Google bezahlt 20 deutsche Verlage für Inhalte

Quelle: archintamb - Shutterstock.com

Google startet zusammen mit 20 Medienhäusern aus Deutschland ein Nachrichtenangebot mit Inhalten, für die der US-Konzern erstmals in seiner Geschichte Lizenzgebühren bezahlt. Für Angebote in dem «Google News Showcase» werde man in den ersten drei Jahren weltweit mehr als eine Milliarde Dollar (855 Mio Euro) bereitstellen, kündigte das Unternehmen am Donnerstag in einem Blogeintrag an.

«Es ist Googles bislang weitreichendster Schritt, um die Zukunft des Journalismus zu unterstützen», schrieb Philipp Justus, Chef von Google in Zentraleuropa. Kritik kam von Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV).

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Der Dienst sollte am Donnerstag zunächst in der bestehenden Google News App für Android für Anwender in Deutschland und Brasilien beginnen. Es folgt dann die Google News App für das iPhone. Danach sollen die Inhalte auch auf dem Smartphone in Google Discover sowie in der Google-Suche erscheinen. Anwender müssen sich dafür keine neue App installieren. Sie bekommen künftig über das Angebot auch kostenlos Zugriff auf einige Artikel, die die Verlage hinter eine Bezahlschranke gestellt haben.

Die Initiative war im Juni angekündigt worden. Neben bereits bekannten Partnern wie «Der Spiegel», «​Die Zeit», «Frankfurter Allgemeine Zeitung», «Rheinische Post» und «​Tagesspiegel» sind in Deutschland nun 15 weitere Medienunternehmen mit an Bord. Dazu zählen Burda (Focus Online), Berliner Verlag («Berliner Zeitung»), Funke Mediengruppe («WAZ»), Gruner + Jahr («Stern»), Handelsblatt-Gruppe («Handelsblatt», «Wirtschaftswoche»), ​Ippen Media Group​ («Münchner Merkur»), Lensing Media («Ruhr Nachrichten»), Mediengruppe Oberfranken (inFranken), Mediengruppe Pressedruck («Augsburger Allgemeine», «Südkurier»), «Neue Osnabrücker Zeitung», Ströer (t-online), VRM («Allgemeine Zeitung») sowie Computec Media (Golem) und Netzwelt. Das Angebot solle weiter ausgebaut werden. «Wir sind mit weiteren Verlagen im Gespräch», sagte Justus.

Im Rahmen des Deals erwirbt Google zum einen das Recht, bestimmte Inhalte anzuzeigen, die auf den Verlagsseiten frei zugänglich sind. Google erwirbt aber auch Artikel aus kostenpflichtigen Angeboten einzelner Verlage, um sie dann kostenlos anzubieten. ​

Carsten Knop, Herausgeber der «​Frankfurter Allgemeinen Zeitung», begrüßte dieses Konzept: «​Das neue Produkt gibt uns die Möglichkeit, unseren Qualitätsjournalismus noch mehr Lesern vorzustellen, die eventuell zu treuen Lesern und Abonnenten werden​.»

Der Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) teilte mit, Google erkenne mit dem neuen Angebot grundsätzlich an, dass es für Presseinhalte zahlen müsse. «Es ist daher umso weniger nachvollziehbar, dass der Konzern sich gegen klare gesetzliche Regelungen zum Schutz von Presseinhalten wendet. Es drängt sich der Verdacht auf, dass Google offenbar lieber ein eigenes Angebot lanciert, bei dem es die Teilnahmebedingungen diktieren kann, anstatt Recht und Gesetz in der EU anzuerkennen.»

«Die Geldausschüttung an Verlagshäuser erfolgt bei Google nach Gutsherrenart», teilte der Verband weiter mit. Das habe «nichts mit unseren Vorstellungen von einem modernen Urheberrecht im 21. Jahrhundert zu tun».

dpa

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