Kommt mit QLC-Flash das Ende hybrider Speichersysteme?

Die ersten Arrays mit QLC-Flash-Technologie kommen auf den Markt. Einige Hersteller prophezeien durchaus vollmundig das Ende von hybriden Speichersystemen, also solchen mit Flash und Festplatten. Ist dieses Ende tatsächlich absehbar oder wie sieht die Zukunft in diesem Bereich aus?

Antwort Doc Storage:

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Natürlich bräuchte man für eine zuverlässige Antwort auf diese Frage eine gut funktionierende Glaskugel. Allerdings lässt sich eine klare Tendenz erkennen, schon allein in den Absatzzahlen der Hersteller von Festplatten und Festspeichermedien. Während die Anzahl der verkauften Festplatten immer weiter stagniert oder sogar abnimmt, nehmen die Nutzer immer mehr Flash-Laufwerke ab. Dies hat zum einen natürlich den Grund, dass Flash-Speicher jeder Klasse immer großvolumiger und gleichzeitig preiswerter werden. Zum anderen haben die mechanischen HDDs langsam aber sicher ihre Grenzen erreicht, was Speichergröße und Geschwindigkeit angeht. Darüber hinaus benötigen Festplatten ein Vielfaches an Energie, und geben gleichzeitig wesentlich mehr Wärme ab. Die Kosten für Flash-Arrays werden also nicht nur geringer, weil die Medien immer preiswerter werden, sondern weil sie auch wesentlich weniger Leistung abnehmen und ebenso deutlich weniger an den Klimaanlagen zerren.

Wiederherstellungszeit großer HDDs nicht mehr zeitgerecht

Betrachtet man durchschnittliche hybride Speichersysteme, so sind diese heute in den meisten Fällen mit zwei bis vier TByte großen SSDs für die »heißen« Daten und mit vier bis acht TByte großen Festplatten als Massenspeicher bestückt. Natürlich stehen auch Laufwerke mit 14 oder gar mehr TByte Volumen zur Verfügung, allerdings lauert bei diesen in Standard-RAID-Gruppen immer der Teufel der Wiederherstellungszeit. Benötigen beschriebene vier TByte selbst mit 7.200 Umdrehungen schon bis zu sechs Stunden, um beim Ausfall eines Laufwerkes die Daten wieder zurückzurechnen, sind dies bei acht TByte schon zwölf Stunden und so weiter. In dieser Zeit sind die Daten, zumindest unter RAID 5 oder ähnlichen Schutzklassen, der Gefahr des Verlustes beim Ausfall eines weiteren Laufwerkes ausgesetzt. Und diese Gefahr erhöht sich während des Rebuilds durch die erhöhte mechanische Belastung erheblich.

Für Flash-Medien verringert sich die Zeit, die für das Erstellen eines neuen Laufwerkes in einer RAID-Gruppe benötigt wird, dramatisch. Darüber hinaus ist das Medium keiner erhöhten mechanischen Belastung ausgesetzt, die Zuverlässigkeit verringert sich in dieser Phase daher kaum bis überhaupt nicht.

Immer weniger Argumente für einen Einsatz von HDDs

All diese Argumente sprechen ausschließlich für den schnellen Ersatz der rotierenden Laufwerke durch Festspeicher, zumindest im operativen DV-Umfeld. Kosten Standard-QLC-SSDs momentan noch zwischen 100 und 120 Euro pro TByte, dürfte sich dieser Preis im kommenden Jahr halbieren, wenn es bei der jetzigen Tendenz bleibt. Im Markt sind bereits Modelle mit vier TByte erhältlich, solche mit acht TByte stehen schon in den Preislisten. Die Auslieferung sollte demnächst starten, sowohl als Standardplatte mit 6-Gbit-SATA-Schnittstelle als auch als M2- oder mSATA-Ausführung.

All diese Argumente (Preisverfall, immer höhere Volumina, wesentlich höhere Leistung, geringere Strom- und Klimakosten) sprechen ausschließlich für den Drang der QLC-Medien auch in den Standard-RAID-Markt. Die klassischen Festplatten dürften damit immer mehr in den Backup- und Archiv-Markt gedrängt werden. Hier treffen sie allerdings zunehmend auf leistungsfähigere und größere Bandsysteme. Somit ist meine ganz persönliche Meinung, dass die Zeiten des »rotierenden Rosts« in den kommenden Jahren abgelaufen sein dürften. Mechanische Laufwerke werden den Zweifrontenkrieg zwischen Flash und Band nicht überstehen, zumal diese beiden Medien noch reichlich Raum für Weiterentwicklungen bieten, während eine solche bei Festplatten mit 16 bis 20 TByte ein Ende gefunden haben dürfte, Einsatz von Helium und anderen Tricks hin oder her.

Gruß
Doc Storage

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