Der richtige Umgang mit KI will gelernt sein

Viele Security- und Datenschutz-Fachleute überschätzen sich bei KI

Künstliche Intelligenz, insbesondere generative KI, wird in deutschen Unternehmen zunehmend eingesetzt – gleichzeitig bestehen jedoch gravierende Unsicherheiten im Umgang mit sensiblen Daten.

Das geht aus der aktuellen Data Privacy Benchmark Studie 2025 von Cisco hervor, die 2.600 Datenschutz- und Cybersecurity-Fachleute weltweit befragt hat, darunter 200 aus Deutschland.

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Überzeugung von Fachkompetenz – aber mangelhafte Praxis

Die große Mehrheit der deutschen Expertinnen und Experten im Bereich Datenschutz und Sicherheit – nämlich 94 Prozent – ist überzeugt, sich gut oder sogar sehr gut mit KI auszukennen. Doch ein kritischer Blick auf das tatsächliche Verhalten zeigt ein anderes Bild: Über die Hälfte gibt sensible Informationen in öffentlich zugängliche KI-Tools ein. Konkret nutzen 54 Prozent GenAI-Anwendungen, um interne Abläufe zu beschreiben, 52 Prozent übertragen Daten oder Namen von Mitarbeitenden, und 51 Prozent teilen nicht öffentliche Unternehmensinformationen. Erschreckend ist auch, dass 37 Prozent sogar Kundennamen oder -daten in solche Tools eingeben.

Christian Korff von Cisco Deutschland bewertet diese Diskrepanz deutlich: „Unsere Studie zeigt eine deutliche KI-Selbstüberschätzung, selbst bei Fachleuten“, warnt er. Und weiter: „Dass man fast alles in GenAI-Tools eingeben kann, bedeutet noch lange nicht, dass man es auch sollte.“

Datenschutz als Vertrauensbasis

Im Bereich Datenschutz zeigt die Studie, dass deutsche Fachkräfte dessen Bedeutung durchaus erkennen. 85 Prozent sind überzeugt, dass strenge Datenschutzgesetze das Vertrauen der Kundschaft in KI-Anwendungen stärken. Und 91 Prozent berichten, dass ihre Kunden keine Produkte oder Dienstleistungen erwerben, wenn der Datenschutz nicht ausreichend sichergestellt ist.

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Trotzdem zeigt sich ein Informationsdefizit: Nur knapp die Hälfte (48 Prozent) gibt an, die geltenden Datenschutzvorgaben in Deutschland gut zu kennen. Dennoch überwiegt bei 94 Prozent die Einschätzung, dass die Investitionen in Datenschutzmaßnahmen den Aufwand wert sind. Als konkrete Vorteile nennen sie vor allem mehr Agilität (77 %), Innovationskraft (77 %), Vertrauensbildung (76 %) sowie eine Beschleunigung des Vertriebsprozesses (76 %).

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Uneinigkeit bei Speicherort und Verantwortlichkeiten

Besonders bei der Frage, wo Daten gespeichert werden sollten, herrscht keine einheitliche Meinung. Einerseits befürworten 92 Prozent die Speicherung innerhalb Deutschlands oder zumindest in der EU, um Sicherheitsrisiken zu minimieren. Andererseits glauben 85 Prozent, dass globale Anbieter einen besseren Datenschutz gewährleisten können als lokale Dienstleister. 84 Prozent sehen im freien und vertrauenswürdigen Datenfluss sogar einen Treiber für wirtschaftliches Wachstum.

Lösungen könnten in hybriden Ansätzen liegen – etwa durch den Einsatz von KI-Anwendungen in lokalen Rechenzentren, kombiniert mit globaler Infrastruktur.

GenAI als Chance – und Risiko

Der Mehrwert von GenAI wird von deutschen Fachkräften klar erkannt: 86 Prozent sehen darin einen hohen oder sehr hohen Nutzen. Nahezu alle Befragten (98 %) rechnen damit, dass Unternehmen im kommenden Jahr mehr Ressourcen für Datenschutz im Zusammenhang mit KI bereitstellen werden.

Dennoch bleiben die Risiken präsent. Besonders häufig genannt werden fehlerhafte oder erfundene Ergebnisse (66 %), Bedrohungen für geistiges Eigentum (62 %), der Wegfall von Arbeitsplätzen (57 %) sowie potenzielle Gefahren für die Menschheit insgesamt (56 %).

Ein gezieltes Governance-Programm für den Einsatz von KI wird daher als hilfreich angesehen – es kann die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben (34 %), die Produktqualität (34 %), die Unternehmenskultur (33 %) sowie Werte und Prinzipien (31 %) stärken.

Der richtige Umgang mit KI will gelernt sein

Obwohl das Potenzial von KI-Anwendungen in deutschen Unternehmen unbestritten ist, offenbart die Studie zahlreiche Baustellen – von einer trügerischen Sicherheit im Umgang mit KI über unzureichende Kenntnisse gesetzlicher Vorgaben bis hin zu widersprüchlichen Einschätzungen über Sicherheitsstrategien.

Christian Korff bringt es auf den Punkt: „Die Unsicherheit in deutschen Unternehmen bezüglich GenAI ist weiterhin groß, das zeigen Studie und Praxis“, betont er. „Unternehmen und auch Verwaltung befinden sich in einer permanenten Versuchsphase, die Erwartungen sind groß und der Erfolgsdruck wächst.“

Eine stabile Grundlage könnten laut Korff moderne Rechenzentren mit integrierten Sicherheitslösungen bieten – doch am Ende wird der nachhaltige Erfolg vom verantwortungsvollen und geschulten Einsatz der Technologie abhängen.

Pauline Dornig

Pauline

Dornig

Online-Redakteurin

IT Verlag GmbH

Pauline Dornig verstärkt seit Mai 2020 das Team des IT Verlags als Online-Redakteurin. (pd)
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