Streiks – was bedeuten sie für die Lieferkette?

Software-Lieferkette

Selten gab es in Deutschland so viele langandauernde Streiks wie in den letzten Wochen und Monaten, vor allem von Beschäftigten im Verkehrssektor – Lokführer, Flughafensicherheitspersonal, Flugbegleiter, Bodenpersonal und Mitarbeiter des öffentlichen Nahverkehrs, Busfahrer.

Alles Beschäftigte aus den sogenannten kritischen Infrastrukturbereichen, die nicht nur für die Grundversorgung der Gesellschaft, sondern auch für die Industrie unverzichtbar sind.

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Ein Streik im Verkehrssektor betrifft nicht nur die vielen Berufspendler, Reisenden und Schüler, sondern auch die Industrie. Wenn Beschäftigte oder die für die Vorproduktion benötigten Güter, z.B. für Automobilhersteller, Chemiewerke oder Raffinerien

zu spät oder gar nicht eintreffen, kann dies zu ungewollten Produktionsausfällen führen und eine Kettenreaktion auslösen, die im schlimmsten Fall die Lieferkette zum Erliegen bringen kann.

Auswirkungen der Streiks auf die Wirtschaft und die Lieferkette

Die Schiene ist neben dem Lkw-Transport eine der wichtigsten Verkehrssäulen in der Lieferkette der deutschen Wirtschaft. 

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes lag die Verkehrsleistung der Schiene im Jahr 2022 bei rund 140 Milliarden Tonnenkilometern, was einem Marktanteil von 19,8 Prozent entspricht, niedrig im Vergleich zum Verkehrsträger LkW, der einen Marktanteil von 71,3 Prozent hat. Dennoch ist die Schiene ein wichtiger und unverzichtbarer Verkehrsträger für den Transport von Gefahrgütern, die zum Beispiel von der chemischen Industrie benötigt werden, oder von Produkten für die Automobilindustrie und von Fertigfahrzeugen. Und nach Angaben des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr verlaufen sechs der elf Güterverkehrskorridore in Europa durch Deutschland.

Die in letzter Zeit vermehrten Streiks im Transportgewerbe führen daher nicht nur zu Lieferengpässen und ungewollten Produktionsausfällen im bestreikten Land, sondern auch in den europäischen Nachbarländern, da die benötigten Güter dort verspätet ankommen.

Umgang mit Risiken in der Lieferkette

Ähnlich wie bei der anhaltenden Suez-Kanal-Krise erfordern Streiks schnelles Handeln, um Risiken zu erkennen und geeignete Maßnahmen zu ergreifen, und so den Geschäftsbetrieb aufrechtzuerhalten und die Umsatzeinbußen zu minimieren.

Für ein proaktives Risikomanagement in der Lieferkette benötigen Unternehmen aber absolute Transparenz, Flexibilität und Zusammenarbeit über Unternehmensgrenzen hinweg, um gezielt Maßnahmen ergreifen zu können, die die Lieferkette resilienter gestalten.

Hierbei kann der Einsatz eines KI-gestütztes Tools helfen, mögliche Risikoszenarien basierend auf Wetter-, Verkehrs- oder geopolitischen Daten zu formulieren und anhand derer Risiken bewertet und Maßnahmen zur Optimierung ergriffen werden können, wie z. B. das Umsteigen auf andere Transportmittel im Falle eines Bahnstreiks.

Durchgängige Transparenz über die gesamte Lieferkette

Wenn Unternehmen ihre Lieferkette widerstandsfähiger machen wollen, ist Transparenz entlang der gesamten Lieferkette entscheidend. Dazu gehört der Austausch von Informationen entlang der Lieferkette mit den Partnern, z. B. über Angebots- und Nachfrageschwankungen, Kapazitätsengpässe und Nachhaltigkeitsdaten zu Emissionen, Abfall sowie Gesundheit und Sicherheit der Mitarbeiter.

Hierbei kann der Einsatz eines Supply Chain Planning Systems helfen, die Transparenz der Lieferkette, die Prognosegenauigkeit und auch die Zuverlässigkeit der Bestände, den Servicegrad, die Logistik- und Produktionsplanung sowie das Personalmanagement zu verbessern.

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Flexibilität, um auf das Unerwartete zu reagieren

Um schnell auf Veränderungen reagieren zu können, ist Flexibilität einer der wichtigsten Faktoren für die Aufrechterhaltung der Geschäftsfähigkeit des Unternehmens. Im Idealfall erstreckt sich diese Flexibilität über die gesamte Lieferkette, so dass sich alle beteiligten Unternehmen an neue Gegebenheiten anpassen können.

Um diese Flexibilität zu erreichen, sollten zuverlässige Redundanzen geschaffen werden. Hier können z.B. alternative Transportmöglichkeiten zur Schiene trotz möglicher Zusatzkosten in Betracht gezogen, was wiederum aber auch das Risiko eines Lieferengpasses oder Lieferverzug für die Produktion verringert und die Lieferkette stabilisiert.

Neben der Schaffung von Redundanzen in der Logistik kann auch eine flexiblere Produktion die Risiken in der Produktionsplanung selbst minimieren, indem sie ein ERP-System in der Produktion einsetzen. Damit können sie den gesamten Betrieb optimieren, durch Echtzeit-Datenzugriff Einblick in alle Produktionsprozesse erhalten und mehr Transparenz für fundierte Entscheidungen gewinnen.

Zusammenarbeiten über Unternehmensgrenzen hinweg

Neben der Transparenz und Flexibilität trägt auch ein gutes Netzwerk mit Partnern entlang der gesamten Lieferkette zur Risikenminimierung bei. So können Unternehmen mit ihrem Partnernetz zusammenarbeiten, um eine schnelle Lösung für alle Beteiligten in Bezug auf alternative Transportmöglichkeiten oder Lagerbestände zu finden.

Auch wenn die Streiks vorerst beendet sind, könnte es in den kommenden Wochen erneut zu Streiks kommen, insbesondere bei der Bahn, wenn die Parteien keine Einigung erzielen.

Um auf diese Situation vorbereitet zu sein, sollten Unternehmen jetzt proaktive Maßnahmen ergreifen, um die Lieferkette widerstandsfähiger zu machen und so mögliche Lieferengpässe oder sogar Produktionsstopps zu vermeiden. 

Sin To, Senior Director Marketing Communications, SAP

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