Warum die Entbündelung von Microsoft Teams nur ein PR-Gag ist

Microsoft Teams
Bildquelle: Ahmed Zaggoudi / Shutterstock.com

Aktuell kursiert die an sich erst einmal positiv erscheinende Nachricht, dass Microsoft aufgrund der kartellrechtlichen Bedenken Teams und Office weltweit entbündelt und damit der Öffnung des Cloud-Marktes in der Office-Kommunikation Genüge getan sein soll. Ein Kommentar von Prof. Dr. Dennis-Kenji Kipker, Research Director bei cyberintelligence.institute.

Ich halte diesen Schritt keineswegs für ausreichend, auch wenn er durch Microsoft zurzeit so dargestellt werden mag. Die technische Dimension ist die eine, die kartellrechtliche Dimension eine ganz andere. Schon in der Vergangenheit hat sich immer wieder und über Jahrzehnte gezeigt, dass Microsoft beim Thema Produktbündelung eine „Salamitaktik“ fährt und im Vorfeld zwei Schritte vorausgeht, um nachher nur einen zurückzugehen. Eine wohlkalkulierte Taktik. Das ist auch hier bei MS Teams der Fall, indem man mit der Bündelung zunächst auf dem Markt für mehrere Jahre schon harte Fakten geschaffen hat, und nun, wo diese da sind, die Entbündelung als großen Gewinn für alle darzustellen versucht.

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Dass dem nicht so ist, dürfte mehr als klar sein, denn eine Vielzahl von Videokonferenzen über die Cloud findet aktuell und auch in Zukunft über MS Teams statt, weil der technische Weg dazu und damit auch die Nutzergewohnheiten über lange Jahre entsprechend geebnet wurden und die Nutzung damit aller Wahrscheinlichkeit nach auch weiterhin über Bundle-Tarife von Microsoft stattfinden wird. Eigentlich geht es meiner Meinung nach mit der Aktion von Microsoft aktuell nur darum, die Aufsichtsbehörden insbesondere in der EU kalt zu stellen, damit die eigentlich kartellrechtlich notwendige Untersuchung unterbunden werden kann.

Was sich somit ändern muss, ist nicht das wettbewerbsrechtliche Hin- und Hergeruckel eines einzelnen Big Tech-Konzerns wie Microsoft unter dem Vorwand der Technologieoffenheit, sondern wir brauchen ein grundsätzliches Umdenken im europäischen Cloud-Ökosystem. Und das bedeutet insbesondere auch tiefgreifende rechtliche und politische Reformen. Und das ist nicht nur allein ein Fall von Microsoft, sondern generell für den Markt der Cloud-Dienste in der EU.

Einerseits reden wir viel über Technologiesouveränität, andererseits schaffen wir eben doch keine belastbaren rechtlichen Grundlagen für Cloud-Innovation auf dem europäischen Markt, indem US-Unternehmen wie Microsoft den europäischen Markt über Product Bundling zunächst überrollen und dann faktisch dominieren. Hinzu kommen die unfairen Lizenzierungspraktiken, die aus diesem Product Bundling resultieren und Big Tech Konzernen wie Microsoft nicht nur einen ungerechtfertigten Vorteil verschaffen, sondern überdies jedwede Form von Cloud-Wettbewerb und Technologiesouveränität in der EU im Keim ersticken.

Fazit

Diese aktuelle „freiwillige“ Entflechtung von Microsoft Teams ist eigentlich nichts außer ein PR-Gag, der Microsofts Monopol im Cloud-Dienstleistungssektor weiterhin kaschiert. Wir brauchen für einen digitalsouveränen EU Cloud-Markt keine solche Flickschusterei, sondern tiefgreifende Reformen, um faire Wettbewerbsbedingungen und ein positives Innovationsklima für alle zu schaffen.

Dennis-Kenji

Kipker

cyberintelligence.institute -

Research Director

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