Mit dem Einzug von Extended Reality (XR) in immer mehr Lebensbereiche stellen sich neue Fragen zum Schutz der Privatsphäre.
XR wird nicht als einzelne Technologie auftreten, sondern sich mit einer Vielzahl von Systemen wie Smartwatches, Smart Homes oder vernetzten Fahrzeugen verbinden. Dadurch entsteht ein komplexer Datenraum, in dem sich völlig neue Herausforderungen ergeben.
Ein sensibler Datenstrom im Alltag
XR-Geräte sammeln nicht nur klassische Nutzungsdaten, sondern erfassen Bewegungen, Gesten, Blickrichtungen und sogar emotionale Reaktionen. Ziel ist es, möglichst immersive digitale Erlebnisse zu schaffen. Das bedeutet jedoch auch: Die Grenze zwischen öffentlichem Verhalten und persönlicher Intimsphäre wird fließender. Hinzu kommt, dass diese Daten oft in Echtzeit verarbeitet werden, was Risiken birgt, etwa bei der unerwünschten Weiterverwendung oder Manipulation durch Dritte.
Bekannte Probleme in neuer Form
Zwar sind viele dieser Herausforderungen bereits von heutigen digitalen Geräten bekannt – etwa durch Smartphones oder Smart Speaker – doch mit XR werden sie durch die Intensität und Allgegenwart der Erhebung potenziert. Gleichzeitig eröffnet XR auch die Möglichkeit, neue Schutzmaßnahmen umzusetzen, die über heutige Standards hinausgehen.
Ein zukunftsweisender Ansatz ist es, Datenschutz nicht erst nachträglich zu berücksichtigen, sondern bereits bei der Entwicklung von Geräten und Anwendungen zu integrieren. Dabei können unter anderem Funktionen wie reduzierte Datensammlung, lokale Verarbeitung auf dem Gerät und anpassbare Datenschutzeinstellungen umgesetzt werden. Je nach Kontext – etwa im öffentlichen Raum oder in privaten Bereichen – können die Systeme entsprechend reagieren.
Schutz durch Sichtbarkeit und Kontextsensitivität
Ein konkreter Schutzmechanismus besteht darin, XR-Geräte visuell erkennbar zu machen, wenn sie aktiv sind oder Aufnahmen machen. So lassen sich Missbrauchsmöglichkeiten reduzieren. Darüber hinaus können orts- und situationsbezogene Einschränkungen eingeführt werden: In sensiblen Bereichen wie Kliniken oder Umkleidekabinen könnten Aufnahmefunktionen automatisch blockiert werden. Auch Gesichter oder personenbezogene Objekte könnten bei Bedarf automatisch verpixelt oder unkenntlich gemacht werden.
Ein weiterer wichtiger Baustein ist die dezentrale Speicherung personenbezogener Informationen. Anstatt alle Daten in die Cloud zu übertragen, wird künftig verstärkt auf lokale Speicherung und Verschlüsselung gesetzt. So behalten Nutzer die Hoheit über ihre Informationen und können gezielt entscheiden, wem sie Einblick gewähren.
Auch in virtuellen sozialen Interaktionen wird die Wahrung der Privatsphäre zunehmend mitgedacht. Nutzerinnen und Nutzer sollen individuelle Schutzräume definieren, andere Personen blockieren oder Abstände kontrollieren können – ähnlich wie bei heutigen sozialen Netzwerken, jedoch in räumlich erlebbaren Szenarien.
Ausblick: Sicherheit durch Technik, Regeln und Transparenz
XR bringt unbestritten neue Risiken für die Privatsphäre mit sich, vor allem durch die Fülle und Sensibilität der gesammelten Daten. Doch gleichzeitig schafft die Technologie die Möglichkeit, Datenschutz intelligenter und individueller umzusetzen. Entscheidend wird sein, technische Innovation mit klaren ethischen Standards und gesetzlichen Rahmenbedingungen zu verbinden.