Sechs Technologien zur Videobereitstellung

Es ist kein Geheimnis, dass Videodateien groß und bandbreitenhungrig sind. Trotzdem werden sie immer häufiger sowohl live als auch auf Abruf über Unternehmensnetzwerke bereitgestellt. Das kann die Netzwerkperformance und das Benutzererlebnis beeinträchtigen – und tut es oft auch.

Damit Videos im gesamten Unternehmen einwandfrei verfügbar sind, wird hinter den Kulissen eine ausgeklügelte Kombination unterschiedlicher Technologien benötigt.
Hier kommt ein Überblick über die verschiedenen Technologien und ihre jeweiligen Stärken und Schwächen.

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Aber vorab … Warum ist die Video-Bereitstellung eigentlich so wichtig?

Obwohl es den meisten Endbenutzern völlig egal ist, ob das Video, das sie ansehen, als Unicast, Multicast, über Caching oder ein anderes Verfahren zu ihnen gelangt, hat die genutzte Technologie dennoch erhebliche Auswirkungen auf den Benutzerkomfort und den Eindruck, den das Video hinterlässt. So haben Untersuchungen gezeigt, dass einige Zuschauer schon aufgeben, wenn die Wiedergabe eines Videos nicht innerhalb von zwei Sekunden beginnt. Auf diese Weise können Sie in wenigen Sekunden ein Viertel Ihres Publikums verlieren.

Welche Technologien werden am häufigsten zur Video-Bereitstellung eingesetzt?

Derzeit nutzen Unternehmen sechs Technologien zur Video-Bereitstellung, und jede davon hat in bestimmten Anwendungsszenarien und Netzwerkumgebungen ihre Berechtigung. Da es in großen Unternehmen meist mehrere Anwendungsszenarien gibt, kommen in den meisten Fällen mindestens zwei dieser Technologien zum Einsatz.

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Technologie 1: Unicast

Unicast ist die einfachste Methode für das Videostreaming in Unternehmen: Videos werden von einem einzelnen Medienserver direkt an jeden einzelnen Empfänger gestreamt.

Vor- und Nachteile von Unicast: Unicast ist eine einfache, ausgereifte und zuverlässige Technologie mit minimalem Konfigurationsaufwand, die von den meisten Netzwerkgeräten nativ unterstützt wird. Der Aufbau eines eigenen Streams für jeden Nutzer führt jedoch zu einer erheblichen Belastung für das Netzwerk, insbesondere, wenn viele Videos angesehen werden. Der erfolgreiche Unicast-Einsatz in Umgebungen mit starker Videonutzung erfordert in der Regel die Platzierung von Edge-Servern an strategisch wichtigen Punkten im Netzwerk, damit die Videos überall auf möglichst kurzen Wegen ausgeliefert werden können.

Technologie 2: Caching

Beim Caching werden Videos auf mehreren Servern (als Medienserver oder Edge-Server bezeichnet) im Netzwerk zum Abruf bereitgestellt. Caching kommt also nur für bereits aufgezeichnete Videos in Frage, nicht für Live-Übertragungen. Ruft ein Benutzer ein Video ab, wird es automatisch lokal auf dem betreffenden Edge-Server gespeichert, so dass auch andere Nutzer in dieser Region bzw. diesem Netzwerkbereich bequemen Zugriff darauf haben.

Vor- und Nachteile von Caching: Da Videoinhalte auf Edge-Servern gespeichert werden, müssen die einzelnen Videos wesentlich weniger häufig über das WAN übertragen werden. Das beschleunigt die Bereitstellung und reduziert die erforderliche Bandbreite. Die Kehrseite ist allerdings, dass das Caching zusätzliche Infrastruktur erfordert.

Technologie 3: Multicast

Bei Multicast wird ein Live-Video vom ursprünglichen Medienserver zu einer Reihe nachgeordneter Hosts oder Empfänger im Netzwerk übertragen. Das kann man sich ähnlich vorstellen wie beim Rundfunk: Der Server strahlt quasi das Videosignal aus, und alle, die es empfangen möchten, können das tun.

Vor- und Nachteile von Multicast: Der größte Vorteil ist, dass Multicast nur minimalen Verkehr im WAN verursacht, weil keine Video-Anforderungen über das Netzwerk verschickt werden. Dem steht allerdings der Nachteil gegenüber, dass Multicast nur für Live-Übertragungen geeignet ist und erhebliche zusätzliche Managementressourcen erfordert. Außerdem muss die Netzwerkausrüstung Multicast unterstützen. Viele WLAN-Netzwerke und Mobilgeräte tun dies nicht und die meisten Browser nur mit speziellen Plugins.

