Business Intelligence via Chatbots: BI für Jedermann?

Unternehmen aller Größen und Branchen verfolgen angespannt den digitalen Wandel in Wirtschaft und Gesellschaft. Durch die fortschreitende Digitalisierung verschiebt sich die Quelle von Wettbewerbsvorteilen vom Kapital hin zur Information. 

Grundvoraussetzung für den erfolgreichen Wandel ist zum einen die Fähigkeit, Daten unterschiedlicher Struktur sowie unterschiedlicher Halbwertszeit persistent zu sammeln und in analysefähige Datenmodelle zu überführen. Zum anderen darauf aufbauend Daten in konkrete, geschäftsrelevante Zusammenhänge zu setzen, bestehende Geschäftsprozesse zu analysieren sowie neue Erkenntnisse abzuleiten und letztendlich Daten selbst als Produktions- und Wertschöpfungsfaktor zu etablieren. So werden Daten zu Informationen und zu tatsächlich handlungsrelevantem Wissen. Diese Transferleistung ist die Schlüsselfähigkeit im digitalen Transformationsprozess sowie die Basis agiler und moderner Unternehmenssteuerung.

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An sich nichts Neues. Unternehmen haben schon immer Daten gesammelt. Früher mit Papier und Stift, mittels gemachter Erfahrungen und natürlich mit EDV- und IT-Unterstützung. Was sich aber in den letzten zehn Jahren massiv geändert hat, ist die Menge an Daten, die tagtäglich von Milliarden von Menschen und Maschinen erzeugt werden. Ohne entsprechend automatisierte Datenverarbeitungs- und Analyse-Prozesse ist ein valider und rechtskonformer Umgang mit Daten heutzutage schlicht nicht mehr möglich. Und auch die Fehleranfälligkeit von unternehmerischen Entscheidungen zu reduzieren durch objektivierte, datengestützte Prozesse, ist im Zeitalter der Digitalisierung ein Schlüsselelement.

BI Studie

Bild 1: Wie viel Prozent Ihrer Entscheidungen beruhen nur auf Bauchgefühl, weil wichtige Daten nicht oder zu spät vorliegen? (BARC-Studie „Time is Money“ 2015, n=259)

Nichtsdestotrotz beruhen heute viele Entscheidungen in Unternehmen noch immer auf Bauchgefühl, weil relevante Daten gar nicht oder zu spät vorliegen (siehe Bild 1). Warum das so ist? Der Zugriff auf die „Datenschätze“ in Unternehmen ist oft noch kompliziert, limitiert und teuer. Doch soll die Digitalisierung gelingen, muss sich das ändern. Ein Anliegen, das sich die Business-Intelligence-(BI-)Branche seit ihren theoretischen Anfängen in den 1950er Jahren auf die Fahne schreibt.

Business Intelligence – im Spannungsfeld zwischen „Informationstiefe“ und „Informationsbreite“

Datengetriebene Entscheidungen erfordern BI. BI ist damit ein entscheidender Erfolgsfaktor für datengetriebene Unternehmensführung und wird dies unserer Einschätzung nach zukünftig sogar noch verstärkt sein. Die umfassenden Investitionen in den Aufbau von Data Warehouses und Reporting-Landschaften sowie der Einsatz moderner BI-Werkzeuge für Big Data oder Advanced Analytics zeigen, dass BI schon lange keine Modeerscheinung mehr ist und, dass die Werkzeuge mit ihren Aufgaben wachsen. Die Belastbarkeit der Konzepte und die Vielseitigkeit der Werkzeuge sind die Basis dafür, dass BI bei der Informationsversorgung in Unternehmen auch in Zukunft eine zentrale Rolle spielen wird. Eine datengetriebene Entscheidungskultur betrifft das gesamte Unternehmen. Die Kompetenz, Daten zur Entscheidungsfindung aufbereiten und interpretieren zu können sowie darin Muster und Auffälligkeiten zu erkennen, darf heute nicht mehr nur auf einen kleinen, elitären Kreis an Mitarbeitern im Bereich Controlling und Finanzen beschränkt sein.

