Während Entwickler früher Zeile für Zeile Code tippten, setzen Unternehmen zunehmend auf dialogbasierte KI-Systeme, die komplette Anwendungen durch natürliche Gespräche generieren. “Vibe Coding” verwandelt die Softwareentwicklung von einem technischen Handwerk in eine konversationelle Disziplin.
“Die Integration von KI in den Entwicklungsprozess ist ein Wendepunkt”, erklärt Sherla Sriprada, Business-Analystin bei GlobalData. “KI-Systeme schlagen nicht nur Code-Schnipsel vor, sondern automatisieren Routineaufgaben und erstellen ganze Anwendungen basierend auf Nutzerspezifikationen.”
Die Auswertung der GlobalData Job Analytics Database offenbart einen deutlichen Anstieg entsprechender Stellenausschreibungen. Nicht nur in der Tech-Branche, sondern auch in Bereichen wie Handel, Finanzdienstleistungen, Gesundheitswesen und Medien.
Tech-Giganten auf Personalsuche
ServiceNow sucht einen “Director of Engineering” für ihre KI-gestützte Entwicklerplattform, der eine “interaktive, mehrstufige Vibe-Coding-Erfahrung” für konversationsgetriebene App-Entwicklung schaffen soll. Alphabet wiederum benötigt einen “Principal Engineer” für die Entwicklung von Grundkomponenten für Vibe-Coding-Tools, die direkte Auswirkungen auf Googles ML-Fähigkeiten haben werden.
Auch außerhalb der reinen Tech-Unternehmen wächst das Interesse: eBay designt “agentische Flows” und intelligente Assistenten, während Visa KI-gestützte Tools für Code-Generierung entwickelt und explizit Erfahrung mit Vibe-Coding-Plattformen wie Bolt, Lovable und V0 verlangt.
Selbst HCA Healthcare setzt auf die neue Technologie und sucht einen “Director Product Design” für digitale Transformation mittels Vibe Coding. Quora entwickelt über seine Poe-Plattform ein ganzes Bot-Ökosystem und sucht Senior AI Engineers für “performante und zuverlässige Vibe-Coding-Anwendungen”.
Paradigmenwechsel mit Risiken
“Vibe Coding signalisiert einen strukturellen Wandel, wie Unternehmen digitale Lösungen entwickeln, testen und skalieren”, warnt Analystin Sriprada. “Es definiert Wettbewerbsvorteile neu und ermöglicht kontinuierliche Innovation sowie maßgeschneiderte digitale Erfahrungen in Echtzeit.”
Unternehmen, die diese Entwicklung verschlafen, drohe der Anschluss zu verlieren, da sich Softwareentwicklung von einer technischen Funktion zu einem konversationellen Geschäftstreiber wandele.
Fazit: Sprechen statt Programmieren
Die Vibe-Coding-Revolution zeigt: Die Zukunft der Softwareentwicklung liegt möglicherweise nicht in komplexeren Programmiersprachen, sondern in der Kunst des richtigen Gesprächs mit künstlicher Intelligenz. Ob dieser Trend nachhaltig ist oder nur ein weiterer Hype-Zyklus, wird die Zeit zeigen. Sicher ist: Die Personalchefs der Tech-Branche haben bereits ihre Antwort gegeben.