Business Mashups: Generische Prozess-Templates für Anwendungen

Unter den Herstellern von Business Process Management-Lösungen hat sich ein neues Schlagwort etabliert: Business Mashups. Hinter diesem neuartig klingenden Ansatz verbergen sich generische Prozess-Templates, deren Nutzen konträr am Markt diskutiert wird.

Denn die hochflexiblen Prozesskomponenten werden zwar nahezu allen Business-Anforderungen gerecht, jedoch müssen sie oftmals äußerst zeit- und kostenaufwändig angepasst werden. Nichts desto trotz: richtig eingesetzt, birgt dieser Ansatz großes Potenzial, die wertschöpfenden Unternehmensprozesse zu verschlanken und deutlich zu beschleunigen.
Der Begriff „Mashup“ ist nicht neu und hat vielfältige Bedeutungen. In der Kunst beschreibt er eine Collage. Im Business- und IT-Zusammenhang definiert Wikipedia folgendes: „Im deutschen Sprachraum wurde der Begriff rund um das Schlagwort Web 2.0 importiert, da Mashups als ein wesentliches Beispiel für das Neue an Web 2.0 angeführt werden: Inhalte des Webs, wie Text, Daten, Bilder, Töne oder Videos, werden zum Beispiel collageartig neu kombiniert. Dabei nutzen die Mashups die offenen Programmierschnittstellen (APIs), die andere Web-Anwendungen zur Verfügung stellen.“

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Der „mündige“ Anwender
Ein wichtiger Ansatz im Zusammenhang mit Mashups ist das „Mündigmachen“ des Anwenders. Zumindest in der Theorie geht es darum, dem Business-User Bausteine zur Ver-fügung zu stellen, aus welchen er seine eigenen Anwendungen erstellen kann. Im Business Process Management-Umfeld nutzen heute manche Anbieter den Mashup-Gedanken, indem sie Templates für Prozessapplikationen bereit stellen. Generische Ablaufbausteine, wie beispielsweise Urlaubsanträge oder Spesenabrechnungen, stehen dabei ganz oben auf der Favoritenliste.
Je nach Software-Anbieter hat der Nutzer hierbei verschiedene Freiheitsgrade, so dass er bestimmen kann, welche Eingabefelder angezeigt bzw. ausgeblendet werden, welche Rollen und Rechte im Freigabeprozess existieren und nach welcher Ablauffrist ein nicht bearbeiteter Fall eskaliert werden soll.

„Prozess-Company“ auf Knopfdruck?
In der Theorie erscheint diese Flexibilität äußerst attraktiv, da sich ein Software-Produkt auf diese Weise vollständig an die individuellen Prozesse eines Unternehmens anpassen lässt. Zudem entsteht die Idee, man wäre mit Hilfe solcher Prozessbausteine in der Lage, eine ab-teilungsorientierte Organisation auf Knopfdruck in eine „Prozess-Company“ zu wandeln.
Dieser Wunschtraum hält der Realität nicht stand. Selbstverständlich ist es ein Leichtes, einen Urlaubsantrag mittels oben beschriebenem Urlaubsantrag-Template zu bearbeiten und zu indi-vidualisieren. Dieser Prozess benötigt nicht zwingend die Integrationen in vor- und nachgelagerte Anwendungen und ist auch sonst sehr transparent und wenig komplex.
Ob ein Unternehmen jedoch mit Urlaubsanträgen und ähnlichen Abläufen eine höhere Wertschöpfung erreicht oder einen schnellen ROI erzielt, scheint eher fragwürdig. Trotz allem gilt: Der Mashup-Ansatz an sich ist stimmig und liefert eine wichtige Grundlage zum Aufbau einer prozessorientierten Unternehmensphilosophie. IT-Entscheider sollten lediglich einen gewissen Realismus walten lassen.

Die Komplexität des Prozesses
Denn Prozesse, die durch eine optimierte Umsetzung in einem Business Process Management-System die Wertschöpfung erhöhen, sind in den meisten Fällen komplexer. Zudem benötigen sie Daten aus verschiedenen Umsystemen, wie etwa ERP-, CRM- oder DMS-Applikationen. Für letzteres könnte nun ein Software-Anbieter sicherlich einen Standard-Konnektor ausliefern und diesen der jeweiligen Fachabteilung zur Prozessabbildung an die Hand geben. Da jedoch ein Gutteil der Business Software Systeme eine hohe Komplexität aufweist, wäre es sehr fraglich, ob der Fachanwender diese Aufgabe stemmen könnte – selbst wenn es für jedes Modul einen eigenen Konnektor gäbe.

