Sieben IT- und Sicherheitsexperten berichten

Die wichtigsten IT- und IT-Security-Trends für das Jahr 2022

Sieben IT- und Sicherheitsexperten haben für 2022 in die Glaskugel gesehen und ihre Einschätzungen zu den wichtigsten Trends und Themen mit uns geteilt. Im Bereich Cybersicherheit wird Ransomware-as-a-Service der wohl beunruhigendste Negativtrend sein.

Außerdem werden der Schutz von Versorgungsstrukturen, der gesamten Lieferkette sowie dem Internet der Dinge bei der Bedrohungsabwehr eine immer größere Rolle spielen. Unternehmen werden sich 2022 verstärkt der Automatisierung ihrer Prozesse sowie dem Handling intelligenter Daten widmen müssen. Im Bereich 5G könnten hingegen gemeinsam bereitgestellte  SD-WAN- und Network Slicing-Services die Zukunft des Wide Area Networkings grundlegend verändern.

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Erpresser-Software bleibt die lukrativste Form der Cyber-Kriminalität

Bogdan Botezatu, Director Threat Research and Reporting bei Bitdefender

„Aus Sicht der IT-Security-Branche endete das Jahr 2021, das in vielerlei Hinsicht in negativer Erinnerung bleiben wird, mit einem Donnerschlag: Die Log4j-Sicherheitslücke schuf perfekte Rahmenbedingungen für Hacker – mit Folgen für IT, Wirtschaft und Gesellschaft, die noch lange zu spüren sein werden. Die Leiterin der US-Cybersicherheitsbehörde CISA bezeichnete sie sogar als den schwerwiegendsten Fehler, den sie in ihrer jahrzehntelangen Karriere gesehen hat.

Die Experten der Bitdefender Labs sehen für 2022, darüber hinaus, fünf große Trends auf die IT-Sicherheitsverantwortlichen zukommen: Versorgungsstrukturen und Lieferketten werden ebenso im Fokus der Angriffe stehen wie das Internet der Dinge – während Erpresser-Software auch in diesem Jahr die lukrativste Form der Cyber-Kriminalität bleiben wird, mit einer Zunahme bei Ransomware-as-a-Service (RaaS).“

www.bitdefender.de
 

IT-Zeitzünder werden immer mehr Bereiche angreifen

Thomas Krause, Regional Director DACH bei ForeNova

„2022 wird sich die Cyber-Gefahrenlage weiter verschärfen. Angreifer nehmen immer mehr Industrie- und Gesellschaftsbereiche in ihr Visier und verwenden dabei fortschrittliche Angriffsmethoden. Das betrifft nicht mehr nur Unternehmen. Auch Behörden, welche im Zuge des Onlinezugangsgesetzes 2022 ihre Angebote zunehmend digitalisieren müssen, werden noch stärker potenzielles Opfer etwa von Ransomware-Attacken. Zudem werden die Cyber-Kriminellen nicht mehr nur IT-Systeme angreifen, sondern auch Internet-of-Things-Hardware oder Operational-Technology (OT)-Geräte etwa in Krankenhäusern, Logistikbetrieben oder Versorgungseinrichtungen. Ansätze wie EDR, Firewall oder Antivirus sind, auf sich allein gestellt, nicht ausreichend, da sie nicht alle Systeme verwalten, die zu einer Hintertür in das Unternehmensnetz werden können. Eine Network Detection and Response erkennt dagegen, KI-gestützt und durch Machine Learning ständig optimiert, solche Vorgänge durch die Kommunikation eines Endpunktes mit dem Command-and-Control-Server.

Hauptangriffsmethode wird dabei Ransomware bleiben. Dabei starten immer professionellere Ransomware-as-a-Service-Gruppen Angriffe, die zunächst nur vorbereitet, aber nicht ausgeführt werden. Sie installieren die nötige Malware im Unternehmensnetz, um später zuzuschlagen. Auch kleine und mittlere Betriebe, Krankenhäuser und kleine lokale Behörden geraten in deren Visier. Diese leiden wiederum besonders unter dem chronischen Mangel an IT-Sicherheitsfachkräften. Sie brauchen daher Technologien, die einfach zu handhaben sind, die Kontrolle der Endpunkte durch ein Gesamtbild des Datenverkehrs innerhalb des Netzes, aus dem Netz heraus und in das Netz hinein bieten sowie eine automatisierte Abwehr unter Einbinden weiterer Drittanbietertechniken zur IT-Sicherheit ermöglichen.“ 

www.forenova.com
 

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Ransomware-Schutz neu überdenken

