Mit dem Fortschritt in der Extended Reality (XR), also Technologien wie Augmented und Virtual Reality, verschwimmen die Grenzen zwischen realer und digitaler Welt immer mehr.
Doch statt die physische Realität zu verdrängen, geht es um ihre Erweiterung: Dinge, die wir kennen, erhalten neue Funktionen oder Bedeutungen durch virtuelle Inhalte.
Wie wird die XR-Welt im Jahr 2035 aussehen? Der Leitfaden von Bitkom gibt einige Einblicke.
Lesen, Erleben, Eintauchen: Medien im Wandel
Klassische Medien wie Bücher und Zeitschriften werden in Zukunft nicht verschwinden – aber sie werden ergänzt durch digitale Formate, die mehr bieten als reinen Text. Interaktive Inhalte, 3D-Welten und immersive Leseszenarien erweitern das traditionelle Leseerlebnis. Leserinnen und Leser können sich künftig Geschichten nicht nur vorstellen, sondern aktiv erleben.
Bildung wird interaktiv und individuell
Auch im Bildungsbereich steht ein Wandel bevor. Statt statischer Schulbücher treten digitale Lernplattformen und virtuelle Klassenzimmer in den Vordergrund. Schüler lernen mithilfe von AR und VR in dynamischen Umgebungen, die komplexe Zusammenhänge visuell darstellen und Lernstoff greifbarer machen. Lernprozesse können besser auf das individuelle Tempo und die Bedürfnisse der Lernenden abgestimmt werden.
Fernsehen ohne Fernseher: Neue Formen der Unterhaltung
In der Unterhaltungselektronik könnten physische Geräte wie Fernseher an Bedeutung verlieren. Mit XR-Brillen lassen sich Bildschirme in beliebiger Größe überall projizieren – auf die Wohnzimmerwand, in den Park oder auf Reisen. Filme, Spiele und interaktive Inhalte verschmelzen mit dem Raum um uns herum.
Arbeiten ohne Grenzen: Das virtuelle Büro
Die Ausstattung von Arbeitsplätzen verändert sich grundlegend. Digitale Tools und virtuelle Umgebungen ersetzen zunehmend physisches Büroequipment. Konferenzen, Meetings und kreative Prozesse finden in virtuellen Räumen statt, die ortsunabhängig und flexibel gestaltet werden können.
Spielen in zwei Welten
Spielzeuge und klassische Brettspiele werden durch digitale Komponenten erweitert. AR-Technologien machen den Wohnzimmertisch zur Spielwiese, auf der physische und digitale Elemente nahtlos ineinandergreifen. Dabei entstehen neue Spielmechaniken, die nicht nur unterhalten, sondern auch fördern und fordern.
Reisen mit Datenbrille: Virtueller Tourismus
Auch die Reisebranche verändert sich. Digitale Anwendungen machen den Urlaub informativer und intensiver: Sehenswürdigkeiten werden per AR erklärt, Geschichten lebendig gemacht. Zudem entwickeln sich virtuelle Kurzreisen als eigene Erlebnisform – Ausflüge ins Weltall oder in die Tiefsee sind nicht länger Science-Fiction.
Kultur hautnah: Events neu erleben
Kulturelle Veranstaltungen wie Konzerte oder Sportereignisse lassen sich künftig auch virtuell hautnah erleben. XR macht es möglich, mitten im Geschehen zu stehen – ob auf der Bühne oder im Stadion. Der physische Besuch bleibt zwar reizvoll, doch digitale Erweiterungen eröffnen neue emotionale Zugänge.
Fitness zwischen Spiel und Realität
Fitnessstudios und Sportgeräte werden durch digitale Angebote ergänzt, bei denen Training mit Spiel und Wettbewerb verbunden wird. Durch XR entstehen personalisierte, motivierende Fitnessumgebungen, die sowohl zu Hause als auch unterwegs nutzbar sind – ganz ohne schwere Geräte.
Wohnen im Wandel: Digitale Einrichtung
Auch unser Wohnraum wird flexibler. Möbel und Dekoration können künftig virtuell dargestellt, angepasst und ausgetauscht werden. So lässt sich das Zuhause jederzeit umgestalten – ganz ohne Umzug oder Neukauf. Virtuelle Elemente verschmelzen mit der realen Einrichtung.
Werbung und Messen neu gedacht
Klassische Werbemittel wie Flyer oder Plakate werden interaktiver. Marken nutzen XR, um ihre Botschaften immersiv zu inszenieren – etwa durch Animationen, 3D-Objekte oder digitale Produktpräsentationen. Auch Messen und Konferenzen finden vermehrt in virtuellen Umgebungen statt, die mehr Reichweite und weniger Aufwand bedeuten.
Neue Mobilität durch virtuelle Präsenz
Wenn Begegnungen, Präsentationen oder Meetings in XR stattfinden können, sinkt der Bedarf an Geschäftsreisen. Das spart Zeit, Kosten und Emissionen – und verändert langfristig, wie wir Mobilität denken und nutzen.
Der nächste Schritt: XR wird zum Standard
Brillen, die heute noch primär der Sehkorrektur dienen, werden sich zu multifunktionalen Alltagsgeräten entwickeln. Ähnlich wie Uhren sich zu Smartwatches gewandelt haben, werden auch klassische Brillen künftig Navigationshilfen, Unterhaltungsgeräte und Informationsschnittstellen in einem sein.
XR verändert nicht unsere Welt – es erweitert sie. Die physische Realität bleibt wichtig, wird aber digital angereichert. Die Zukunft ist nicht rein virtuell, sondern eine dynamische Verbindung beider Welten – flexibel, interaktiv und voller neuer Möglichkeiten.