Speichersysteme testen & beurteilen Teil 1: Desktop-NAS

Ein Systemwechsel steht an. Die an sich einfache Frage lautet: Wie testet und beurteilt man ein Speichersystem? Doc Storage macht daraus einen 2 Teiler. Los geht’s mit Einsteiger- und Desktop-Geräten. Einige Anbieter dürften nun aber zusammenzucken…

Leserfrage: Wir wechseln den Hersteller. Deswegen bin ich auf der Suche nach einer Anleitung, wie man ein Speichersystem auf Herz und Nieren prüfen kann. Der Test sollte sowohl die technische als auch die Performance-Seite beinhalten. Doc Storage macht daraus einen 2 Teiler über Einsteiger- und Desktop-Geräte sowie Business- und Enterprise-Storage. Einige Anbieter dürften nun aber zusammenzucken…

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Antwort Doc Storage:

DocStorage2014 thumb Natürlich könnte man jetzt schreiben »Speichersysteme muss man heute nicht mehr testen. Erstens sind Komponenten und Platten so zuverlässig wie nie, und zweitens funktionieren alle mit ein paar Abweichungen sowieso gleich.« Das stimmt aber nur bedingt. Und deshalb hier eine kleine Anleitung, wie ich unbekannte Boxen zu »quälen« pflege… Der erste Block gilt den Heimsystemen (also solchen mit bis zu sechs, sieben Laufwerken). Der zweite Block in der nächsten Woche wird dann den Enterprise-Systemen gewidmet sein.

Desktop-NAS: Test Gehäuse und Handhabung

Jedes Speichersystem muss auch physisch einfach und schnell handzuhaben sein. Das einfache Öffnen einer Frontplatte mit einem Schlüssel etwa ist mir tausendmal lieber als das minutenlange Rumgefummel an einem jeden abgeschlossenen Laufwerkseinschub. Was so ein Ding wiegt, ist mir eigentlich völlig schnuppe, wenn es einmal steht, dann steht es sowieso.

Aber Leute – was sollen Laufwerkseinschübe und Bedienknöpfe auf zwei einander entgegengesetzten Gehäuseseiten? Warum sind bei manchen Herstellern die Knöpfe alle so klein, dass ich sie nur mit Mäusefäustchen bedienen kann, der Reset-Knopf aber dann in derselben Größe und derselben Reihe? Warum sind die Netzwerk-LEDs bei anderen direkt am Port, also wie beim normalen Rechner? Hat es da für zwei zusätzliche LEDs an der Front nicht mehr gereicht? Soll ich allen Ernstes jedes Mal das Gerät umdrehen, wenn ich Netzwerk-Aktivität feststellen will? Und zuletzt die Laufwerkseinschübe selbst: Bei einigen Anbietern könnte man meinen, wenn die Platten einmal drin sind, dann muss man die sowieso nicht mehr wechseln. Entsprechend schwergängig und ungenau sind die Teile gefertigt. Wiederum andere haben so dünne und wackelige Schienen, dass man Angst hat, diese beim ersten Gebrauch in kleine Trümmer zu zerlegen.

Daher: Gehäuse hinstellen, Kabel hinten rein, und dann so platzieren, wie man es im Ende auch stehen haben will.

  • Sollte man dann nicht an alle Bedienelemente rankommen oder alle Informationen angezeigt bekommen – weg damit.
  • Sind die Bedienknöpfe nur mit einer Lupe zu finden – weg damit.
  • Und sollten die Einschübe zu schwergängig oder zu sehr Leichtbau sein – weg damit.

Desktop-NAS: Test Temperaturentwicklung & Lüftung

Richten Sie den Kandidaten ein (dabei werden Sie schon feststellen, ob der Entwickler an Sie gedacht hat oder einfach nur fertig werden wollte), und geben Sie ihm ordentlich was zu tun. Kopieren von Dateien von einem auf das andere logische Laufwerk wäre zum Beispiel so etwas. Lassen Sie das System eine oder besser zwei Stunden laufen, und kontrollieren Sie dann die Temperaturen im System. Falls der Entwickler an Sie gedacht hat, wird er entsprechende Sensoren und Anzeigen in der Bedieneroberfläche vorgesehen haben.

  • Werden die Platten nicht gemessen – weg damit.
  • Werden die Platten oder irgendeine andere Komponente wärmer als 45 Grad – weg damit.

