Der Anbieter DigiCert hat aktuelle Einschätzungen vorgelegt, wie sich digitale Sicherheit in den kommenden Jahren verändern könnte. Die Prognosen zeigen eine Entwicklung hin zu einer Welt, in der künstliche Intelligenz, Quantencomputing und automatisierte Prozesse die Grundlagen des digitalen Vertrauens neu definieren.
Besonders hervor sticht die Einschätzung, dass Vertrauen künftig weit stärker an die Integrität technischer Systeme gebunden sein wird als an klassische Konzepte von Datenschutz.
KI Systeme benötigen eindeutige Nachweise
Nach Einschätzung von DigiCert wird die Integrität künstlicher Intelligenz zum wichtigsten Element im digitalen Vertrauensmodell. Unternehmen sollen künftig nachvollziehen können, woher Trainingsdaten stammen, wie Modelle aufgebaut sind und wie deren Ergebnisse gesichert werden.
Voraussetzung dafür sind überprüfbare Identitäten für jedes einzelne KI Artefakt. Erwartet wird, dass kryptografische Verfahren zur Signierung von Modellen und Daten, Standards zur Herkunftsnachverfolgung und Protokolle wie das Model Context Protocol zentrale Bausteine dieser Entwicklung sind.
Mit zunehmender Regulierung gewinnt die Rechenschaftspflicht gegenüber Vorständen und Aufsichtsbehörden an Bedeutung. KI soll nicht nur funktionieren, sondern in jedem Schritt überprüfbar sein.
Resilienz rückt in den Mittelpunkt der Unternehmensverantwortung
Parallel dazu steigt die Bedeutung robuster IT Strukturen. Regulierungsvorhaben wie DORA in Europa oder neue Vorgaben für kritische Infrastrukturen weltweit machen deutlich, dass Ausfallsicherheit nicht länger eine rein technische Aufgabe ist.
Unternehmen stehen zunehmend in der Pflicht, nachzuweisen, dass ihre Systeme auch bei Störungen arbeitsfähig bleiben. Dazu gehören verlässliche Identitäts- und Zertifikatssysteme ebenso wie robuste DNS Strukturen. Resilienz entwickelt sich damit zu einem Faktor, der als Teil der Unternehmensführung betrachtet wird.
Kürzere Zertifikatslaufzeiten treiben Automatisierung voran
Ein weiterer Trend ergibt sich aus neuen Vorgaben für TLS Zertifikate. Da Browser und Betriebssysteme künftig auf Laufzeiten von nur noch wenigen Wochen begrenzen, steigt der Druck, Zertifikatsprozesse vollständig zu automatisieren.
Manuelle Abläufe gelten laut DigiCert als kaum noch praktikabel, weil sie das Risiko von Ausfällen erhöhen. Stattdessen entstehen automatisierte Verfahren, die Zertifikate selbstständig erkennen, erneuern und verwalten. Die gesamte Zertifikatsinfrastruktur wandelt sich damit zu einem weitgehend selbstorganisierten System.
Quantencomputer verändern die Verschlüsselungswelt
Eine zentrale Rolle spielt das Fortschreiten des Quantencomputings. Sobald erste praktische Systeme verfügbar sind, geraten klassische Verschlüsselungsmethoden unter Druck. Unternehmen müssen deshalb auf kryptografische Verfahren setzen, die auch gegen Quantenangriffe bestehen.
Standardisierungsinitiativen wie die des CA Browser Forums oder verschiedener Softwarehersteller bringen entsprechende Lösungen voran. In der Übergangszeit entstehen jedoch Herausforderungen: Hardware, Software und Zertifikate müssen miteinander harmonieren, was laut DigiCert zu deutlichen Umstellungsphasen führen wird.
Maschinenidentitäten dominieren das Internet der Zukunft
Schon heute übertreffen Maschinen menschliche Nutzerzahlen deutlich, doch laut Prognosen wird sich dieses Verhältnis bis Ende 2026 weiter verschieben. Vernetzte Geräte, KI Agenten, IoT Systeme und APIs werden Menschen zahlenmäßig weit überholen.
Damit entsteht ein Umfeld, in dem vertrauenswürdige Identitäten für Maschinen unverzichtbar sind. Branchenvereinigungen wie die Connectivity Standards Alliance integrieren bereits quantensichere Verfahren in ihre Regelwerke. Der Schutz von Geräten beginnt künftig in der Hardware, setzt sich in Firmware und kryptografischen Lebenszyklen fort und wird zu einer Grundlage für globale Vernetzung.