TikTok hat stillschweigend seine Richtlinien für die Zusammenarbeit mit Strafverfolgungs- und Aufsichtsbehörden angepasst. Künftig können auch sogenannte „regulatorische Behörden“ Anfragen zu Nutzerdaten stellen.
Dies umfasst neben klassischen Strafverfolgungsbehörden in den USA wie ICE (Immigration and Customs Enforcement) und DHS (Department of Homeland Security) auch andere staatliche Stellen, die Gesetze in ihrem Zuständigkeitsbereich durchsetzen, etwa die SEC, FTC oder FCC.
Welche Daten Behörden einsehen können
Die neuen Richtlinien erlauben es den Behörden, eine Vielzahl von Informationen von TikTok-Nutzern anzufordern. Dazu gehören unter anderem:
- TikTok-Benutzernamen
- E-Mail-Adressen und Telefonnummern
- IP-Adressen beim Kontoerstellen und bei Logins/Logouts
- Gerätedaten
- Zeitpunkt der Kontoerstellung
- Inhalte von Videos, Kommentaren und Direktnachrichten
- Zahlungs- und Gutscheininformationen
Einige dieser Daten gelten als besonders sensibel, da sie Rückschlüsse auf Standort, Kommunikationsverhalten oder persönliche Details zulassen.
Änderung bei der Nutzerbenachrichtigung
Frühere Richtlinien sahen vor, dass TikTok Nutzer informiert, wenn ihre Daten von Behörden angefragt werden. Die aktualisierten Regeln lockern diese Verpflichtung: Nutzer könnten künftig nicht mehr erfahren, ob ihre Daten an eine Behörde wie ICE oder DHS weitergegeben wurden. Das erleichtert es den Behörden, Informationen zu überwachen oder Personen nachzuverfolgen, ohne dass diese davon wissen.
Potenzielle Folgen für TikTok-Nutzer
IP-Adressen erlauben zwar keine exakte Standortbestimmung, können aber Behörden eine ungefähre Lokalisierung ermöglichen. Das heißt, wer Inhalte postet, die etwa die Arbeit von ICE kritisieren oder sich mit Einwanderungspolitik beschäftigt, könnte von diesen Behörden schneller identifiziert werden, als vielen Nutzern bewusst ist.
Ob ICE, DHS oder andere Stellen bisher Anfragen gestellt haben, ist nicht bekannt. TikTok betont, dass nur „gültige rechtliche Anfragen“ bearbeitet werden, und Behörden bestimmte Verfahren einhalten müssen, bevor Daten herausgegeben werden.
Die Anpassung der Richtlinien verdeutlicht, dass soziale Plattformen zunehmend in die Schnittstelle zwischen Nutzerinformationen und staatlicher Regulierung geraten. Für Anwender bedeutet dies, dass sie sich über die Sensibilität ihrer Daten und die Möglichkeit von Überwachungsanfragen bewusst sein sollten – besonders, wenn Inhalte politische oder kontroverse Themen betreffen.