Bei modernen Webanwendungen unterliegen Entwicklungen einer sehr hohen Schlagzahl. Erweiterte oder völlig neue Funktionen, Sicherheits-Updates und nicht zuletzt Performance-Verbesserungen wollen in immer kürzeren Abständen implementiert werden.
Dieser Zwang zu Dynamik kollidiert bei vielen Betreibern mit den klassischen Modellen manueller Deployments, langer Release-Zyklen und nächtlicher Rollouts. Continuous Delivery (CD) kann durch andauernde Entwicklung, Integration, Tests und Auslieferung ein Ausweg aus diesem Dilemma sein. Allerdings nur, wenn Betreiber auch die dahinterstehende Kultur akzeptieren und implementieren.
Was sind die Grundprinzipien von Continuous Delivery?
Continuous Delivery ist im besten Sinne ein Teil der DevOps-Kultur und verbindet prinzipiell folgende Punkte miteinander:
In der Praxis lässt sich CD folgendermaßen aufschlüsseln:
Dazu setzt Continuous Delivery häufig auch auf Staging-Umgebungen. Als Zwischenschritt zwischen Entwicklungs- und Live-System gestatten sie Tests unter Realwelt-Bedingungen wie auf der Live- Website, jedoch aus u.a. Sicherheitsgründen abseits davon stattfindend.
Mit diesen Schwerpunkten ist CD sozusagen die Erweiterung von Continuous Integration (CI). Während es bei CI vor allem um regelmäßige Integration und automatische Prüfung von Änderungen am Code geht, geht CD mit einer jederzeit möglichen produktiven Umsetzung deutlich darüber hinaus.
Welche Herausforderungen gibt es beim Einstieg in Continuous Delivery?
Grundsätzlich ist CI kein allzu schwierig zu implementierendes Prinzip, wenn die Vorbedingungen passen. Erfahrungsgemäß hängt es jedoch sehr häufig an zwei wiederkehrenden Hürden, die die Implementierung komplexer gestalten können:
Für den Umstieg auf CI bedeutet das:
Eine Umsetzung kann, je nach Team, durchaus größere Umstrukturierungen und Umdenken erforderlich machen. Allerdings lässt sich der Nutzen kaum ausreichend unterstreichen. Denn gut laufendes Continuous Delivery erleichtert das gesamte Business und steigert trotzdem die Produktivität jedes Einzelnen.
Was sind die wichtigsten Erfolgsfaktoren für die Einführung von Continuous Delivery?
Folgendes Szenario dürfte vielen Lesern in dieser oder ähnlicher Form bekannt sein:
Es ist Freitagnachmittag. Doch bevor das Wochenende eingeläutet werden kann, steht ein manuelles Deployment auf der Agenda. Das ganze Team ist nervös, die Downtime-Risiken sind absolut real und haben in der Vergangenheit schon so manches Wochenende zu ganz normalen Arbeitstagen gemacht.
Wer mit diesem Szenario Erfahrungen hat, der kann sich vorstellen, was für eine Erleichterung eine hochautomatisierte, kontinuierliche Pipeline mit mehrmals täglich eingespielten Updates bedeuten kann. Das gilt besonders, wenn sie sich binnen Minuten problemlos rückgängig machen lassen können, falls selbst in der Staging-Umgebung ein Fehler unbemerkt blieb.
Damit es jedoch gelingt, diese Vorzüge für das eigene Team greifbar zu machen, sind folgende Punkte nahezu unerlässlich:
Teamkultur und Kommunikation
Technik allein genügt nicht. Continuous Delivery setzt eine Kultur der Verantwortung voraus:
“You build it, you run it”. Entwickler tragen nicht nur Verantwortung für den Code, sondern auch für dessen Betrieb. Statt bei Problemen Schuldige zu suchen, liegt der Fokus auf Ursachenanalyse und Lernen aus Fehlern. Transparente Kommunikation, kurze Entscheidungswege und ein gemeinsames Verständnis von Qualität sind dabei die Basis für nachhaltigen Erfolg.
Automatisierte Tests
Die Grundlage erfolgreicher CD-Prozesse ist eine verlässliche Testpyramide. Unit-Tests prüfen einzelne Komponenten, Integrationstests verifizieren das Zusammenspiel, End-to- End-Tests simulieren echte Nutzeraktionen. Nur wenn diese Tests automatisiert und stabil laufen, kann Vertrauen in die Pipeline entstehen. Geschwindigkeit darf dabei nicht auf Kosten der Qualität gehen, denn schnelle Deployments werden zum Bumerang, wenn fehlerhafte Releases häufiger zurückgerollt werden müssen.
Infrastruktur als Code
Der dritte Schlüssel liegt in der Versionierung von Infrastruktur. Mit Tools wie Terraform oder Ansible wird die gesamte Systemlandschaft als Code beschrieben. Das ermöglicht reproduzierbare Deployments und verhindert Konfigurationsabweichungen zwischen Umgebungen. Git wiederum dient dabei als zentrale Prüfinstanz, sowohl für Anwendungscodes als auch für Infrastrukturdefinitionen.
Sinnvolle Deployment-Strategien
Continuous Delivery bedeutet nicht, dass jedes Update sofort live geht. Strategien wie Blue-Green-Deployments, Canary Releases oder Rolling Updates sorgen stattdessen für schrittweises, kontrolliertes Ausrollen neuer Versionen. Das gestattet das Beobachten realer Nutzerreaktionen und dient somit als Frühwarnsystem für potenzielle Schwierigkeiten. Fällt etwas auf, lässt sich ein Rollback innerhalb von Sekunden durchführen. Das ist ein entscheidender Faktor für stabile Projekte.
Monitoring und Feedback
Die CD-Pipeline endet nicht mit dem Deployment. Erst kontinuierliches Monitoring macht den Prozess vollständig. Metriken zu Performance, Fehlerhäufigkeit und Nutzerverhalten liefern dafür wertvolles Feedback. Moderne Observability-Tools erkennen Anomalien automatisch und können im Ernstfall sogar eigenständig Gegenmaßnahmen einleiten. In der Folge wird der Betrieb selbst Teil des Entwicklungszyklus’.
Continuous Delivery auf den Punkt gebracht
CI kann ein machtvolles Prinzip sein, um Websites und artverwandte Umgebungen für die schnelllebigen Herausforderungen der Gegenwart fit zu machen. Aber: CI ist definitiv kein Werkzeug, das man einmal einführt und dann abhakt. Continuous bedeutet einen kontinuierlichen, dauerhaften, immerwährenden Prozess von Verbesserung und Anpassung.
CI kann ganz klein mit automatisierten Tests und einer simplen, angepassten Pipeline beginnen. Doch je mehr die Schritte automatisiert werden, desto stärker wird der Effekt.
Eine erfolgreiche CI-Umsetzung ist das Ergebnis aus Technik, individueller Disziplin und Team-Kultur.