Relevanzfrage spaltet die SAP-Gemeinde

SAP LogoRund ein Jahr nach Einführung ist die Relevanz von S/4HANA unter SAP-Anwendern in deutschen Unternehmen noch immer umstritten. Es zeichnen sich zwei Lager ab.

Für die eine Gruppe der Unternehmen hat die neue Produktgeneration der SAP strategische Bedeutung. Sie sehen Innovationspotenzial für die Transformation ihrer Geschäftsprozesse und den Aufbau neuer Geschäftsmodelle. Die Vertreter der anderen Gruppe betrachten S/4HANA lediglich als das nächste Release der SAP, das eingeführt werden muss. Sie sind von den Mehrwerten, die ihnen das neue Anwendungssystem bieten kann, nicht überzeugt. Daher geht es ihnen vor allem um eine reibungslose technische Migration aktueller Systeme auf S/4HANA. Dies sind Ergebnisse der Studie „SAP S/4HANA“, die das Marktforschungs- und Beratungsunternehmen PAC veröffentlicht hat.

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Einführungspläne: Firmen machen sich (langsam) auf den Weg

Für 38 Prozent der befragten Firmen ist S/4HANA strategisch wichtig für ihre digitale Transformation oder als Ankerpunkt, um SAP-Prozesse schrittweise neu zu gestalten oder sogar komplett neu zu implementieren. 41 Prozent haben konkrete Pläne für die Einführung von SAP S/4HANA in den nächsten Jahren oder befinden sich bereits im Projekt (14 Prozent). 34 Prozent sind noch unsicher und diskutieren den Schritt. Für ein Viertel der Teilnehmer ist die Einführung des Systems heute noch überhaupt kein Thema. Verglichen mit einer 2015 von PAC durchgeführten SAP-S/4HANA-Studie zeigt sich, dass das Thema insgesamt besser angenommen wird. Damals befanden sich erst zwei Prozent der Firmen in einem entsprechenden Einführungsprojekt und rund ein Drittel hielt das Thema für irrelevant.

Pac SAP4 HANA 550

Abb.: Status quo S/4HANA-Einführung

Tatsächlich spricht Einiges für S/4HANA und viele Firmen erkennen die Mehrwerte, die eine Umstellung für sie bringt. Als Gründe für die Einführung nennen sie unter anderem die Beschleunigung von Prozessen und Datenanalysen (88 Prozent), die Modernisierung ihrer SAP-Anwendungen (72 Prozent) sowie die Prozesstransformation in Richtung Realtime (70 Prozent). Allerdings assoziiert nicht jeder das Potenzial, das ein Umstieg bergen könnte – 63 Prozent der Befragten geben an, die Produktstrategie von SAP zwinge sie zur Einführung. „Für SAP-Anwender ist es ratsam, sich das Innovationspotenzial, das S/4HANA bieten kann, für das eigene Unternehmen aufzeigen zu lassen. Sich bei der Einführung von vornherein nur auf einen weiteren technischen Release-Wechsel zu beschränken, bedeutet unter Umständen, viel Potenzial zu verschenken“, so Frank Niemann, Vice President – Software & SaaS Markets bei PAC und Autor der Studie.

Schrittweise, rein technische Migration bevorzugt

Fast die Hälfte (49 Prozent) der an der Studie teilnehmenden Firmen plant eine schrittweise technische Migration auf S/4HANA. Nur 24 Prozent möchten auch ihre Prozesse schrittweise transformieren. Ebenso viele verfolgen eher eine komplette Neuimplementierung. 38 Prozent möchten zuerst die SAP Business Suite auf SAP HANA bringen, um zu einem späteren Zeitpunkt auf S/4HANA umzusteigen (Zum Vergleich: Im Vorjahr wollten noch 48 Prozent diesen Zwischenschritt gehen). Mit 37 Prozent bevorzugt eine ähnlich starke Gruppe die direkte S/4HANA-Transformation in einem Schritt. Zielplattform ist meistens die On-Premise-Edition.

Haupthindernis bleibt der schwer abzuschätzende Aufwand

Unklare Aufwände, fehlender Business Case und Kosten sind die drei Top-Hindernisse bei der Einführung von SAP S/4HANA. Viele Firmen sind sich unsicher, wie umfangreich eine Einführung wird. Oft mangelt es an einem überzeugenden Business Case, der den Umstieg rechtfertigen würde. Da Firmen neue Lizenzen für SAP S/4HANA erwerben müssen, sehen viele der Befragten ein weiteres Hindernis in den Kosten für die Softwareanschaffung. Damit werden die gleichen Top-Hindernisse genannt wie in der Befragung von 2015. Auch Bedenken bezüglich des Reifegrads sind nur unwesentlich geringer als noch vor einem Jahr. Abgenommen hat dagegen die Einschätzung, dass Modifikationen eine Implementierung erschweren können.

Externe Unterstützung ist stark gefragt

Für die meisten geplanten oder diskutierten Maßnahmen setzen die SAP-Anwender auf Unterstützung durch externe Partner. 89 Prozent holen sich beispielsweise Hilfe bei der Einführung des Hauptbuchs. Bei der Migration der SAP-Datenbank vertrauen 87 Prozent auf Unterstützung von außen, 83 Prozent bei der Konsolidierung und Harmonisierung SAP-gestützter Prozesse. Firmen investieren hierbei sowohl in technische Services für die Systemintegration als auch in Prozessberatung, etwa für die Prozesstransformation in Richtung Realtime sowie für die Gestaltung neuer Geschäftsprozesse. Von den SAP-Partnern wird dabei zunehmend mehr als reine Lösungskompetenz rund um SAP S/4HANA verlangt, zum Beispiel sollten sie auch Transformationsprojekte unter Einbeziehung von IT und Fachbereichen begleiten und unterstützen können. Investitionstreiber sind in den meisten Fällen die IT-/SAP-Abteilungen (67 Prozent). „Soll die S/4HANA-Einführung dem Unternehmen wirkliche geschäftliche Vorteile bieten, so darf sie nicht zum reinen IT-Projekt verkümmern. Vielmehr vollzieht sich eine technische und organisatorische Transformation. Empfehlenswert ist somit, dies bei der Wahl des Projektpartners sowie der internen Projektteams zu berücksichtigen“, so Niemann. 

www.pac-online.com

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