Nach der Broadcom-Übernahme von VMware gerät die neue Lizenzpolitik des Chip-Konzerns zunehmend unter Beschuss. Mit Tesco verklagt nun einer der größten europäischen Einzelhändler das Unternehmen und warnt vor möglichen Störungen der Lebensmittelversorgung.
Die britische Supermarktkette wirft Broadcom Vertragsbruch vor, nachdem der Konzern die Support-Bedingungen für VMware-Produkte grundlegend geändert hat. Laut den beim Gericht eingereichten Unterlagen hatte Tesco 2021 dauerhafte Lizenzen für vSphere Foundation und Cloud Foundation erworben – inklusive Support-Vereinbarungen bis 2026. TheRegister berichtete darüber zuerst.
Neue Abo-Politik sorgt für Ärger
Das Problem: Broadcom stellt seit der VMware-Übernahme keinen Support mehr für dauerhaft lizenzierte Software bereit. Kunden müssen stattdessen auf kostenpflichtige Abo-Modelle umsteigen – auch wenn sie bereits gültige Dauerhaft-Lizenzen besitzen.
Tesco bezeichnet dies als “überzogene Preispolitik” und kritisiert, dass das Unternehmen faktisch doppelt zahlen müsse: einmal für die bereits erworbenen Lizenzen und erneut für die neuen Abonnements.
Erschwerend kommt hinzu, dass Broadcom Patches und Sicherheitsupdates nur noch Abo-Kunden zur Verfügung stellt. Tesco sieht sich dadurch berechtigt, da die ursprünglichen Verträge entsprechende Updates eingeschlossen hätten.
Kritische IT-Infrastruktur betroffen
Der Fall gewinnt an Brisanz durch Tescos Warnung vor möglichen Versorgungsengpässen. Die VMware-Infrastruktur steuert nach Firmenangaben rund 40.000 Server-Arbeitslasten und ist mit den Kassensystemen sämtlicher Filialen verbunden.
Als Mitbeklagte führt Tesco den Reseller Computacenter auf, der die ursprünglichen Lizenzen zu Festpreisen geliefert hatte.
Schadenersatz in Millionenhöhe gefordert
Von allen Beteiligten fordert der Einzelhändler jeweils mindestens 100 Millionen Pfund Schadenersatz. Die Summe könne bei längerer Verfahrensdauer weiter steigen, heißt es in der Klageschrift.