Eine (hoffentlich) fiktive Geschichte ...

Blackout: Aus einem Land nach unserer Zeit

Heute ein etwas anderer Doc: Der hat schlecht geträumt und beglückt uns mit einer (hoffentlich) fiktiven Geschichte. Energiesparen macht Sinn, doch was, wenn die Pläne nicht aufgehen, und er doch kommt, der große Blackout? Und wie konnte es dazu kommen?

Kolumne Doc Storage:

Jetzt sitze ich hier also im Kerzenschein, habe meinen alten (inzwischen natürlich verbotenen) Laptop aus dem Versteck unter den Dielen geholt und versuche einmal aufzuschreiben, wie es zu dem Zustand gekommen ist, in dem wir seit einiger Zeit mehr oder weniger dahinvegetieren.

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Alles fing eigentlich schon viel früher an als die meisten meines Alters sich eingestehen mögen. Damals, in den 80ern (des letzten Jahrhunderts natürlich), fanden wir es schick, gegen alles zu sein. Natürlich, wir waren Teenager oder in unseren frühen Zwanzigern, und wer in diesem Alter findet, schon gut, was die Eltern machen oder sagen. Also waren wir auch gegen Atom- und für Wind- und Sonnenenergie. Wir wussten nicht genau wieso, aber kleine Grüppchen von außerfamiliären Erziehern wussten es. Damals schon. Und sie wussten vor allem, wie sie ihre eigenen Gedanken zu unseren Machen konnten. Langsam, aber stetig. Und so standen wir dann nach kurzer Zeit neben diesen Altwissenden und hielten ihre gelbrotschwarzen Plakate hoch, setzten uns vor Atomkraftwerke, die ganz Mutigen unter uns ketteten sich an Bahngleise, wo Brennstäbe vorbeifahren sollten.

Die Zeit ging ins Land, und mit zunehmendem Alter kamen Ausbildungen, Studien und in Folge dann auch Berufe. Die meisten dieser Berufe hatten mehr oder weniger mit dem Verbrauch elektrischer Energie zu tun, ob es nun als Stahlwerker, Bäcker, Informatiker oder in anderen Branchen war. Und wenn wir keiner Beschäftigung nachgingen, die mit elektrischer Energie zu tun hatte, dann eben mit der Umsetzung fossiler Brennstoffe in Hitze oder Kraft. Irgendwo musste es ja herkommen, das zwar kleine, aber immer stetige Wachstum. Jeder wollte schließlich ein Stück vom Wohlstand, und dieses Stück gab es eben in Form von Häusern, Autos, Fernreisen und gutem Essen.

Einzug ins Parlament

Aber sie waren nicht weg, die Erzieher unserer Jugendjahre. Mitnichten. Sie hatten es inzwischen in die Parlamente geschafft. Noch wollte natürlich niemand etwas mit ihnen zu tun haben, wie später mit den Rechten, aber als der erste von ihnen in einem Bundesland in Turnschuhen die Hand zum Ministerschwur hob, hätte uns ein Licht – und wenn auch nur eine Kerze – aufgehen müssen. Sie arbeiteten sich wie die bemühten Eichhörnchen immer weiter in die Parlamente, und schafften es in immer mehr Regierungen. Zwar wählten nie mehr als zehn Prozent der Bevölkerung die Erzieher, aber niemand kam mehr an ihnen vorbei, wenn ein Kabinett zu bilden war. Bald kamen auch die alteingesessenen Parteien darauf, sich die Eigenschaften der Erzieher zumindest in Teilen zu eigen zu machen, man wollte ja Stimmen gewinnen, und die Erzieher wussten ja, wie das ging.

