Amazon will Cloud Computing ausbauen

Bildquelle: Jonathan Weiss / Shutterstock.com

Der Online-Versandhändler Amazon will das Cloud Computing ausbauen und setzt dabei auf die Kompetenzen seines Forschungs- und Entwicklungszentrums in Dresden. IT-Expertinnen und -Experten aus mehr als zwölf Ländern arbeiten hier am Cloud-Dienst von Amazon Web Services (AWS).

Zur Eröffnung erschien am Mittwoch der sächsische Regierungschef Michael Kretschmer (CDU) gemeinsam mit dem US-Generalkonsul für Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, Ken Toko. Der sah das Engagement von Amazon als Beleg dafür, dass «die USA und Deutschland gemeinsam Großartiges erreichen können».

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Das Team in Dresden befasst sich konkret mit der Entwicklung des Cloud-Dienstes «Amazon Elastic Compute Cloud» – neben Netzwerk- Speicherdiensten ein zentraler Baustein von AWS. Cloud Computing betrifft die Bereitstellung von IT-Infrastruktur und IT-Leistungen wie etwa Speicherplatz, Rechenleistung oder Anwendungssoftware als Service via Internet.

«Cloud Computing bedeutet, dass wir sogenannte virtuelle Computer über das Internet unseren Kunden zur Verfügung stellen», erklärte Chris Schlaeger, Geschäftsführer der Amazon Development Center Germany GmbH. Diese Technologie erlaube es, Rechenzentren viel effizienter zu betreiben. AWS nehme die Sicherheit der Kundendaten dabei extrem ernst: «Wir versuchen das so zu lösen, dass wir den Kunden durch Verschlüsselungstechnologien ermöglichen, die Kontrolle über ihre Daten selbst zu behalten.»
 

Dresden als Epizentrum

Nach Darstellung des Geschäftsführers hat sich in Dresden im Schatten der «Halbleiterei» auch die Software-Entwicklung etabliert. Dank der Technischen Universität Dresden (TU) und diverser Firmen sei die Stadt zu einem weltweiten Zentrum der Betriebssystem-Entwicklung geworden. Aktuell beschäftigt Amazon hier 120 Leute. Perspektivisch sollen es 340 sein. Eine Investitionssumme wurde nicht genannt. Amazon ist Mieter in dem Gebäude.

Um neue Leute zu gewinnen, arbeitet der Konzern mit der TU zusammen und finanziert zehn Stipendien für Informatik-Studenten. Zugleich übergab Schlaeger dem Medienkulturzentrum Dresden einen Scheck in Höhe von 10 000 Euro, um damit die Mediennutzung junger Leute zu fördern. Die kann nicht früh genug beginnen, waren sich am Mittwoch alle einig. Laut Kretschmer soll an sächsischen Schulen das Programmieren neben Englisch zu einer Art zweiten Fremdsprache werden. Junge Menschen brauchten eine gute humanistische Bildung, aber auch Fachkenntnisse in anderen Bereichen – und das in Kombination mit Digitalisierung.

Dem digitalen Wandel folgen

Das neue Entwicklungszentrum befindet sich auf einem historisch interessanten Areal. 1873 hatte ein Mann namens Clemens Müller hier eine Nähmaschinen-Fabrik gegründet, dann wurden auch Schreibmaschinen gefertigt. Schlaeger zufolge gingen später mehr als eine Million Schreibmaschinen von Dresden in alle Welt – mit wohlklingenden Namen wie Veritas, Stella, Erika und Ideal. Schreibmaschinen seien der erste Schritt in Richtung Büroautomatisierung gewesen und hätten eine Entwicklung eingeleitet, die bis heute andauere, betonte er.

Anders als damals wird den Mitarbeitern heute Einiges geboten – nicht nur Obst, Snacks und Softdrinks. Es gibt einen Raum für Spiele, einen für Brainstorming und einen Stillraum für Mütter. Ein begrünter Wintergarten mit Dachterrasse bietet einen Panoramablick auf die Dresdner Altstadt. Ein Bienenstock auf dem Dach dient der Honig-Produktion. Die Mitarbeiter sollten die Möglichkeit haben zu entspannen und die Batterien zu laden, betonte der Geschäftsführer.

«Die Pandemie hat den digitalen Wandel beschleunigt. Studien zeigen, dass die Entwicklung von Cloud Computing im vergangenen Jahr deutlich zugenommen hat – sowohl in Deutschland wie auch in den USA», sagte Generalkonsul Toko. Mit Cloud Computing würden neue Geschäftsmodelle entwickelt. Viele amerikanische Firmen wüssten noch nicht viel über das Potenzial der IT-Branche in Sachsen: «Das wollen wir ändern.»

Kretschmer lobte Amazon als «beeindruckendes amerikanisches Unternehmen». «Nicht jeder ist glücklich über ihren Erfolg, über die Schneisen, die sie schlagen. Aber sie sorgen dafür, dass ganz grundlegende Innovationen und damit auch Wettbewerbsfähigkeit möglich sind.» Geschäftsführer Schlaeger formulierte es etwas anders. Amazon werde immer als der «große, anonyme Konzern« wahrgenommen. Aber: «Wir sind echte Menschen, die Teil der Gesellschaft sind.»

dpa

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