Doch die Realität sieht anders aus: Die Ergebnisse der von BARC jährlich durchgeführten Studie „The BI Survey“ unter mehr als 3.000 BI-Anwendern weltweit belegen beispielsweise, dass die Zahl der BI-Anwender in Unternehmen seit dem Jahr 2012 bei ca. 13 Prozent der Belegschaft stagniert (siehe Bild 2). 

BI Software

Bild 2: Prozentanteil der Mitarbeiter in Unternehmen, die BI-Software nutzen (Median; BARC-Studie „The BI Survey 12-16“, Zeitreihe n=changing basis)

Auch nimmt die Durchdringung von BI außerhalb des Bereichs Controlling und Finanzen eher langsam zu (siehe Bild 3).

Mögliche Erklärungen für diesen empirischen Befund sind:

  • Eine fehlende datengetriebene Entscheidungskultur und/oder mangelnde Datenqualität in Unternehmen verhindern, dass BI stärker in den Vordergrund rückt.
  • Die Umsetzung von BI-Initiativen und die Einführung von BI-Software sind schlicht zu teuer, um alle Mitarbeiter eines Unternehmens damit ausrüsten zu können.
  • BI ist nicht trivial und BI-Werkzeuge sind zu schwer zu bedienen, als dass alle Mitarbeiter eines Unternehmens ohne große Schulungsmaßnahmen intuitiv damit arbeiten könnten.
  • BI-Anbieter konzentrierten sich in den vergangenen Jahren stärker auf die Abdeckung komplexerer funktioneller sowie technologischer Anforderungen der bekannten Anwender (Informationstiefe) und weniger auf die Vereinfachung des Informationszugangs für einen noch unbekannten Anwenderkreis (Informationsbreite).

Während der erste Punkt eher auf das Selbstverständnis und das Leitbild von Unternehmen abzielt und damit mehr emotional als technologisch aufgeladen ist, betreffen die anderen Punkte hochgradig die Software-Seite von BI. Während also die 13 Prozent der Belegschaft, die heutzutage bereits BI-Software nutzen, in den letzten Jahren als Zielgruppe Nummer eins immens von den technologischen Fortschritten in BI-Software profitierten, wurden die Zugangshürden für die 87 Prozent „Nicht-Versorgten“ höher.

Doch nur wenn es gelingt, eine angemessene Verhältnismäßigkeit zwischen den beiden Polen „Informationstiefe“ und „Informationsbreite“ herzustellen, können aus dem Rohstoff Daten wettbewerbsrelevante Erkenntnisse und Informationen abgeleitet sowie ganzheitliche Veränderungen angestoßen werden.

Erklärtes Ziel moderner Unternehmen muss es deshalb sein, zum einen die analytische Kompetenz im Unternehmen auszubauen und möglichst nahe an der Wertschöpfung zu etablieren. Aber zum anderen auch den Zugriff auf bereits vorhandene Informationen so zu vereinfachen, dass Mitarbeiter, die bislang keine Berührungspunkte mit BI hatten, ohne großen Schulungsaufwand und Vorkenntnisse an die zentrale Informationsversorgung durch ein BI-System angeschlossen werden können. Zweites impliziert vor allem Softwarelösungen, die überall verfügbar und intuitiv zu bedienen sind, einen unaufgeregten Zugang zum Themenkomplex Datenanalyse bieten und gleichzeitig Perspektiven für anspruchsvollere Erkenntnisinteressen aufzeigen.

BI Nutzung

Bild 3: Nutzung von BI in Abteilungen in Unternehmen (BARC-Studie „The BI Survey 8-16“, Zeitreihe n=changing basis)