Martin Kulendik, Regional Sales Director DACH bei Silverfort

„Ransomware wird auch 2022 eine der großen Bedrohungen für Unternehmen bleiben. Deshalb ist es wichtig, die Abwehrmaßnahmen gegen jede Phase eines Ransomware-Angriffs zu stärken, um einen vollumfänglichen Schutz zu erzielen.

Heute umfasst die typische Ransomware-Abwehr Sicherheitsvorkehrungen gegen die Übermittlung der Ransomware an den Zielcomputer sowie die Ausführung der Ransomware zur Datenverschlüsselung oder -löschung. Die meisten Unternehmen verfügen jedoch über keine Lösung gegen die Ausbreitung von Ransomware auf weitere Computer in der Umgebung. Dadurch entsteht eine erhebliche Sicherheitslücke, durch die sich Ransomware ungehindert in der gesamten Umgebung ausbreiten kann, wenn sie die Sicherheitskontrollen für die Auslieferungs- und Ausführungsphase umgehen konnte.

Ransomware verbreitet sich über die Authentifizierung mit kompromittierten Anmeldedaten auf viele andere Computer. Der Schlüssel zu einer umfassenden Verteidigung ist deshalb ein identitätsbasierter Sicherheitsansatz, der sich darauf konzentriert, Angriffe abzuwehren, die kompromittierte Anmeldedaten missbrauchen, um auf Unternehmensressourcen zuzugreifen. Dieser Sicherheitsansatz beinhaltet die kontinuierliche Überwachung, eine KI-basierte Risikoanalyse sowie adaptive Zugriffsrichtlinien für alle Zugriffsversuche aller Benutzer auf alle On-Premises- und Cloud-Ressourcen. Auf diese Weise wird der Zugriff auf Ressourcen niemals allein auf Grundlage von Anmeldedaten gewährt. Stattdessen entscheidet die Risikoanalyse darüber, ob der Zugriff zugelassen, die Authentifizierung durch MFA-Verifizierung ergänzt oder der Zugriffsversuch gänzlich blockiert werden soll. Hierdurch wird die automatische Ransomware-Ausbreitung verhindert und der Angriff bleibt auf den ursprünglich infizierten einen Endpunkt beschränkt.“

www.silverfort.com
 

Automatisierung wird im Bereich Security zunehmend wichtiger

Sebastian Michels, Head of Global Sales bei Radar Cyber Security 

„Ein Managed Security Service (MSS) Kunde legt aus unserer Erfahrung heraus vor allem Wert auf die Qualität und das möglichst lückenlose Erkennen von Cyber-Gefahren. Da er in erster Linie einen Service kauft, steht für ihn ein schnelles Reagieren auf Risikoszenarien im Vordergrund, der Grad der Automatisierung im Hintergrund ist für ihn nicht spürbar. Aus Sicht eines Betreibers eines Cyber Defense Centers (CDC) ist der Grad der Automatisierung von großer Bedeutung. Hier will man schnell und kosteneffizient auf neue Gefahren reagieren und natürlich auch das höchste Maß an Qualität für den Kunden bereitstellen. Automatisierung ist hier auch ein guter Ansatz, um limitierten Personal-Resources am Arbeitsmarkt entgegenzuwirken. Den preissensitiven KMU-Markt kann man nur über ein hohes Maß an Automatisierung ansprechen.

Wir gehen davon aus, dass SIEM- und SOAR-Lösungen immer weiter ineinandergreifen werden. Der reine Managed Detection & Response Bereich wird zukünftig nicht mehr ausreichend sein, um sich in extrem kurzer Zeit vor Cyber-Gefahren zu schützen. Es wird neben der Orchestrierung von vielen Security-Lösungen in einer Plattform auch darum gehen, möglichst schnell CSIRT-Antworten auf Cyber-Vorfälle zu finden und automatisiert IT-Systeme anzusteuern.

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