrum strategischer Risiken, die Frauen bewusst eingehen, ist breit. Diese Risiken sind nicht spektakulär, aber substanziell – und oft folgenreicher als ein Fallschirmsprung.
Risikokompetenz statt Leichtsinn
Die Studie betont, dass Frauen nicht weniger Risiken eingehen – sondern andere. Und: Sie tun dies meist mit überlegter Strategie. Weibliche Führungskräfte etwa investieren häufiger in risikoreiche Innovationsbereiche wie Forschung und Entwicklung. Das sei kein Zufall, sondern Ausdruck eines bewussten Umgangs mit Unsicherheit.
Telma Casaca von VIP Grinders spricht daher von „Risikointelligenz“ statt Risikoscheu. Frauen analysierten sorgfältiger, wägen Konsequenzen ab und handeln kontrolliert – nicht aus Angst, sondern mit Weitblick. Dieses Verhalten werde allerdings häufig als Vorsicht fehlgedeutet, obwohl es vielmehr eine Reaktion auf die strengeren Maßstäbe sei, an denen Frauen im Berufsleben gemessen würden.
Trotz ihrer Risikokompetenz stoßen viele Frauen in Unternehmen an eine Grenze, die sie kaum beeinflussen können: die sogenannte „gläserne Decke“. Gemeint sind strukturelle Barrieren, die Frauen – trotz Eignung – den Aufstieg in Top-Positionen erschweren. Um diesen Teufelskreis zu durchbrechen, geben die Autoren der Studie konkrete Empfehlungen.
Fünf Wege zu mehr Sichtbarkeit und Einfluss
- Sichtbar werden: Wer führen will, muss wahrgenommen werden. Frauen sollten ihre Kompetenzen aktiv zeigen – in Meetings, auf Branchenevents, in sozialen Medien oder Podcasts. Das schafft Vertrauen und zeigt Führungspotenzial.
- Selbstbewusst bewerben: Viele warten, bis sie alle Anforderungen einer Führungsposition erfüllen. Doch Perfektion ist kein Maßstab. Wer strategisch bereit ist, sollte den Schritt wagen – auch wenn nicht alle Punkte der Stellenbeschreibung passen.
- Netzwerke pflegen: Beziehungen über Abteilungsgrenzen hinweg sind entscheidend. Ein stabiles Netzwerk entsteht nicht durch Abwarten, sondern durch gegenseitige Unterstützung und Anerkennung.
- In sich selbst investieren: Weiterbildung, Coachings oder gezielte Projekte sind kein Luxus, sondern eine Investition in die eigene Zukunft. Wer an sich arbeitet, signalisiert Bereitschaft zur Führung.
- Komfortzone verlassen: Neue, herausfordernde Aufgaben zu übernehmen, kann unbequem sein – ist aber ein starkes Signal an Entscheidungsträger. Hier zeigt sich, wer bereit ist, Verantwortung zu übernehmen.
Risikobereitschaft ist keine Frage des Geschlechts – sondern der Perspektive. Frauen zeigen täglich, dass sie bereit sind, mutige Entscheidungen zu treffen. Doch sie tun es auf ihre Weise: reflektiert, strategisch und zukunftsorientiert. Es wird Zeit, dieses Risikoverhalten nicht länger zu unterschätzen – sondern als wertvolle Kompetenz zu erkennen.