HR-Kernbereiche modernisieren, Bewährtes einbinden

Die Personalabteilungen bewältigen hohe Anforderungen, die vor allem die IT betreffen: Häufige gesetzliche Änderungen, drängende Vorgaben des eigenen Unternehmens und die Leistungen für die Mitarbeiter bedingen ständige Anpassungen und Erweiterungen der HR-Software. Wir sprachen mit zwei HR-Experten, die seit vielen Jahren zusammenarbeiten, über den Stand der Dinge der SAP-ausgerichteten IT im Personalwesen: Andreas Blumendorf, Geschäftsführer des Beratungshauses consodalis, und Kai-Uwe Merten, Solution Architect und Principal Consultant bei der SAP AG. 

Welchen Herausforderungen begegnen Sie bei den klassischen HR-Themen?

Blumendorf: Hier ist zunächst zu definieren, dass die sogenannten HR-Corethemen als klassische HR-Themen angesehen werden, wie z.B. Personalverwaltung und -abrechnung. Stichworte dazu sind Prozesseffizienz und Compliance. Dabei geht es um die Automatisierung von Papier basierten und/oder zeitintensiven Prozessen. Die abgebildeten Standardprozesse werden größtenteils durch den Einsatz von Workflows unterstützt.

 
Eine Herausforderung für die Zukunft ist, diese HR-Kernbereiche zu modernisieren, ohne den heutigen SAP ERP HCM-Usern die Notwendigkeit aufzuzwingen, das Altbekannte und Vertraute ablegen zu müssen. Beispielsweise sollen modernere Oberflächen alternativ angeboten werden. Bei unseren Kunden stoßen wir vermehrt auf den Wunsch, die Personalplanung und generell die Personalprozesse, in denen Mitarbeiter und Führungskräfte eingebunden sind, zu verbessern. Im Allgemeinen sollten die Effizienz des Personalwesens erhöht und Mitarbeiter stärker eingebunden werden.

 
Merten: Hier möchte ich ergänzen, dass wir u.a. Anforderungen an schnelle Auswertungen und Auskünfte sowie an die Integration in bestehende Lösungen, beispielsweise Portale, begegnen. 
 
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Bild: Andreas Blumendorf (rechts), Geschäftsführer des Beratungshauses consodalis, und Kai-Uwe Merten (links), Solution Architect und Principal Consultant bei der SAP AG.  
 
 
 
 
Gibt es Beispiele, wie Sie Standardlösungen kundenindividuell optimiert haben?

Blumendorf: Da lassen sich zahlreiche Beispiele nennen. Angefangen von kundenindividuellen Reports über Szenarien im Employee und Manager Self Service, bis zu komplett kundeneigenen SAP-Komponenten. So hat unser Team eine Komponente „Befugnismanagement“ für einen Konzern, der weltweit in den Bereichen Prüfungen, Sicherheit und Qualität tätig ist, entwickelt. Diese Komponente ist im SAP-Standard nicht vorhanden – wir haben sie jedoch so an den Standard „angedockt“, dass die Software für unseren Kunden wie aus einem Guss erscheint. Im Bereich der Personaleinsatzplanung haben wir für einige Kunden Eigenentwicklungen und Optimierungen durchgeführt. Des Weiteren haben wir für einen Kunden eine Lösung für eine effiziente Urlaubsplanung entwickelt. Im Grunde umfasst unsere Arbeit das tägliche „Beraterbrot“, die SAP-Software für den Kunden mit seinen individuellen Anforderungen zu optimieren.

Merten: Kundenszenarien mit einer hohen Fallzahl pro Sachbearbeiter machen eine effiziente Erfassung erforderlich. Bei unseren Kunden treffen wir neben ‚üblichen‘ Fallzahlen von 600 Mitarbeitern je Sachbearbeiter auch Konstellationen an, bei denen ein Sachbearbeiter bis zu 5000 Personalabrechnungsfälle betreut. Wir haben Lösungen entwickelt, die diese Effektivität unterstützen. Darüber hinaus finden sich bei jedem Kunden Anforderungen, die individuell und deren maschinelle Lösung für ihn unverzichtbar sind – u.a. bei folgenden Szenarien:

  • Ballungsraumzulage in München,

  • Auslandszuschläge bei Kunden, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit umfangreichen Auslandseinsätzen beschäftigen.