Viele Tester finden es schick, die »Lautheit« (das Wort gibt es im normalen Sprachgebrauch überhaupt nicht) des Systems zu testen und sich dann aufzuregen, dass man es nicht im Wohnzimmer aufstellen könne. Mir ist ein lauter, aber wirkungsvoller Lüfter tausendmal lieber als eine Box, die schweigend den Hitzetod stirbt. Lautstärkemessungen bei Speichersystemen gehören zum größten Blödsinn, der jemals über diese Branche gekommen ist.

Desktop-NAS: Test Interaktion ohne Benutzeroberfläche

Einer meiner zentralen Ausschlusskriterien: Wenn sich das System nicht mit mir unterhält, wenn ich von vorn draufschaue, dann will ich es nicht. Ich muss mit einem Blick (!) feststellen können, ob alles okay ist, oder ob sich das Ding unwohl fühlt.

Ich will nicht, dass es irgendwie fiept (es könnte zu laut sein, dass man es hört), ich will keine Mail und ich will vor allem keine Benachrichtigung über irgendeine Benutzeroberfläche. Ich will grüne und rote (meinetwegen auch weiße und blaue) Lämpchen, ich will dass sie blinken oder leuchten, und dies für jede Funktion und jede Komponente im System. Sollte das nicht gegeben sein – weg damit. Und ich möchte jede grundsätzliche Funktion am System über entsprechende Knöpfe und ohne Rechner vornehmen können. Falls das nicht geht – weg damit.

Desktop-NAS: Test Standard-Funktionen

Dass ein Speichersystem heute was-weiß-ich-wieviele Protokolle, Sonderfunktionen und Gimmicks anbietet, schön, und wenn die im Katalog stehen, dann werden die auch funktionieren (oho – DocStorage ist naiv…? Nein, er ist nur genervt, immer dasselbe testen zu müssen). Viel wichtiger sind die Funktionen, die man braucht, wenn es wirklich drauf ankommt: Wie lässt sich das Laufwerk auswechseln, wenn es aufgegeben hat? Liefert der Hersteller wenigstens einen weiteren Rahmen mit, um die Platte schnell und ohne Verzögerung zu wechseln? Er schreibt ja gar nichts von Wiederherstellungszeit – nein, das schreibe ich nicht. Weil das Physik ist. Und auf denselben Medien in allen Systemen gleich lange dauert, plusminus ein paar Prozent. Wenn Hersteller etwas anderes versprechen – weg damit, niemand kann zaubern. Testet das System die Medien auf deren Zustände und warnt in passendem Abstand vor dem Versagen? Falls nicht – weg damit.

Desktop-NAS: Test Systemleistung

Ach ja, die leidige Leistung. Also, wir wollen erstmal eines klarstellen. Ein Laufwerk ist ein Laufwerk ist ein Laufwerk. Eine SSD ist eine SSD ist eine SSD. Und, vor allem, ein SATA-Port ist ein SATA-Port ist ein SATA-Port. Ich hoffe, ich bin jetzt klar und deutlich verstanden worden. Ein für alle Mal!

Alle Festplatten, SSDs und SATA-Ports leisten dasselbe, plusminus wiederum ein paar Prozent, auch in verschiedenen Systemen. Die Leistung lässt sich jeweils nur minimal beeinflussen, vielleicht durch einen etwas schnelleren Prozessor, etwas mehr Cache oder ein schlankes Betriebssystem. Aber, dass was hinten am eSAS-, eSATA- oder Ethernet-Port ankommt, ist (ich weiß, ich nerve) plusminus ein paar Prozent immer dasselbe, wenn man dieselben Medien nutzt.

Ein ellenlanger Leistungstest macht also wenig bis gar keinen Sinn, der Nutzer wird bei seinen Excel- und Word-Dateien sowieso den Unterschied nicht merken, und für das Abspielen von Videos ist es bei weitem genug. Und die I/Os sind im normalen täglichen Umfeld ebenso von Belang wie die Farbe des Plattenaufklebers. Oder wer von Ihnen da draußen betreibt an einem solchen Array denn bitteschön irgendwelche Datenbanken oder bietet Dienste im Internet feil?

Genau, ungefähr gar keiner. Und deshalb bringt das Abgefingere von irgendwelchen I/O-Leistungen für Standard-Systeme genauso wenig, wie das Anbringen von Breitreifen ein Auto schneller macht. Selbst wenn man Unterschiede feststellen wird, und das wird man – niemand wird davon etwas merken.

So, wie immer, zum Verhauen eine Reihe bilden…

Gruß
Doc Storage

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