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UX-Design: Kein Kunstprojekt, sondern IT-Notwendigkeit

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Felix van de Sand, Co-Gründer und CEO von COBE, einer Agentur für UX-/UI-Design und Softwareentwicklung, legt dar, warum IT-Verantwortliche UX-Design zu ihrer Verantwortung machen müssen und beschreibt wie ein gelungener, effizienter UX-Design-Prozess aussieht.

UX-Design hat noch in viel zu vielen Unternehmen das Stigma, für bloße Ästhetik zuständig zu sein. Dabei geht es bei UX-Design um viel mehr als nur darum. Natürlich soll ein digitales Produkt oder eine digitale Anwendung idealerweise ansprechend aussehen. Moderne UX-Design-Prozesse sind aber vor allem davon geprägt, komplexes IT-Development mit Psychologie, Marktforschungsergebnissen und engen Budgets zu vereinen. In der heutigen digitalen Landschaft ist User Experience (UX) Design weit mehr als ein “Kunstprojekt für Freigeister”. Es muss ein integraler Bestandteil der Entwicklung aller digitaler Produkte sein – sowohl für Kundenanwendungen als auch für interne Schnittstellen.

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Sowohl für Mitarbeitende als auch für Kunden sind in besonderem Maße benutzerfreundliche Anwendungen so wichtig wie noch nie. Die überwiegende Mehrheit von ihnen ist jeden Tag mit digitalen Anwendungen konfrontiert. Der Anspruch an sie steigt damit einhergehend. 66 Prozent der “Application Generation”, wie sie das US-Unternehmen Cisco in einer Studie nennt, gaben 2023 an, dass ihre Ansprüche an Apps seit 2021 nochmal gestiegen sind. Jedem zweiten Befragten gibt eine schlechte Nutzererfahrung das Gefühl, dass die Herausgeber ihre Zeit nicht respektieren.

Projektverantwortliche in IT-Abteilungen müssen verstehen, dass UX immer einen Anteil daran hat, wie erfolgreich Benutzer mit den entstandenen Anwendungen interagieren. Jedes digitale Produkt hat eine User Experience – wird sie bei der Produktentwicklung nicht bedacht, wird ihre Qualität fahrlässig dem Zufall überlassen. Das ist in Zeiten, in denen Effizienz und knappe Budgets in allen Unternehmen an der Tagesordnung stehen, nicht vertretbar. IT-Verantwortliche müssen wissen, wie sie erfolgreich eine zeitgemäße, positive und zielgerichtete Benutzererfahrung schaffen.

Wie erfolgreiches UX-Design aussieht

Ein modernes, erfolgreiches UX-Design basiert auf drei wesentlichen Prinzipien: Nutzerzentrierung, Effizienz und interdisziplinäre Zusammenarbeit. Im Mittelpunkt des Designprozesses muss der Nutzer stehen. Durch kontinuierliche Nutzerforschung und Praxistests schon während des Entwicklungsprozesses muss sichergestellt werden, dass die entwickelten Lösungen den tatsächlichen Bedürfnissen und Erwartungen der Zielgruppe entsprechen. Iteratives Design ermöglicht es, Anpassungen und Verbesserungen effizient umzusetzen. Wer einen Produktentwurf zunächst fertigstellt und ihn erst dann diskutiert, wird später teure Änderungen umsetzen müssen. Stattdessen sollte laufend und möglichst früh Feedback ausgetauscht und Anpassungen vorgenommen werden. Dabei stellt interdisziplinäre Zusammenarbeit sicher, dass mit unterschiedlichen Perspektiven ein ganzheitliches Produkt geschaffen wird, das sowohl funktional als auch benutzerfreundlich ist. Design-Tools wie Figma und Sketch erleichtern diese Zusammenarbeit und ermöglichen nahtlose Übergänge vom Grafik-Design zur Entwicklung​​​​.

Ein idealer Prozess lässt sich grob in sechs Schritte unterteilen:

1. Datenanalyse und Problemdefinition

Digitale Produkte werden nicht um ihrer selbst willen geschaffen, sondern ausgehend von einem Unternehmensziel oder einem erkannten Problem. Zu Beginn eines UX-Prozesses sollten alle für dieses Problem relevanten Daten gesammelt und analysiert werden. Ziel ist es, ein möglichst passgenaues Produkt zu schaffen – dafür braucht es ein tiefgehendes Verständnis der Anforderungen.

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2. Nutzerforschung

Um die Anforderungen zu erfüllen, ist es wichtig, die Bedürfnisse und Probleme der Nutzer zu verstehen. Sollten diese sich nicht ausreichend aus den gesammelten Daten ergeben, müssen sie in Erfahrung gebracht werden. Dabei darf davon ausgegangen werden, dass die meisten Ausgaben, die dieser Schritt erfordert, durch ausbleibende Fehler und Änderungsmaßnahmen später im Prozess eingespart werden. Mit Methoden wie Interviews, Umfragen und Beobachtungen sammeln UX-Designer wertvolle Einblicke in die Erfahrungen und Erwartungen der Nutzer. Schon in diesem Schritt haben IT-Entwickler eine wichtige Rolle: Sie können technische Einschränkungen frühzeitig identifizieren und realistische Lösungsansätze entwickeln.

