Seltener und weniger flexibel

Bürojobs unter Druck: Stellenrückgang und weniger Homeoffice

Hybrides Arbeiten

Der deutsche Arbeitsmarkt entwickelt sich zunehmend auseinander: Einer Indeed-Analyse zufolge verzeichneten Büro- und Wissensberufe im dritten Quartal 2025 deutliche Stellenrückgänge, während Präsenzberufe zulegten. “Viele Büro- und Wissensberufe erleben einen doppelten Negativtrend”, erklärt Indeed-Ökonomin Dr. Virginia Sondergeld. Die Jobangebote würden nicht nur seltener, sondern auch weniger flexibel.

Marktrückgang konzentriert sich auf Büroberufe

Der Gesamtmarkt schrumpfte im dritten Quartal um moderate 0,8 Prozent. Und das deutlich schwächer als im Vorquartal mit minus 4,2 Prozent. Betrachtet man einzelne Berufsbereiche, zeigt sich jedoch ein heterogenes Bild: Marketing-Stellen gingen um 7,7 Prozent zurück, Buchhaltung um 6 Prozent, Projektmanagement um 4,6 Prozent und Softwareentwicklung um 4,4 Prozent.

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Positive Impulse kamen hingegen fast ausschließlich aus präsenzgebundenen Tätigkeiten. Das Transportwesen legte um 5,8 Prozent zu, die Medizintechnik um 5 Prozent und das Baugewerbe um 2,6 Prozent. Auch der Vertrieb wuchs mit 3,9 Prozent vergleichsweise stark. Präsenzberufe liegen mittlerweile über 30 Prozent über dem Vor-Corona-Niveau, während Bürojobs unter das Niveau von Februar 2020 gefallen sind.

Homeoffice-Angebot sinkt deutlich

Parallel dazu nahm die Flexibilität beim Arbeitsort ab: Der Anteil von Stellenanzeigen mit Remote– oder Hybrid-Option sank um 4,8 Prozent auf nun 13,9 Prozent. Besonders betroffen waren das Personalwesen mit minus 16,3 Prozent, Marketing mit minus 8,6 Prozent und Büro & Verwaltung mit minus 6 Prozent. Deutschland weist damit im internationalen Vergleich zwar weiterhin ein hohes Niveau auf, doch die Entwicklung ist bemerkenswert: In der ersten Jahreshälfte war der Anteil noch auf über 15 Prozent gestiegen.

Sondergeld sieht darin ein Zeichen verschobener Machtverhältnisse: “Arbeitgeber haben derzeit wohl wieder mehr Verhandlungsmacht, um strengere Office-Regelungen einzuführen und persönliche Zusammenarbeit im Büro zu forcieren.”

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KI nicht Hauptursache für Stellenrückgang

Als möglichen Faktor für sinkende Bürojob-Zahlen wird häufig künstliche Intelligenz diskutiert. Sondergeld relativiert jedoch: Der Negativtrend sei bereits seit Frühjahr 2022 zu beobachten, also bevor generative KI breit verfügbar war. Dies lege nahe, dass der primäre Treiber konjunktureller Natur sei.

Eine klare Trendwende am Arbeitsmarkt erwartet die Ökonomin erst für 2026. Die Politik bleibe gefordert, durch Strukturreformen und Infrastrukturinvestitionen die Wirtschaft auf einen nachhaltigen Wachstumspfad zu bringen.

(lb/Indeed)

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