Moment – ich muss den Akku wechseln, zwei habe ich noch, zum Glück, obwohl die Nutzung von Nickel-Ionen-Batterien schon länger unter Strafe steht. Egal, es ist dunkel, mich wird niemand sehen…

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Kurzschluss

So, wo war ich? Ach ja, als irgendwann zu Beginn des neuen Jahrhunderts ein Atomkraftwerk irgendwo im weit Osten durch eine Flutwelle getroffen wurde und hochging, kam es bei der damaligen Regierung zu einer – Entschuldigung, aber um diesen Wortwitz komme ich nicht herum – Kurzschlusshandlung. Noch am selben Tag wurde erklärt, dass unser Land innerhalb von 17 Jahren die gesamte Versorgung auf, wie hieß das damals noch, ach ja, erneuerbare Energien umstellen und alle Kernkraftwerke abschalten (und natürlich keine neuen mehr bauen) würde. Damals haben wir es hingenommen, es war ja noch weit weg, und in 17 Jahren würde es sicher zuverlässige Alternativen geben. Wie man sich täuschen kann. Aber dazu später. Habe ich erwähnt, dass keines unserer Atomkraftwerke in der Nähe einer Küste oder in einem erdbebengefährdeten Gebiet stand? Dass wir in unserem Land die statistisch sichersten Kraftwerke weltweit hatten? Das alles interessierte damals niemanden, wir waren toll, wir waren mal wieder die Vorreiter auf dem Planeten, wir hatten es mal wieder allen gezeigt. Zumindest für eine gewisse Zeit.

Alte und neue Erzieher

Und nun, da selbst die Konservativen immer mehr zu Erziehern wurden, sahen die Alterzieher natürlich ihre Zeit gekommen. Nicht immer nur Opposition, nicht immer nur Jugendliche losschicken, um arme Tiere aus Massenhaltung zu befreien, nicht immer nur auf irgendwelchen Demos vorne mitlaufen. Nein. Wann war das noch, ich glaube damals, 2021, da war die Stunde der zweiten Erzieher-Generation gekommen. Einer davon wurde Regierungschef, musste sich seine Mehrheit aber bei den Kleinstparteien zusammenbetteln. Und zack, waren Erzieher der zweiten Generation Außenminister, Wirtschaftsminister und was weiß ich nicht noch alles. Obwohl sie wieder mal nur jeder zehnte überhaupt gewählt hatte. Dann ging alles ganz schnell. Immer jüngere Erzieher kamen ins Parlament, natürlich alle ohne irgendwelche Berufe oder Ausbildungen, eins geht nur, Karriere oder etwas lernen.

Da Lehrjahre keine Herrenjahre sind, und Erzieher gerne immer und überall das Sagen haben, geht das natürlich nicht zusammen. Es fing dann mit Kleinigkeiten an. Kleinigkeiten, dachten wir. Eine der schönsten und lyrischsten Sprachen überhaupt, die Sprache von Goethe, Schiller und Rilke, wurde von den Erziehern umgeformt, angeblich um irgendwelche Geschlechter (davon gab es ja dann auch mehrere Dutzend) nicht zu unterdrücken. Die Erzieher wollten damit überprüfen, wer sich denn ihrer kruden Logik unterworfen hatte. Jeder durfte sich jeden Tag für etwas anderes halten, Frau, Mann, Wolf, Ente, völlig egal. Und jeder durfte sich von allen unterdrückt und benachteiligt fühlen, seine noch so krummen Rechte einfordern und wurde von den Erziehern noch darin bestärkt.

Alles wurde knapp

Mit alledem ging eine Entwicklung einher, die wir alle zunächst gar nicht für so schlimm hielten. Kraftstoffe wurden immer teurer, immer neue Steuern und Abgaben wurden von den Erziehern erfunden, irgendwann wurde fahren zum unbezahlbaren Luxus. Nicht nur für Pkw, sondern auch und vor allem für Lkw. Die Batterietechniken waren eben noch nicht so weit, und selbst wenn, hätte es noch nicht mal für zehn Prozent der Fahrzeuge überhaupt Strom gegeben. Immer weniger Waren wurden ausgeliefert, immer weniger Produktionsketten konnten aufrechterhalten werden. Regale in Supermärkten leerten sich, Fabriken und andere Betriebe machten reihenweise dicht, weil alle Energien unbezahlbar teuer geworden waren. Aber die Erzieher fanden das toll, genau das war ja ihr Ziel, schon seit einem halben Jahrhundert, und wir hatten immer drüber gelacht. Dass unser Geld inzwischen nichts mehr wert war, war da nur noch eine logische Konsequenz. Jetzt lachten wir nicht mehr.