Diese zwei Stoßrichtungen spiegeln sich auch in der typischen Verteilung (siehe Bild 4) von den 13 Prozent der aktuellen BI-Anwender in Unternehmen wider. Selbst hier wird deutlich, dass eine stärkere Verbreitung der Nutzung von Daten nur am Fuße der Informationspyramide beginnen kann. Mitarbeiter mit hohen Informationsbedürfnissen – sogenannte Power User, die an der Spitze der Pyramide stehen – können heute mit klassischen BI-Werkzeugen gut bedient werden. Eine verstärkte Nutzung von BI könnte hier nur im Sinne einer höheren Frequenz der Nutzung durch einen noch einfacheren und schnelleren Zugang zu Daten erreicht werden (siehe Entwicklungen hinsichtlich Self-service BI etc.). Der einfache, kostengünstige und schnelle Zugang zu Daten ist jedoch der Schlüssel, um die breite Masse an Mitarbeitern in den verschiedensten Unternehmensbereichen am unteren Ende der Pyramide zu erreichen, die heute entweder noch gar nicht mit BI arbeiten oder maximal unregelmäßig statische Informationen konsumieren.

BI Pyramide

Bild 4: Typische Verteilung von BI-Anwendern in Unternehmen

Informationsdurchdringung in Unternehmen

Aber wie kann das funktionieren? In vielen Unternehmen erfolgt die Versorgung mit Informationen heute nach dem Push-Prinzip. Informationskonsumenten erhalten zyklisch Berichte zu ihrem Verantwortungsbereich oder fragen ad-hoc Auswertungen an, die ihnen nach einer gewissen Reaktionszeit als Analyseergebnisse von zentraler Stelle zur Verfügung gestellt werden. Dieses Nutzungsschema hat sich in vielen Unternehmen, trotz aller technologischer Fortschritte, in den letzten 15 Jahren kaum geändert. Die Informationsverteilung geschieht häufig per E-Mail (Link, Dateianhang etc.) oder über mobile Endgeräte. Für viele Anwender rückt jedoch das Thema Self-service immer mehr in den Mittelpunkt. Ziel ist dabei häufig eine höhere Flexibilität im Umgang mit Daten sowie Unabhängigkeit von der zentralen IT, da eine klassische IT-zentrierte Versorgung mit Informationen häufig zu lange dauert und damit nicht mehr zeitgemäß bzw. ausreichend ist (siehe Bild 5).

BI Nutzung

 Bild 5: Wie lange benötigen Sie durchschnittlich für die Erzeugung neuer Reports, Analysen und Dashboards? (BARC-Studie „Time is Money“ 2015, n=244)

Anforderungen wie schneller, benutzerfreundlicher Zugriff auf Informationen „on demand“ jederzeit und überall rücken in den Mittelpunkt. Das Push-Prinzip wandelt sich in vielen Anwendungsfällen zu einem Pull-Prinzip. Um nun zusätzliche Anwender – gegebenenfalls auch außerhalb eines Unternehmens wie Geschäftspartner oder gar Endkunden – zu erreichen, müssen BI und Analytics dorthin, wo auch die Anwender sind.

Schützenhilfe könnten hier Messenger-Dienste wie beispielsweise WhatsApp, Telegram und Facebook Messenger oder im geschäftlichen Umfeld Skype for Business leisten, deren Verbreitung in den letzten Jahren massiv zugenommen hat. Gekoppelt mit den Fortschritten im Bereich Künstliche Intelligenz (KI) befeuert dies aktuell die Entwicklung sogenannter Chatbots (kurz Bots). Chatbots sind Computersysteme, die menschliche Ansprechpartner simulieren. Häufig sind Bots noch textbasierte Dialogsysteme, die auf Schlüsselwörter und nach zuvor definierten Regeln reagieren. Die Fortschritte in der KI-Entwicklung führen jedoch dazu, dass Chatbots heute nicht mehr nur geschriebene Sprache in natürlicher Form, sondern auch gesprochene Sprache verstehen können. Messenger-Dienste werden dabei häufig als Benutzerschnittstelle zwischen Chatbot und Anwender genutzt. Da die Nutzung von Messenger-Diensten einfach und vielen aus dem täglichen Gebrauch vertraut ist, könnten Chatbots eine interessante Technologie sein, um auch BI und damit dynamische Datenabfragen an das Mitarbeiter-Gros in Unternehmen heranzutragen.

Die gesamte Studie sollte hier zur Verfügung stehen. 

de.cubeware.com
 

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