Bankgeschäfte lassen sich heute bequem von zu Hause oder unterwegs erledigen: Kontoauszüge per E-Mail, Beratung per Videochat und Überweisungen per App sind für viele zur Normalität geworden.
Online-Banking erreicht neue Nutzerrekorde – und zwar in allen Altersgruppen.
Mehrheit nutzt Online-Banking – Senioren holen auf
Laut einer aktuellen Erhebung im Auftrag des Digitalverbands Bitkom nutzen inzwischen 86 Prozent der Deutschen Online-Banking. Auffällig ist vor allem der starke Zuwachs in den höheren Altersgruppen: Unter den 65- bis 74-Jährigen stieg die Nutzung innerhalb eines Jahres von 77 auf 83 Prozent. Auch bei den über 75-Jährigen ist ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen – von 26 auf 43 Prozent. Vor zwei Jahren lag dieser Wert noch bei lediglich 22 Prozent.
Der Trend dürfte anhalten: Ein Viertel der bisher offline gebliebenen Über-65-Jährigen plant, innerhalb der nächsten zwölf Monate ins Online-Banking einzusteigen.
Filialen verlieren an Bedeutung
Der Wandel macht sich auch im Verhalten der Kundschaft bemerkbar. Fast die Hälfte der Online-Banking-Nutzer (44 Prozent) verzichtet inzwischen vollständig auf Filialbesuche. Weitere 41 Prozent nutzen beides parallel, nur noch 14 Prozent bevorzugen die Filiale als primären Zugang zum Konto. Das klassische Bankgeschäft vor Ort verliert also zunehmend an Relevanz – besonders bei jüngeren Menschen.
Apps wichtiger als Standorte
Digitale Angebote sind heute oft entscheidend für die Wahl der Bank. Für 78 Prozent der Befragten ist eine benutzerfreundliche Banking-App ein zentrales Kriterium. Besonders bei den 16- bis 29-Jährigen (85 Prozent) spielt das eine große Rolle, aber selbst in der Generation 65+ legen 63 Prozent darauf Wert. Dagegen ist das Filialnetz nur noch für die Hälfte der Deutschen wichtig – in der jüngsten Altersgruppe sogar nur für 37 Prozent.
Trotz Digitalisierung zählen auch traditionelle Aspekte weiterhin: Für 96 Prozent sind niedrige Bankgebühren ausschlaggebend, für 95 Prozent die Einlagensicherung. Ebenso bleibt der Zugang zu Bargeld wichtig: 87 Prozent wünschen sich viele kostenlos nutzbare Geldautomaten, 85 Prozent gebührenfreien Bargeldbezug im Ausland.
Online-Banken und Tech-Konzerne auf dem Radar
Immer mehr Deutsche könnten sich vorstellen, ganz auf klassische Banken zu verzichten: Die Hälfte gibt an, auf Filialen verzichten zu können. 56 Prozent ziehen den Wechsel zu einer reinen Online-Bank in Betracht, bei den Jüngeren sind es sogar 68 Prozent. Knapp die Hälfte der jungen Nutzer kann sich auch ein Konto bei Tech-Unternehmen wie Apple oder Google vorstellen – ein Hinweis auf das sich wandelnde Vertrauen in branchenfremde Anbieter.
Auch der Einsatz von Künstlicher Intelligenz in Finanzfragen wird zunehmend akzeptiert. 28 Prozent der Deutschen würden eine KI zur Finanzplanung nutzen – etwa zur Budgetkontrolle oder für Sparvorschläge. 30 Prozent glauben sogar, dass KI bessere Produktempfehlungen geben kann als ein menschlicher Berater. Die Akzeptanz wächst stetig, auch wenn eine gewisse Skepsis bleibt.
Investieren per Klick: Online-Broker legen zu
Immer mehr Menschen nutzen digitale Kanäle nicht nur für Alltagsbanking, sondern auch für Investitionen. 39 Prozent der Online-Banking-Nutzer investieren online – etwa in ETFs oder Aktien. Online-Broker gewinnen dabei Marktanteile: Aktuell setzen 12 Prozent gezielt auf diese Anbieter, vor einem Jahr waren es noch 8 Prozent. Besonders beliebt sind sie in der Altersgruppe der 30- bis 49-Jährigen.
Ausschlaggebend für die Nutzung sind vor allem attraktive Zinsen (67 Prozent) und einfache Bedienbarkeit (63 Prozent). Auch das Produktangebot, geringe Gebühren und der Zugriff auf Echtzeitdaten werden geschätzt. Empfehlungen aus dem persönlichen Umfeld spielen dabei eine wichtige Rolle.
Für viele Nutzer sind digitale Angebote der erste Berührungspunkt mit dem Thema Geldanlage. Ein Drittel gibt an, ohne Online-Zugang gar nicht investiert zu haben. Etwa die Hälfte fühlt sich durch digitale Plattformen ermutigt, sich mehr mit Finanzen zu beschäftigen. Und rund zwei Drittel sehen in Online-Investments eine sinnvolle Ergänzung zur Altersvorsorge.
Gleichzeitig zeigt sich aber auch eine höhere Risikobereitschaft: Fast die Hälfte der Nutzer geht nach eigenen Angaben durch Online-Investments größere Risiken ein. Umso wichtiger bleibt die finanzielle Bildung – etwa in Schulen – um fundierte Entscheidungen zu fördern.