Im Rechenzentrum wurde es auch dunkler

In den Rechenzentren, wo ich damals noch gearbeitet habe, wurde die Situation auch immer kritischer. Auch wir wurden gezwungen, mit immer weniger Energie immer mehr Rechenleistung und Speicher zur Verfügung zu stellen. Alles wollten sie einschränken, die Erzieher, nur eines nicht – ihre liebgewordene Kommunikation über Mobiltelefone und die öffentlichen Netzwerke. Ja, damals nahm man tatsächlich so ein kleines Ding in die Hand, machte ein Photo, schrieb einen ebenso nichtssagenden Text dazu und schickte beides durch den noch vorhandenen Äther. Es kam in Sekundenschnelle bei tausenden von Leuten an, die dadurch erzeugten Datenmengen kümmerten niemanden, erst recht nicht die Erzieher.

Nur so konnte man ja in ständigem Kontakt zu allen bleiben und nachhaltig überprüfen, ob sich denn auch alle an alle Regeln der Sprache und des restlichen Lebens hielten. Und schön die bis dahin ihrem normalen Leben und ihrer Arbeit nachgehenden Menschen mit Störaktionen durch die Nachwuchserzieher auf die Nerven gingen. Bis zum Frühjahr dieses einen Jahres. Wie an jenem Tag, als Terroristen in die Twin-Towers flogen, wird sich auch jeder daran erinnern, wo er sie erlebt hat, seine erste Abschaltung. So verkauften die Erzieher dem einfachen Volk die Wegnahme von Strom, weil schlichtweg nicht genug da war. Einfache Verbrenner fuhren kaum noch, weil der Sprit inzwischen teurer war als Gold. Und die Tankstellen nicht mehr erreichte, weil ja kein Lkw mehr fahren konnte. Andererseits gab es nicht genügend Strom, um alle Haushalte, die Industrie und die Elektrofahrzeuge zu versorgen.

Der Teufelskreis war eng und kam schnell. Zuallererst mussten die Netzwerke dran glauben, das ewige rauf und runter der Komponenten hatte diese irgendwann mürbe gemacht. Ohne Netzwerke fehlte jegliche Kommunikation, niemand wusste mehr, wer und was wann wo zu sein hatte. Also blieb man zuhause, man hatte ja sowieso keine Wahl, die Autos waren praktisch lahmgelegt.

Vielleicht gab es ein oder zweimal am Tag kurz Strom, dann wurden alle Geräte aufgeladen, von denen man sich erhoffte, sie irgendwann noch einmal benutzen zu können. Die Geräte zur Erzeugung von Wind- oder Sonnenenergie, von den Erziehern euphemistisch als erneuerbar angepriesen, ließen sich nicht mehr fernwarten, es war ja kein Netzwerk mehr da. Und hinfahren konnte auch niemand, also verrotteten alle Systeme dort, wo sie gerade standen.

Warum wir nicht einfach Strom von außen geholt haben, fragt man sich. Nun ja, wenn es sich die Erzieher und der Regierungschef nicht kurz vor der großen Abschaltung mit ihren Zickigkeiten mit allen Ländern drumrum verdorben hätten, dann wäre das vielleicht gegangen. Aber so wollte niemand mehr etwas mit uns zu tun haben. Im Westen, Osten, Norden und Süden gibt es jetzt weiterhin normale Industrienationen, sogar mit Strom, erzählt man sich hier, mit Autoverkehr und Telefonen. Die Menschen an den Grenzen können drüben in den anderen Ländern nachts beleuchtete Straßen sehen, auf denen Autos fahren. Und sich dann an die Zeiten erinnern, als es hier auch so war.

Es ist schön, dass das (bisher) nur ein höllischer Albtraum ist…

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Gruß
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