Im Oktober 2025 läuft der Support für Windows 10 aus. Sicherheitsupdates gibt es dann nur noch gegen Aufpreis – und das auch nur für eine begrenzte Zeit.
Trotzdem arbeitet fast die Hälfte aller Rechner noch mit diesem veralteten System. Das macht sie zu einem idealen Ziel. Angreifer müssen nicht einmal besonders erfinderisch sein: Mit jedem Loch, das sich auftut, bleibt eine neue Lücke offen – und zwar für immer.
Viele verdrängen diese Realität. „Der Rechner funktioniert doch noch“, heißt es oft. Doch das Problem ist: IT-Sicherheit orientiert sich nicht daran, ob ein Gerät noch läuft. Sie orientiert sich daran, ob es abgesichert ist. Und das ist Windows 10 ab Oktober schlicht nicht mehr. Wer weiter damit arbeitet, ignoriert sehenden Auges ein massives Risiko.
Warum so viele blockieren
Microsoft hat den Wechsel zu Windows 11 von Anfang an kommuniziert und den Druck in den vergangenen Monaten sogar noch einmal erhöht. Immerhin: Im Januar 2025 liefen laut Daten von Statcounter noch fast doppelt so viele Geräte auf Windows 10 wie auf dem Nachfolgesystem. Inzwischen hat Windows 11 den Vorgänger überholt. Trotzdem haben sich viele gesträubt – bis heute. Der Grund: Windows 10 ist noch wie vor beliebt. Nutzer schätzen vor allem die vertraute Benutzeroberfläche und die Stabilität. Für viele Unternehmen bedeutet der Umstieg zudem, alte Hardware auszumustern, neue Geräte anzuschaffen und Mitarbeiter schulen.
Das sind Kosten und Aufwand, die niemand gerne trägt. Trotzdem ist die Alternative, nämlich weiter auf Windows 10 zu setzen, langfristig deutlich teurer. Ein einziger Sicherheitsvorfall verursacht schnell Schäden, die weit über den Anschaffungspreis neuer PCs hinausgehen. Laut dem Branchenverband Bitkom belief sich die durch Cyberattacken verursachte Schadenssumme allein im vergangenen Jahr auf 178,6 Milliarden Euro. Und auch das BSI warnt: „Ein Betriebssystem weiterhin zu nutzen, für das es keine Sicherheitsupdates mehr gibt, öffnet Angreifern Tür und Tor.”
Angst vor dem Umstieg
Technisch gesehen ist das Update somit nichts als konsequent. Windows 11 setzt auf Schutzmechanismen, die nur auf moderner Hardware funktionieren: Verschlüsselung auf Chipsatz-Ebene, sichere Boot-Prozesse, Schutz gegen Angriffe innerhalb des Prozessors. Wer diese Sicherheit will – und sie ist zwingend notwendig – braucht aktuelle Geräte. Dass ältere Rechner dabei nicht mehr berücksichtigt werden, ist kein böser Wille von Microsoft, sondern eine logische Folge der aktuellen Entwicklungen.
Verständlich ist die Sorge vieler Anwender trotzdem. Change Management in der IT ist nie einfach. Mitarbeiter fragen sich: Gehen meine Daten verloren? Muss ich mich komplett umgewöhnen? Läuft meine Software noch? Solche Fragen sind berechtigt und sie sollten nicht unter den Teppich gekehrt werden. Die Erfahrung zeigt aber, dass eine gute Vorbereitung diese Ängste entschärfen kann. Ein sauberer Fahrplan ist entscheidend: frühzeitig Backups machen, Migration testen, Pilotprojekte starten, Mitarbeiter fortbilden. Wer das rechtzeitig angeht, hat die Situation im Griff. Wer wartet, bis das Support-Ende vor der Tür steht, verursacht Chaos, das sich dann nur schwer wieder einfangen lässt.
Warum kein Weg an Windows 11 vorbeiführt
Der Umstieg ist nicht nur ein notwendiges Übel. Er eröffnet auch neue Möglichkeiten: Windows 11 bringt Funktionen mit, die in Zukunft Standard sein werden. KI-Assistenten wie Copilot sind dafür nur ein Beispiel. Sie helfen beim Schreiben, bei der Analyse von Daten oder auch beim Erstellen von Präsentationen. Das sind keine netten Spielereien, sondern echte Produktivitätswerkzeuge, die den entscheidenden Wettbewerbsvorteil ausmachen können.
Auch die Cloud-Anbindung ist viel tiefer integriert als bei dem Vorgängersystem. Backups, Synchronisation, Zusammenarbeit über Standorte hinweg – all das funktioniert reibungsloser als zuvor. Ein weiterer Vorteil: Neue Geräte, die mit Windows 11 laufen, sind energieeffizienter, leichter, oft auch leistungsstärker und teilweise mit ARM-Chips versehen. Das bedeutet im Umkehrschluss längere Akkulaufzeiten, bessere Performance und insgesamt weniger Frust im Arbeitsalltag.
Der richtige Weg für Unternehmen
Wie sollten Unternehmen also vorgehen? Das Wichtigste ist, den Wechsel nicht mehr länger hinauszuzögern – es ist bereits kurz vor zwölf. Eine Bestandsaufnahme kann helfen: Welche Geräte sind kompatibel, welche nicht? Welche Anwendungen laufen bereits auf Windows 11, wo gibt es Probleme? Auf dieser Basis lässt sich eine Roadmap erstellen, die klar macht, wann welche Systeme migriert werden müssen.
Parallel dazu sollten Backups erstellt werden. Datenmigration ist heute kein Hexenwerk mehr, aber sie sollte trotzdem nicht auf den letzten Drücker passieren. Mindestens ebenso wichtig sind die Mitarbeiter. Wer die Belegschaft einfach vor vollendete Tatsachen stellt, darf sich über Widerstand nicht wundern. Transparente Kommunikation, Schulungen und eine schrittweise Einführung ersparen viele Sorgen.
Am Ende bleibt die Pflicht zum Handeln
Windows 10 hat lange gute Dienste geleistet. Aber im Herbst ist endgültig Schluss. Wer dann noch auf das alte System setzt, nimmt bewusst ein Sicherheitsrisiko in Kauf. Für Privatnutzer mag das noch eine Weile gut gehen – aber für Unternehmen kann dieser Leichtsinn existenzbedrohend werden.
Natürlich ist der Umstieg lästig, aber die Alternative, das Update einfach noch länger aufzuschieben, ist keine Option. Deshalb geht es nicht mehr darum, ob Unternehmen wechseln wollen, sondern nur noch darum, wie sie den Wechsel organisieren können. Je früher, desto besser. Wer jetzt handelt, hat die Kontrolle – und wer wartet, überlässt das Feld stattdessen den Angreifern.
Autor: Patrick Kelbch, selbstständiger IT- und Microsoft-Experte