Künstliche Intelligenz ist längst kein Zukunftsthema mehr – sie hat den Büroalltag in Deutschland erreicht.
Das zeigt eine aktuelle Studie des europäischen Cloud-Anbieters Cegid, die vom Meinungsforschungsinstitut OpinionWay in vier Ländern durchgeführt wurde. Befragt wurden über 2.000 Angestellte aus Deutschland, Frankreich, Spanien und Portugal. Das Ergebnis: Zwei Drittel der deutschen Beschäftigten nutzen bereits KI im Berufsleben, fast ein Drittel davon regelmäßig.
Trotz dieser hohen Nutzungsquote schwanken die Gefühle zwischen Begeisterung und Skepsis. Mehr als die Hälfte der Befragten zeigt sich neugierig gegenüber der Technologie, knapp ein Drittel sogar enthusiastisch – der höchste Wert im europäischen Vergleich. Gleichzeitig fürchten 42 Prozent, dass KI bestimmte Jobs ersetzen könnte, und fast ebenso viele erwarten tiefgreifende Veränderungen ihrer täglichen Arbeit.
KI-Kompetenz wächst – doch Unternehmen bremsen
Ein Viertel der deutschen Büroangestellten hält sich selbst für fortgeschrittene KI-Anwender. Viele setzen die Tools jedoch auf eigene Initiative ein: Nur etwa jede vierte Person informiert Vorgesetzte über den KI-Einsatz. Zudem nehmen nur 17 Prozent ihr Unternehmen als aktiv engagiert beim Thema künstliche Intelligenz wahr.
Mehr als die Hälfte empfindet die Haltung ihrer Firma sogar als zurückhaltend – ein Spitzenwert im europäischen Vergleich. Während in Frankreich vor allem kleinere und mittlere Betriebe den Einsatz neuer Technologien vorantreiben, sind es in Deutschland eher große Unternehmen, die beim Thema KI vorangehen.
Ein Bereich, in dem Nachholbedarf besteht, ist das Bewusstsein für die ökologischen Folgen. Rund 50 Prozent der deutschen Befragten glauben, KI verbrauche nicht mehr Energie als eine einfache Internetsuche. 57 Prozent berücksichtigen den ökologischen Fußabdruck bislang gar nicht. In Frankreich dagegen ist das Umweltbewusstsein in diesem Punkt deutlich ausgeprägter.
Wo KI heute schon unterstützt
Im Büro kommt KI vor allem dort zum Einsatz, wo Sprache, Text und Daten eine Rolle spielen. Etwa die Hälfte der Nutzer erstellt E-Mails, Notizen oder längere Texte mit Hilfe künstlicher Intelligenz. Ebenso viele lassen sich Dokumente automatisch zusammenfassen. Übersetzungen und Datenanalysen gehören ebenfalls zu den häufigsten Anwendungen.
Bei den eingesetzten Tools dominieren externe Anbieter: Rund 49 Prozent nutzen spezialisierte Business-Abos wie ChatGPT oder Claude, ebenso viele greifen auf KI-Funktionen in Office-Programmen – etwa Microsoft Copilot – zurück. Nur ein kleiner Teil der Befragten verwendet interne, unternehmenseigene Lösungen.
Laut Cegid sollten gerade kleine und mittlere Unternehmen den technologischen Wandel aktiv gestalten, um sich Wettbewerbsvorteile zu sichern. Große Organisationen wiederum müssten ihre KI-Strategie stärker auf die Mitarbeitenden ausrichten, um Akzeptanz und Kompetenz gleichermaßen zu fördern.
Die Ergebnisse machen deutlich: Künstliche Intelligenz ist in deutschen Büros angekommen, doch der Wandel ist erst im Gange. Viele Beschäftigte sehen in der Technologie eine Chance, ihre Arbeit produktiver zu gestalten – gleichzeitig wächst die Sorge um Jobveränderungen und ethische Fragen. Entscheidend wird sein, wie Unternehmen künftig mit diesem Spannungsfeld umgehen: durch klare Strategien, Schulungen und eine Kultur, die den verantwortungsvollen Umgang mit KI fördert.