Zu große Sicherheitsrisiken

Gartner: „Unternehmen sollten KI-Browser blockieren”

Comet Browser Perplexity
Bildquelle: agustin.photo/Shutterstock.com

Die Cybersecurity-Community schlägt Alarm gegen KI-gestützte Browser. Das Marktforschungsunternehmen Gartner stuft sie nun als potenzielle Sicherheitsrisiken ein und empfiehlt eine sofortige Blockierung.

Mehrere Risikoszenarien identifiziert

„Die Cybersicherheit muss KI-Browser blockieren”, schreibt Gartner in einem vergangene Woche veröffentlichten Bericht mit dem Titel „Cybersecurity Must Block AI Browsers for Now”. „KI-Browser sind neuartig und innovativ, aber für die meisten Organisationen zu risikoreich für eine allgemeine Einführung.”

Anzeige

Gartner warnt zu einem Zeitpunkt, an dem immer mehr Tech-Unternehmen KI-Browser anbieten, die das Surferlebnis optimieren sollen. Die betroffenen Programme versprechen eine Revolution des Web-Surfens: Nutzer können Routineaufgaben wie Recherchen oder das Schreiben von E-Mails an KI-Agenten delegieren. Doch genau diese Automatisierung öffnet Angreifern Tür und Tor. Über präparierte Websites oder E-Mails lassen sich die KI-Systeme manipulieren und gegen ihre eigenen Nutzer einsetzen.

Zwei Problemfelder identifiziert

Gartner definiert KI-Browser anhand zweier charakteristischer Merkmale: Eine „KI-Seitenleiste” ermöglicht das Zusammenfassen, Durchsuchen und Übersetzen von Web-Inhalten mithilfe cloudbasierter KI-Dienste. Hinzu kommt eine agentische Transaktionsfähigkeit, die dem Browser erlaubt, autonom Websites zu navigieren und Aufgaben auszuführen.

Die Analysten warnen besonders vor den KI-Seitenleisten: „Sensible Nutzerdaten – wie aktive Web-Inhalte, Browserverlauf und geöffnete Tabs – werden oft an das cloudbasierte KI-Backend gesendet, was das Risiko von Datenexposition erhöht, sofern Sicherheits- und Datenschutzeinstellungen nicht bewusst gehärtet und zentral verwaltet werden.”

Anzeige
Newsletter
Newsletter Box

Mit Klick auf den Button "Jetzt Anmelden" stimme ich der Datenschutzerklärung zu.

Prompt Injection und fehlerhafte Entscheidungen

Das zugrundeliegende Problem ist als Prompt Injection bekannt: KI-Chatbots können oft nicht zuverlässig zwischen legitimen Anweisungen und eingeschleusten Schadcode-Befehlen unterscheiden. Besonders kritisch sieht Gartner Browser wie Perplexitys Comet und OpenAIs Atlas, die weitreichende Automatisierungsfunktionen bieten.

Die Marktforscher befürchten durch die agentischen Fähigkeiten „indirekte Prompt-Injection-induzierte Schurkenagentenaktionen, durch ungenaues Reasoning verursachte fehlerhafte Agentenaktionen sowie weiteren Verlust und Missbrauch von Zugangsdaten, falls der KI-Browser dazu verleitet wird, autonom zu einer Phishing-Website zu navigieren”.

Weitere Risiken im Firmenalltag

Gartner zeichnet weitere konkrete Bedrohungsszenarien: Mitarbeiter könnten versucht sein, KI-Browser für repetitive Pflichtaufgaben einzusetzen, etwa um obligatorische Cybersicherheitsschulungen automatisch absolvieren zu lassen. Besonders brisant wird es bei internen Beschaffungssystemen: „Ein Formular könnte mit falschen Informationen ausgefüllt werden, ein falscher Büroartikel bestellt oder ein falscher Flug gebucht werden”, so die Analysten.

Ratschläge für Unternehmen

Die Empfehlung des Analystenhauses ist eindeutig: CISOs sollten „alle KI-Browser auf absehbare Zeit blockieren, um die Risikoexposition zu minimieren”. Für Organisationen, die dennoch KI-Browser einsetzen wollen, empfiehlt Gartner zunächst eine gründliche Risikobewertung der Backend-KI-Dienste.

Als Schutzmaßnahmen schlagen die Analysten vor, KI-Agenten den Zugriff auf E-Mail zu verweigern und sicherzustellen, dass Browser keine Daten speichern können. Zudem müssten Nutzer aufgeklärt werden, dass potenziell alle angezeigten Inhalte an das KI-Backend übermittelt werden könnten.

Lars

Becker

Redakteur

IT Verlag GmbH

Anzeige

Weitere Artikel

Newsletter
Newsletter Box

Mit Klick auf den Button "Jetzt Anmelden" stimme ich der Datenschutzerklärung zu.