Warum Unternehmen einen „Chief Platform Officer” brauchen

Digitale Plattformen wachsen extrem schnell, monopolisieren teilweise ganze Märkte und erschaffen neue globale Netzwerke – umso wichtiger ist es daher, Transparenz zu schaffen und sich mit den unterschiedlichen Möglichkeiten des Plattform-Business auseinanderzusetzen.

Nicht erst Corona hat gezeigt, welche Bedeutung die Plattform-Ökonomie in unserer Wirtschaft hat. Der Point of Sale war nicht – und ist in vielerlei Hinsicht noch kaum – vorhanden. Die E-Commerce-Umsätze über Plattformen und Marktplätze dagegen haben innerhalb kürzester Zeit rapide zugenommen. Und selbst Facebook und Google spielen mittlerweile mit. Kein Wunder: Online-Shopper lieben Plattformen. Mehr als 50 Prozent aller Produktsuchanfragen gehen heute nicht über Google, sondern über Amazon. Nachvollziehbar, dass jedes Unternehmen seinen Anteil daran haben will. Doch welche technologischen Hürden hat der Einstieg in den Plattformhandel? Und warum braucht es dafür einen „Chief Platform Officer”?

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Komplexitätsreduktion

Eine wachsende Anzahl von Plattformen bedeutet wachsende Komplexität – außerhalb des Unternehmens, aber vor allem innerhalb. Ist die Anbindung an eine einzelne Plattform noch recht leicht und überschaubar, wächst die Komplexität jedoch schnell um das Vielfache an, wenn sich das Geschäft etabliert und weitere Kanäle betrieben werden sollen. Nehmen wir nur einmal die größten Player auf dem Markt: Amazon, AboutYou, ebay, Otto und Zalando. Jede Plattform hat unterschiedlichste Ansprüche in Form von IT-Anbindung, Marketing und Content. Hinzu kommen zusätzliche Aufgaben wie Kunden-Management/CRM, Helpdesk, Logistik uvm. Schon bald hat das Business Auswirkungen auf fast alle Geschäftsbereiche. Und idealerweise sollte jede Maßnahme miteinander verknüpft sein.

Optimale Systemlandschaften

Plattformökonomie erfordert digitale Transformation in allen Bereichen. Anbindung und Schnittstellen müssen koordiniert sowie in bestehende Systeme integriert werden. Dazu gehören Datenmodellierung, Auftragssteuerung, Kunden-Management, Marketing und natürlich Logistik. Im Zentrum steht bei den meisten eine Middleware als operatives System und Herzstück der Plattformanbindung. Das initiale Setup aus all diesen Komponenten ist daher entscheidend, um die Komplexität „nach hinten raus” im Griff zu behalten.

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Die Content-Frage

Das fängt beim richtigen Content an. Ob es Produktbilder sind, die den Anforderungen der Plattform genügen müssen oder optimal strukturiert und aufbereitete Produktinformationen – Daten entscheiden darüber, ob Produkte auf Plattformen überhaupt live gehen dürfen und dann auch, ob sie überhaupt gefunden werden. Um den Content gezielt zu erstellen und zu verteilen, müssen Prozesse aufgesetzt werden, die über verschiedene Unternehmensbereiche verteilt sind. Ist der Aufbau eines eigenen Studios sinnvoll, oder überträgt man die Aufgaben an einen Dienstleister? In jedem Fall braucht man Content-Systeme, auf die man von überall aus zugreifen kann und aus denen man bestehende Inhalte für unterschiedliche Zwecke heraus nutzen kann.

Logistik First

Der Marktplatzeinstieg kann das Warenaufkommen – und damit auch Retouren, Reklamationen und vieles mehr – von heute auf morgen exponentiell erhöhen. Wer darauf nicht vorbereitet ist, erhält schnell die Rechnung in Form von unzufriedenen Kunden. Von Produktion bis zum Warenfluss muss alles reibungslos ablaufen und sowohl mögliche Kapazitätsspitzen, als auch Leerlaufzeiten berücksichtigen. Die Anforderung an Lagerung und Logistikschnittstellen müssen erfüllt und der Service inklusive Retoure und Aufbereitung vorhanden sein.

Der CPO kommt ins Spiel

Last but not least: Wie greift all das ineinander? Prozesse und Organisation müssen aufgrund der neuen Plattform-Roadmap optimiert und von einer Rolle geleitet werden. Diese Aufgabe verlangt eine Position auf C-Level. Hier kommt der Chief Platform Officer (CPO) ins Spiel. Er muss die Strategie über alle Plattformen hinweg erstellen und monitoren, Prozesse aufsetzen sowie die einzelnen Bereiche miteinander verknüpfen. Die Organisation muss daher aufgrund der Plattform-Roadmap optimiert und von einer Rolle geleitet werden, der Durchgriff für diese strategischen Herausforderungen haben muss.

Wie sieht die Adaption sämtlicher Wertschöpfungsketten im eigenen Unternehmen aus? Wie müssen Lieferketten angepasst werden? Funktionieren meine Produkte auf den jeweiligen Plattformen anders und welche Marktplätze sind überhaupt relevant für meine Produkte? Viele Fragen, die es zu beantworten gibt. Da die Anforderungen der Plattformökonomie oftmals gegensätzlich zu den Überzeugungen des bestehenden Geschäftsmodells stehen, ist es bedeutsam, sich intensiv mit den Möglichkeiten des strategischen Umgangs mit Plattformen auseinanderzusetzen.

Fazit:

Der Einstieg ins Plattformgeschäft ist mit einigen Hürden gepflastert. Unternehmen sollten deshalb früh die richtigen strategischen – und technologischen – Weichen stellen, um am Ende nicht in der Komplexität zu versinken. Die Einsetzung eines Chief Platform Officers sorgt hier für die richtige Aufmerksamkeit im Management, ohne die ein firmenweites Projekt dieser Größe nicht umzusetzen ist.

Marcel

Brindöpke

heyconnect -

Gründer und Geschäftsführer

20 Jahre Erfahrung in digitalen Geschäftsmodellen haben Brindöpke bis heute geprägt. Bei OTTO half er schon früh mit, die kuratierte Plattform Otto.de aufzubauen. 2011 folgte der Schritt zur Selbstständigkeit als E-Commerce-Berater. In dieser Rolle entwickelte Brindöpke das Online-Geschäft für namhafte Kunden wie OTTO, Breuninger, Peter Hahn, ebay, den Drogeristen
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