Technologie 4: Peer-to-Peer (P2P)

Bei einer Peer-to-Peer-Verbindung sind zwei Geräte eines Netzwerks, beispielsweise zwei Mitarbeiter-Laptops, miteinander verbunden und tauschen Videodateien direkt aus. P2P ist in Unternehmen auf dem Vormarsch, insbesondere, seit es WebRTC gibt: Damit lassen sich Videos direkt und ohne zusätzliche Anwendungen oder Plugins zwischen Browsern übertragen.

Vor- und Nachteile von Peer-to-Peer: Peer-to-Peer kann das Verkehrsaufkommen im WAN erheblich reduzieren, da das Video von einem „normalen“ Rechner übertragen wird, nicht von einem Medienserver. Zudem ist P2P besonders für Unternehmen mit vielen Niederlassungen geeignet, wo die Implementierung eines Edge-Servers an jedem Standort zu aufwendig wäre. Allerdings erfordern Peer-to-Peer-Konfigurationen Software und Speicherplatz auf den beteiligten Peer-Geräten und manche Mobilgeräte unterstützen diese Bereitstellungsart nicht nativ.

Technologie 5: Externe Content Delivery Networks (CDN)

Externe Content Delivery Networks (CDN), wie Akamai, Amazon CloudFront, Level 3 und Cloudflare, sind kostenpflichtige Dienste, die Videos über das Internet bereitstellen. CDNs sind keine Bereitstellungstechnologie im eigentlichen Sinne, können in bestimmten Situationen aber eine nützliche Ergänzung des eingesetzten Technologiemixes darstellen.

Vor- und Nachteile externer CDNs: Über externe CDNs können Unternehmen die für Videos genutzte Bandbreite aus dem internen Netzwerk auslagern. Dies kann eine hervorragende Möglichkeit sein, Nutzern an externen, über VPN angebundenen Standorten oder in Zweigstellen mit herkömmlichen Internetverbindungen Videos bereitzustellen. Wie bei allen externen Diensten muss das Unternehmen jedoch sicherstellen, dass alle Sicherheitsvorgaben eingehalten werden, und es muss die Internet-Gateway-Infrastruktur, die nötige Konfiguration und ggf. den VPN-Zugang einrichten.

Technologie 6: Virtual Desktop Infrastructure (VDI)

Eine „Virtual Desktop Infrastructure“ besteht aus virtuellen Desktops und wird von vielen großen Unternehmen genutzt, um mobil angeschlossene Geräte und Thin-Clients mit einer zentral verwalteten Konfiguration aus Anwendungen und Daten auszustatten, etwa über eine Citrix-Lösung. So lassen sich überall einheitliche Nutzerumgebungen einrichten. VDI-Umgebungen sind geradezu berüchtigt dafür, dass sie ihre Administratoren vor Herausforderungen stellen, wenn zahlreichen Nutzern Videos auf akzeptablem Niveau bereitgestellt werden sollen. Das liegt vor allem an den Performance-Einschränkungen, die allen virtuellen Umgebungen innewohnen.

Vor- und Nachteile von VDI: In einer optimierten virtuellen Desktop-Umgebung wird der Video-Datenverkehr vom Citrix-Server auf einen Edge-Server ausgelagert. Das minimiert den Datenverkehr über das WAN erheblich und bietet Nutzern von Thin-Clients und Mobilgeräten ein Videoerlebnis, das mit dem von Desktops vergleichbar ist. Es gibt allerdings eine wesentliche Einschränkung: VDI-Umgebungen sind komplex und der Lösungsanbieter sollte unbedingt Erfahrung bei der Bereitstellung großer VDI-Videoumgebungen mitbringen.

Fazit

Es gibt mehrere Methoden zur Videobereitstellung. Im ersten Moment mag es unmöglich scheinen, die richtige Kombination für genau Ihre Umgebung auszuwählen. Sie können den Entscheidungsprozess aber vereinfachen, indem Sie sich anhand von Beispielen aus der Praxis informieren, Fallstudien lesen und sich fachkundige Hilfe für den Aufbau Ihres Video-Netzwerks holen.

Der erste Schritt auf dem Weg zu einem klug konzipierten Netzwerk – das Kosten spart und höchsten Benutzerkomfort bietet – besteht darin, dass alle im Team die technische Ausgangssituation und die strategischen Ziele des Unternehmens genau verstehen. 

Paul Herdman, Vice President, Qumu

https://qumu.com/en/
 

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