LTO: Ausgelieferte Tape-Kapazität geht leicht zurück

Die ausgelieferte LTO-Bandkapazität geht 2020 im Vergleich zum Vorjahr um acht Prozent zurück. Die drei LTO-Technologieführer HPE, IBM und Quantum sehen LTO trotzdem gut aufgestellt. Der Bedarf an einem Medium für Offsite-Backups sei durch die Pandemie und die steigende Cyberbedrohung nicht kleiner geworden. Unbeantwortet bleibt aber nach wie vor die Frage zur Markteinführung von LTO-9.

Eine LTO-Bandkapazität von 105.198 PByte (komprimiert) wurde im Jahr 2020 ausgeliefert. Ein an sich gutes Ergebnis, an den Rekord von 2019 (114.079 PByte) reicht es allerdings nicht heran. Der jährliche Bericht über die Auslieferung von Bandmedien, der Technologieanbieter des LTO Program, Hewlett Packard Enterprise, IBM und Quantum, weist im Jahresvergleich einen Rückgang von rund acht Prozent aus.

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»Trotz des unerwarteten Gegenwinds für viele Segmente der Technologiebranche, der durch die Pandemie hervorgerufen wurde, war die gesamte LTO-Bandkapazität, die 2020 ausgeliefert wurde, im Kontext stark«, meint Eric Bassier, Senior Director bei Quantum. »Nach der Rekordauslieferungskapazität im Jahr 2019 waren wir für 2020 optimistisch – aber globale Shutdowns und andere Faktoren, die außerhalb unserer gemeinsamen Kontrolle liegen, führten zu einer geringeren Leistung.« Das LTO-Konsortium ist optimistisch, dass es im Jahr 2021 eine Rückkehr zum vorherigen Kapazitätswachstumstrend geben wird. Unternehmen würden wieder Speicherkäufe tätigen und neuen Trends folgen, die stärkere Sicherheitsmaßnahmen erfordern werden. Zudem erwartet Bassier, dass neue LTO-Generationen zunehmend den Vorzug vor älteren erhalten.

3-2-1-1«-Backups gegen Cyberbedrohungen

Zu den sich abzeichnenden Trends während der Pandemie gehörte die Zunahme von Cyberattacken, auch weil Millionen von Arbeitnehmern ins Home-Office wechselten bzw. zu Remote-Workern wurden. Diese neuen Schwachstellen führten zu einem Anstieg der Ransomware-Angriffe auf ein Rekordniveau. Erschwerend kam hinzu, dass nicht nur die Belegschaft verteilt arbeitet, sondern auch die IT-Teams. Das LTO-Konsortium plädiert deshalb Trend auf die die »3-2-1-1«-Backup-Regel zu setzen: Das heißt, mindestens drei Kopien oder Versionen von Daten auf zwei verschiedenen Speichermedien beinhaltet, von denen eines extern und eines offline ist. Stichwort Air-Gap.

Für Phil Goodwin, Research Director bei IDC, sind LTO-Bänder nicht wegzudenken aus einer Backup-Strategie: »Die Verlagerung von Arbeitsplätzen nach außen, schafft auch mehr Möglichkeiten für die Bedrohungen von Unternehmensnetzwerken. Mit der nativen Fähigkeit, Air-Gap und schnelle Wiederherstellung zu bieten, bleibt LTO eine Kernkomponente von Best-Practices im Datenmanagement.«

LTO-9 mit einer Kapazität von 18 TByte wird nicht vor Herbst 2021 erwartet (Quelle: lto.org).LTO-9 mit einer Kapazität von 18 TByte wird nicht vor Herbst 2021 erwartet (Quelle: lto.org).

Warten auf LTO-9

Die LTO-Anbieter sehen sich naturgemäß gut aufgestellt und in der Pressemeldung werden die Vorzüge von LTO-8 (12 TByte native) hervorgehoben. Das will aber eigentlich keiner hören, denn seit einem Jahr wartet die IT-Gemeinde auf LTO-9 (18 TByte native).

Zudem bemängeln Kritiker, dass es aussagekräftiger wäre, wenn das LTO-Konsortium auch die Anzahl der Bandlaufwerke und -kassetten veröffentlichen würde. Das hat es aber nie und wird es vermutlich auch nicht. Die speicherguide.de-Redaktion schließt sich hier den Kollegen von storagenewsletter.com an, dies in einem Kommentar bemängeln. Auch sei die Verbreitung großer Band-Bibliotheken (v.a. von Spectra Logic und Qualstar) durchaus als eingeschränkt zu sehen.

Mit IBM kümmert sich nur noch ein Hersteller federführend um die Laufwerke und Fujifilm fertigt zusammen mit Sony als einziger Tape-Kassetten. Für die Kollegen genügt dies nicht, um als Industriestandard zu gelten, der mehrere Quellen und nicht nur mehrere Distributoren erfordere. Der Einwand ist zwar nicht unberechtigt, LTO den Standard abzusprechen, geht aus unserer Sicht aber zu weit.

Wichtiger dürfte sein, dass möglichst bald konkrete Informationen zum Marktstart von LTO-9 veröffentlicht werden. Ein bisher vages »im Herbst«, bedeutet erfahrungsgemäß Ende des Jahres mit einer ernstzunehmenden Verfügbarkeit im ersten Quartal kommenden Jahres. Sofern nicht erneute Verzögerungen eintreten.

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