Chainalysis Report, Juli 2024

Krypto und Desinformation: Wie die Blockchain dunkle Geschäfte aufdeckt

Hier ist die Illustration, die zeigt, wie ein Bitcoin in ein System eingeführt wird und auf der anderen Seite falsche Informationen herauskommen.

Einige Desinformationskampagnen aus jüngster Zeit wurden mit Kryptowährungen finanziert. Chainalysis analysiert in dem neuen Report, wie Behörden Kryptotransaktionen zurückverfolgen können, um böswillige Beeinflussungsversuche aufzudecken.

In den letzten Jahren haben staatliche und nicht-staatliche Akteure vermehrt Desinformationskampagnen genutzt, um Verwirrung zu stiften und demokratische Prozesse zu destabilisieren. Besonders vor Wahlen werden solche Störaktionen verstärkt eingesetzt, und 2024 könnte ein Höhepunkt sein, da fast die Hälfte der Weltbevölkerung zur Wahl geht. Neben altbekannten Taktiken wie gefälschten Social-Media-Profilen oder manipulierten Nachrichten tritt ein neuer Akteur in den Vordergrund: Kryptowährungen.

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Bereits 2016 nutzten russische Hacker Bitcoin, um technische Infrastruktur zu finanzieren, die später zur Manipulation der US-Präsidentschaftswahl eingesetzt wurde. Diese Erkenntnis stammt aus dem Mueller-Report, der die russische Einflussnahme auf die Wahl untersucht hatte. Bitcoin im Wert von fast 100.000 US-Dollar wurde verwendet, um die Hacks gegen die Clinton-Kampagne und die Demokratische Partei durchzuführen. Diese Art der Finanzierung hat sich seitdem in mehreren ähnlichen Kampagnen wiederholt.

Krypto als Finanzierungsquelle für Propaganda

Auch in den darauffolgenden Jahren wurde Kryptowährung regelmäßig für Desinformationskampagnen verwendet. Ein prominentes Beispiel war die Enthüllung eines russischen Bot-Netzwerks, das 2020 mithilfe von Krypto Domains kaufte, um gefälschte Social-Media-Profile auf Plattformen wie X (ehemals Twitter) zu erstellen. Diese Bots verbreiteten prorussische Propaganda und Desinformationen, oft mit dem Ziel, westliche Wahlen zu manipulieren. Die Finanzierung der Domains erfolgte über Bitcoin, und die Kryptoadressen, die dafür verwendet wurden, konnten dank Blockchain-Technologie zurückverfolgt werden.

Das US-Finanzministerium (OFAC) hat seitdem zahlreiche Personen und Organisationen sanktioniert, die Kryptowährungen zur Finanzierung ihrer Desinformationskampagnen nutzen. Ein Beispiel ist die russische “Internet Research Agency” (IRA), die bereits 2016 im Fokus stand. 2020 wurden mehrere ihrer Mitarbeiter sanktioniert, die Krypto-Adressen verwalteten, um weltweite Störaktionen zu unterstützen. Ein weiteres Beispiel ist die neo-nazistische paramilitärische Gruppe Task Force Rusich, die während des Ukraine-Krieges über Social Media Krypto-Spenden sammelte, um militärische Ausrüstung zu finanzieren.

Blockchain: Der Schlüssel zur Aufklärung

Obwohl Kryptowährungen oft als anonym wahrgenommen werden, bietet die Blockchain-Technologie einen entscheidenden Vorteil: Transparenz. Jede Transaktion wird auf einer öffentlichen, unveränderlichen Datenbank aufgezeichnet, die es Ermittlern ermöglicht, die Verbindungen zwischen verschiedenen Akteuren aufzudecken. So konnte beispielsweise die US-Regierung mithilfe von Krypto-Tracing-Technologien Netzwerke aufspüren, die Desinformationskampagnen unterstützten.

Ein Beispiel ist die Untersuchung der Website “SouthFront”, einer russischen Desinformationsplattform. Sie wird vom russischen Geheimdienst FSB geleitet und verbreitet über soziale Medien falsche Informationen, insbesondere während des Ukraine-Konflikts. SouthFront hat seit 2018 über 27.000 US-Dollar in Bitcoin-Spenden erhalten, um ihre Operationen zu finanzieren. Mithilfe von Blockchain-Analysen konnten Ermittler nachvollziehen, wie diese Gelder bewegt und ausgegeben wurden, etwa bei Krypto-Börsen wie dem sanktionierten russischen Anbieter Garantex.

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Globale Netzwerke und der Einfluss von Krypto

Nicht nur Russland nutzt Krypto, um Desinformation zu verbreiten. Auch Länder wie der Iran haben in den letzten Jahren ihre Cyber-Propaganda ausgebaut. Eine mit der iranischen Revolutionsgarde verbundene Plattform namens “Islamic World News” verbreitet pro-iranische und prorussische Propaganda und sammelt ebenfalls Kryptowährungen wie Bitcoin und Ethereum. Durch Verbindungen auf der Blockchain konnten Ermittler herausfinden, dass Islamic World News enge Verbindungen zu SouthFront pflegt und sogar direkte Transaktionen zwischen den beiden Organisationen stattfanden.

Diese Netzwerke sind oft komplex und international verstrickt. Es zeigt sich, dass viele der Akteure nicht nur Krypto nutzen, um ihre Kampagnen zu finanzieren, sondern auch, um ihre Identität zu verschleiern und die globalen Finanzsysteme zu umgehen. Eine weitere prominente Gruppe ist das russische paramilitärische Netzwerk “MOO Veche”, das über Telegram Waffenlieferungen finanziert und ebenfalls auf Krypto-Spenden zurückgreift.

Die Rolle der Technologie in zukünftigen Kampagnen

Mit Blick auf die Zukunft stellen sich Experten die Frage, wie mächtig Desinformationskampagnen noch werden können, besonders in Kombination mit neuen Technologien wie Künstlicher Intelligenz. Deepfakes, also täuschend echt wirkende gefälschte Videos, sind bereits eine ernsthafte Bedrohung. Diese Technologien machen es immer schwieriger, zwischen echten und gefälschten Nachrichten zu unterscheiden. Gleichzeitig werden Krypto-Transaktionen als Mittel zur Finanzierung solcher Operationen wahrscheinlich weiterhin zunehmen.

Fazit: Ein globales Problem erfordert globale Zusammenarbeit

Desinformationskampagnen sind ein weltweites Problem, das internationale Zusammenarbeit erfordert. Staaten wie Russland, Iran und China nutzen Krypto, um ihre Aktivitäten zu finanzieren und zu verschleiern. Gleichzeitig haben Ermittler jedoch auch die Möglichkeit, durch Blockchain-Analysen die Spuren dieser Akteure aufzudecken. Kryptowährungen werden zwar als anonym betrachtet, doch ihre Transparenz im Netzwerk macht sie zu einem wertvollen Werkzeug, um kriminelle Netzwerke aufzuspüren und zu zerschlagen. Nur durch gemeinsame Anstrengungen können Regierungen diese Bedrohung erfolgreich bekämpfen und die Integrität demokratischer Prozesse weltweit schützen.

Chainalysis Report
Zum Download des Chainalysis Report

Silvia Parthier

Silvia

Parthier

IT Verlag für Informationstechnik GmbH

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