Dies sind Beispiele, bei denen es durch kundenspezifische und regionale Anforderungen notwendig ist, zusätzliche Informationstypen und Abrechnungsfunktionen im Projekt zu ergänzen.
Inwiefern gehören kundenindividuelle Eigenentwicklungen zum SAP-Kontext?
Merten: Auf der einen Seite ist die SAP-Software eine Standardsoftware, die natürlich nicht jede kundenindividuelle Anforderung bei der Auslieferung beinhalten kann. Nahezu jedes Unternehmen stellt aber verschiedenste Anforderungen an eine personalwirtschaftliche Software, damit die Prozesse weitgehend automatisiert ablaufen. Diesem Umstand hat unser Konzern im Lauf der 
Zeit zunehmend Rechnung getragen, indem unsere Software mit immer mehr User-Exists ausgestattet wurde. An diesen User-Exists ist die Einbindung kundenindividueller Erweiterungen der Software möglich, ohne den SAP-Standard zu beeinträchtigen.

Wie gelingt es Ihnen, die HR-Prozesse mit alten und neuen Instrumenten zu optimieren?

Blumendorf: Eine grundsätzliche Ausrichtung unserer Arbeit ist der ganzheitliche Beratungsansatz. Unsere Berater erarbeiten sowohl die Konzeption als auch die Umsetzung der Lösung, unter Beherrschung der alten und der neuen SAP-Werkzeuge. Der Berater, der die Konzeption erstellt, entscheidet also auch über die Wahl des geeigneten Werkzeugs. Durch die Beherrschung der alten und der neuen Werkzeuge ist er in der Lage, für den Kunden das optimale Tool zu wählen.
 
Merten: Durch die regelmäßige Ergänzung und Erweiterung des SAP-Standards bieten sich immer wieder neue Möglichkeiten, die Prozesse weiter zu entwickeln, zu optimieren und die vorhandenen technischen Möglichkeiten des SAP-Systems, wie z.B. Webservices, zu verwenden. Diese Erweiterungen werden auch über Sybase und Afaria für die Verwendung von Apps auf mobilen Endgeräten genutzt.
Welche Beispiele können Sie hier nennen?

Blumendorf: Die Komponenten Employee und Manager Self-Service wurden bis vor kurzem auf der technologischen Basis Web-Dynpro Java ausgeliefert. Seit einigen Monaten gibt es sämtliche im SAP Standard befindlichen ESS- und MSS-Szenarien auf der technologischen Basis Web-Dynpro ABAP. Kunden, die bereits über einen Grundstock an Szenarien auf Java-Basis verfügen, erhalten nun neue Szenarien auf ABAP-Basis hinzu.
In Zeiten von Apps und Mobility verändern sich auch die HR-Softwarelösungen – wie sehen Sie die Entwicklung?

Blumendorf: Aktuelle Stichworte sind u.a. „In Memory Computing Technology“ zur Verarbeitung von großen Datenmengen und Analysen in Echtzeit.  Die Lösung der SAP dazu heißt  SAP HANA. Heutige Anwendungen führen viele datenintensive Operationen in der Anwendungsschicht aus, zukünftige Anwendungen delegieren datenintensive Operationen an die In-Memory-Plattform. Der Zugriff auf Daten im Hauptspeicher erfolgt um einiges schneller als auf Daten von der Festplatte. Des Weiteren kommen Multicore CPUs für schnelle Parallelverarbeitung zum Einsatz. Diese Technologie wird auch zügigere Berechtigungsprüfungen und somit eine Alltagstauglichkeit für strukturelle Berechtigungen ermöglichen.

Ein weiteres Stichwort ist Enterprise Mobility – geschäftsrelevante Informationen – jederzeit und überall. Durch den milliardenschweren Kauf von Sybase wird SAP in diesem Thema nachhaltige Entwicklung betreiben. Die Themen „Employee Self Service“ und „Learning“ werden in die Mobility-Schicht gehoben. Es wird sich zeigen, wie diese Themen vom Markt angenommen werden. 
Merten: Durch die Integration von SAP Afaria, einer Lösung für Mobile Device Management, lassen sich die ‚alte‘ HCM-Welt und die Zeiten von Apps und Mobility gut integrieren.

Wie können die Daten und Informationen aus dem HR-Bereich noch besser der Unternehmenssteuerung zugute kommen?

Blumendorf: Zunächst einmal empfehlen wir die Nutzung eines Data Warehouse. In der SAP ERP HCM-Anwendung erhält man aktuelle Zahlen, es lassen sich aber keine Stände einfrieren, um beispielsweise Werte rückblickend zu verschiedenen Zeitpunkten zu vergleichen. Ein Data Warehouse ermöglicht dies. Wir empfehlen daher das HCM-System für aktuelle Zahlen und das Data Warehouse u.a. für Zeitreihenanalysen. Auch in diesem Thema liegt generell eine der Herausforderungen der Zukunft. Es geht darum, existierende Probleme aufzudecken, Ahnungen zu bestätigen, Maßnahmen und Strategien zu überwachen und HR-Risikoindikatoren zu verwalten.

Merten: Die Daten können auch durch den Einsatz der neuen Datenbank von SAP HANA noch besser genutzt werden.

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