3. Ideenentwicklung

In der Ideationsphase werden durch Brainstorming kreative Lösungsideen entwickelt. Dabei sollten nicht nur Designer, sondern auch Entwickler aktiv teilnehmen. Ihre technische Expertise hilft, Ideen zu validieren und innovative Ansätze zu finden, die sowohl nutzerfreundlich als auch technisch realisierbar sind.

4. Prototypen erstellen

Je nach Strategie werden in dieser Phase erste Prototypen entwickelt, die die Lösungsideen visualisieren und testen lassen. Entwickler sind hier besonders wichtig, da sie die technischen Aspekte der Prototypen erstellen und sicherstellen, dass diese funktionsfähig sind. Prototypen können von einfachen Skizzen bis hin zu interaktiven digitalen Modellen reichen.

Gerade mit Blick auf die Effizienz kann es hier ratsam sein, statt einem “Minimal Viable Product (MVP)”, dass nach und nach erweitert wird, direkt ein “Maximum Value Product (MxVP)” zu entwickeln. Dafür wird basierend auf den bis hierhin erhobenen Daten ein Konzept oder Mockup entwickelt, das im Rahmen des Budgets den größtmöglichen Nutzen bieten würde. Während das MxVP zwar nicht beliebig erweitert werden kann, erlaubt es eine stärkere Kontrolle über die erforderlichen Kosten und zeigt klar auf, was das Produkt im Rahmen des Budgets zu leisten vermag.

5. Nutzertests

Die erstellten Prototypen oder Konzepte werden dann mit echten Nutzern getestet beziehungsweise von ihnen validiert. Dabei wird Feedback gesammelt, um Schwachstellen und Verbesserungspotenziale zu identifizieren. Entwickler sollten bei den Tests anwesend und an den dazugehörigen Ableitungen beteiligt sein, um technische Probleme direkt anzugehen und schnelle Anpassungen vorzunehmen.

6. Kontinuierliche Verbesserungen

Basierend auf dem Nutzerfeedback werden die Prototypen und Lösungen iterativ verbessert. Ein Zyklus von Testen und Anpassen wird so lange wiederholt, bis das Produkt die Erwartungen der Nutzer vollständig erfüllt. Auch wenn sich für ein MxVP entschieden wurde, gilt es, mit Tracking und Datenerhebung den Erfolg zu messen – gegebenenfalls kann das dann wieder zum Start eines neuen Prozesses führen.

UX-Design intern und extern immer mitdenken

UX-Design ist ein wesentlicher Bestandteil moderner IT-Projekte und keineswegs ein reines Kreativprojekt. Das bedeutet für IT-Verantwortliche, dass sie UX-Design als strategische Investition betrachten müssen, die die Effizienz steigert und den Erfolg des Produkts sichert. Durch enge Zusammenarbeit, iterative Prozesse und einen klaren Fokus auf den Nutzer können Unternehmen Produkte und Anwendungen entwickeln, die nicht nur funktional, sondern auch benutzerfreundlich sind. Frühzeitig UX-Design mitzudenken, reduziert dabei die Notwendigkeit teurer Nachbesserungen und minimiert das Risiko von Fehlentwicklungen​​. Gleichzeitig steigert ein benutzerfreundliches Produkt extern die Kundenzufriedenheit und -loyalität und erhöht intern die Effektivität der nutzenden Mitarbeiter. Beides führt zu einem erhöhten Return-On-Invest. Für IT-Verantwortliche besonders interessant: Intuitive und gut durchdachte Designs reduzieren die Häufigkeit und Komplexität von Supportanfragen.

Für ein erfolgreiches UX-Design ist es wichtig, dass IT-Manager und Entwickler sich für diesen Prozess verantwortlich fühlen und seine Bedeutung anerkennen. Eine gelungene Zusammenarbeit zwischen Grafikern, Entwicklern und gut geschulten UX-Designern sorget dafür, dass die Benutzererfahrung nicht nur ästhetisch, sondern auch performant und skalierbar ist.

Felix van de Sand COBE

Felix

van de Sand

Gründer und CEO

COBE

Felix van de Sand ist Mit-Gründer und Managing Director der UX/UI Design Agentur COBE. Dort arbeitet er mit seinem Team daran, für Kunden wie BMW Group, ProSiebenSat.1, Vodafone, B/S/H und REWE Group auf effiziente Weise ästhetische, digitale Markenerlebnisse zu schaffen.
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