Ganzheitliche Lösung für Fachabteilung und Unternehmens-IT
Mit der neuen Version 4.0 der Business Process Management Plattform Xpert.ivy 4.0 hat der Software-Hersteller Soreco AG den Mashup-Ansatz unter dem Aspekt der Wertschöp-fungsoptimierung aufgenommen.
Im Fokus steht die Befähigung der Fachabteilung beim Prozessdesign. Genauso wie sich die IT-Abteilung oder der IT-Dienstleister auf der Ebene von „Bits und Bytes“, Datenbank und Schnittstelle bestens auskennt, besitzt die Fachabteilung die größte Kompetenz auf der Ebene der Geschäftsfälle, Prozesse und Kundenanforderungen. Geht es also um die Umsetzung eines erfolgreichen „Prozessprojekts“, müssen beide Fraktionen Hand in Hand arbeiten.
Die Aufgabe der Unternehmens-IT ist, alle notwendigen technischen Bausteine zur Verfügung zu stellen – auf eine Art und Weise, die es der Fachabteilung erlaubt, diese richtig einzusetzen. Das Ziel ist somit, Prozesskomponenten herzustellen, aus welchen die Organisations-Fachleute das Prozessgebäude komfortabel erstellen können.
Dieses Szenario ist nicht nur eine Herausforderung im Hinblick auf den richtigen technischen Zuschnitt und das Handling der benötigten Bausteine. Darüber hinaus muss auch die Busi-ness Process Management-Lösung in der Lage sein, einen ganzheitlichen Ansatz zu unterstützen.
Das bedeutet: Aus dem evaluierten Prozess der Fachabteilung wird mit der gleichen Software-Plattform durch Ergänzung von Bildschirmmasken und Service-Anbindung die fertige Web-Applikation erstellt und anschließend mit einer Serverkomponente ausgeführt.

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Zeitnahe Umsetzung
Nur so kann man sicherstellen, dass die definierten Geschäftsabläufe auch zeitnah umgesetzt und verändert werden können.
Dem beschriebenen Kontext wird  Xpert.ivy 4.0 durch die Integration der Designkomponente in die Eclipse-Entwicklungsumgebung gerecht. Klare Strukturen stehen im Vordergrund. Durch den konsequenten Einsatz des Model-View-Controller Patterns werden Bausteine wie-derverwendbar.

Das MVC-Patten
Das MVC-Pattern ist ein Entwicklungsansatz, bei welchem technische Komponenten in ihre Teile „Datenhaltung“, „Darstellung“ und „Logik“ aufgeteilt werden. Durch einfaches „Umstecken“ können dann beispielsweise andere Daten genutzt oder eine neue Darstellung umgesetzt werden. Die IT kann somit etwa den Konnektor „Debitorendaten“ wie auch jenen für „Kreditorendaten“ oder „Länder“ liefern, wobei aus der Komponente „Suchabfrage“ mit wenigen Änderungen eine Debitoren-, Kreditoren- oder Ländersuche entsteht.
Eine zweite wichtige Komponente für das selbstständige Umsetzen von Applikationen durch die Fachabteilung ist das Gestalten von Userinterfaces. Viele Anbieter arbeiten dabei mit HTML. Mithilfe integrierter Editoren oder durch die Einbindung von externen Tools lassen sich einfach Masken generieren, auf denen die Datenfelder angeordnet werden. Die Software geht auf diesem Weg einen Schritt weiter.

Komplexität unter einer simplen Maske
Durch den Einsatz von Web 2.0 Technologie (UltraLightClient) des Technologielieferanten Canoo ist der Anwender in der Lage, komplexe Masken, wie man sie aus Fatclient-Anwendungen kennt, selbst zu gestalten. Hierfür ist zum einen die eingesetzte Technologie für die grafische Benutzeroberfläche wichtig.
Zum anderen muss gewährleistet sein, dass selbst komplexe Masken einfach gestaltet werden können. Um diese Anforderungen zu erfüllen, arbeitet die Plattform mit einem Komponenten-Ansatz: In einem „leeren“ GUI-Rahmen werden die benötigten Bildschirm-Elemente aus einer Bibliothek ausgewählt, individuell kombiniert und wiederverwendet. Im Hintergrund verbinden dann entsprechende Wizzards die einzelnen Elemente automatisch oder via Drag and Drop. Verändert sich ein Prozessablauf, passt der Administrator die betreffenden Dialoge einfach via Mausklick an.

Unabhängigkeit für die Fachabteilung
Eines ist klar: Eine gewisse Komplexität bringt der Mashup-Ansatz für die Fachabteilung immer mit sich. Die Herausforderung, die beim Einsatz eines Produktes entsteht, liegt für den Fachanwender jedoch nicht darin, sich mit Bits und Bytes abzumühen, sondern den Umgang mit den von der IT bereit gestellten Bausteinen zu erlernen. Das Ergebnis: Die Fachabteilung gewinnt Unabhängigkeit und kann benötigte Funktionalitäten und Prozesse innerhalb kürzester Zeit selbst umsetzen, testen und bei Erfolg produktiv setzen.
Die IT hingegen kümmert sich um diejenigen Teile, die von Haus in ihrem Kompetenzbereich liegen. Der Gewinn für alle Beteiligten ist die schnelle Reaktion auf Veränderungen des Marktes und die damit deutlich erhöhte Wettbewerbsfähigkeit des eigenen Unternehmens.

Christoph Bisel
[email protected]

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