Arbeit im Homeoffice kann sich nachteilig auf die Karriere auswirken. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Untersuchung der Universität Warschau in Zusammenarbeit mit dem britischen Meinungsforschungsinstitut YouGov.
Befragt wurden 937 Führungskräfte aus Großbritannien. Die Ergebnisse der Studie wurden im Fachjournal Work, Employment and Society veröffentlicht.
Vorurteile beeinflussen Entscheidungen
Die Studie untersuchte, wie Manager über Mitarbeiter urteilen, die nicht im Büro, sondern teilweise oder vollständig von zu Hause arbeiten. Dabei zeigte sich: Selbst bei gleicher Leistung schätzen viele Vorgesetzte diese Beschäftigten als weniger engagiert ein.
Entsprechend gering fiel die Bereitschaft aus, solchen Angestellten Beförderungen oder Gehaltserhöhungen zu gewähren. Besonders auffällig war dies bei Beschäftigten im vollständigen Homeoffice. Ohne Angaben zur Leistung zu erhalten, wollten die befragten Manager diese Personen zu elf Prozent seltener befördern und neun Prozent seltener besser bezahlen als ihre Kolleginnen und Kollegen im Büro.
Auch Teilzeit-Remote-Arbeitende – also Personen, die hybrid arbeiten – waren benachteiligt: Ihre Chancen auf eine Beförderung lagen acht Prozent niedriger, auf eine Gehaltserhöhung sieben Prozent niedriger.
Interessanterweise verschwanden diese Unterschiede, sobald den Führungskräften die Information gegeben wurde, dass alle Mitarbeitenden unabhängig vom Arbeitsort die gleiche Leistung erbringen. In diesem Fall wurden Beförderungen und Gehaltsanpassungen gleich häufig vergeben – ob im Büro oder im Homeoffice gearbeitet wurde.
Wahrnehmung prägt Karriereaussichten
Die drei Autorinnen der Studie, Anna Matysiak, Agnieszka Kasperska und Ewa Cukrowska-Torzewska, fassen zusammen: Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die außerhalb des Büros arbeiten, haben oft schlechtere berufliche Perspektiven – nicht wegen ihrer tatsächlichen Leistung, sondern wegen der Wahrnehmung ihrer Vorgesetzten.
Diese Wahrnehmungsverzerrung kann konkrete Folgen haben: geringere Aufstiegschancen, seltener Gehaltserhöhungen und weniger Zugang zu Weiterbildungen. Die Forscherinnen sehen hierin ein strukturelles Problem, das insbesondere hybride Arbeitsmodelle benachteiligt – trotz aller Flexibilitätsvorteile.