Die Arbeitswelt in Deutschland befindet sich im Umbruch. Die aktuelle Studie „State of Hybrid Work 2025“ von Owl Labs zeigt, dass klassische Büroarbeit wieder stärker in den Vordergrund rückt – gleichzeitig bleibt Flexibilität für viele Beschäftigte unverzichtbar.
Die Ergebnisse machen deutlich, wie widersprüchlich die Entwicklungen sind: Während sich Arbeitgeber auf strengere Büroregelungen berufen, erwarten Mitarbeitende zunehmend Freiheit bei der Wahl von Arbeitsort und -zeit.
Rückkehr ins Büro – trotz Wunsch nach Flexibilität
Im Vergleich zu 2024 arbeiten heute weniger Menschen hybrid oder vollständig remote. Nur noch 54 Prozent der Beschäftigten kombinieren Büro- und Heimarbeit, drei Prozent arbeiten komplett von zuhause. Gleichzeitig stieg der Anteil derjenigen, die ausschließlich im Büro tätig sind, auf 43 Prozent.
Doch dieser Trend steht im Widerspruch zu den Erwartungen der Mitarbeitenden. Vier von zehn lehnen Jobangebote ohne flexible Arbeitszeiten ab, fast ebenso viele wollen selbst entscheiden, von wo aus sie arbeiten. Für knapp ein Drittel ist eine feste Büropräsenz sogar ein Ausschlusskriterium. Besonders beliebt sind Modelle mit verkürzter Arbeitswoche: 41 Prozent wünschen sich flexible Arbeitszeiten, 27 Prozent eine Vier-Tage-Woche.
Neue Arbeitsformen: Microshifting und verschobene Grenzen
Ein Ansatz, der an Bedeutung gewinnt, ist das sogenannte Microshifting. Dabei wird die Arbeit in kurze, flexible Blöcke unterteilt, die sich nach Energielevel und Aufgaben richten. Mehr als die Hälfte der Büroangestellten zeigt daran Interesse, bei Beschäftigten mit Betreuungsaufgaben liegt der Wert sogar bei 65 Prozent.
Die wachsende Flexibilität bringt jedoch neue Herausforderungen mit sich. Fast die Hälfte der Arbeitnehmenden nimmt private Termine während der Arbeitszeit wahr, besonders häufig tun dies Jüngere und Hybridbeschäftigte. Auf der anderen Seite haben 61 Prozent keinen klar definierten Arbeitsbeginn oder -schluss. Die Folge: steigender Stress. Über ein Drittel berichtet von stärkerer Belastung im Vergleich zum Vorjahr.
Produktivität: Hybridarbeit schlägt Vollzeit-Büro
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Hybridarbeit nicht nur beliebter, sondern auch effizienter ist. Die Hälfte der hybrid Beschäftigten empfindet sich als produktiver, während nur ein Viertel der Vollzeit-Büroangestellten dasselbe von sich sagt. Auch Führungskräfte bestätigen diesen Eindruck: 60 Prozent sehen positive Effekte auf die Teamleistung, ein deutlicher Anstieg gegenüber den Vorjahren.
Homeoffice bringt Vorteile bei Konzentration und Work-Life-Balance, das Büro dagegen bei Zusammenarbeit, Meetings und Networking. Diese Aufteilung deutet darauf hin, dass kein Modell allein alle Bedürfnisse abdeckt, sondern die Mischung entscheidend bleibt.
Büropräsenz mit Nebenwirkungen
Die Rückkehr ins Büro hat auch finanzielle Folgen. Durchschnittlich 30 Euro pro Tag kostet es Beschäftigte, ins Büro zu gehen – deutlich mehr als die zehn Euro, die ein Tag im Homeoffice verursacht. Fahrtkosten sind dabei der größte Faktor.
Zudem setzen viele Beschäftigte auf symbolische Anwesenheit, das sogenannte Coffee Badging: 41 Prozent erscheinen kurz im Büro, um Präsenz zu zeigen, und arbeiten anschließend zuhause weiter. Dieser Trend hat in den vergangenen Jahren leicht zugenommen.
Technische Schwachstellen: Die Meeting Tax
Während hybride Modelle an Beliebtheit gewinnen, bleibt die technische Infrastruktur ein Problem. Drei von vier Mitarbeitenden berichten von verspäteten Meeting-Starts aufgrund technischer Störungen, häufig durch Audio- oder Bildprobleme. Durchschnittlich dauert es über fünf Minuten, bis ein hybrides Meeting beginnt. Jüngere Mitarbeitende benötigen im Schnitt sogar länger als ältere.
Diese Schwierigkeiten summieren sich zu einer „Meeting Tax“: Zeitverlust, Frustration und verminderte Effizienz. Für viele zeigt sich daran, dass flexible Arbeitsmodelle nur so gut sind wie die Technologie, die sie stützt.
Arbeitsmarkt im Wandel: Mehr Nebenjobs, neue Prioritäten
Parallel dazu verändert sich die Haltung der Beschäftigten zum Arbeitsmarkt. 28 Prozent sind aktiv auf Jobsuche, häufig mit dem Ziel eines besseren Gehalts. Bei jüngeren Generationen spielt zusätzlich die Work-Life-Balance eine wichtige Rolle.
Auch Nebentätigkeiten gewinnen an Bedeutung. Ein Viertel der Beschäftigten betreibt Polyworking, also mindestens einen Nebenjob. Während früher vor allem Spaß an der Tätigkeit ausschlaggebend war, steht heute die finanzielle Sicherheit im Vordergrund.
Künstliche Intelligenz: Potenzial und Sorgen
Mehr als 80 Prozent der Arbeitnehmenden haben bereits mit KI gearbeitet oder sie ausprobiert. Viele Unternehmen fördern den Einsatz aktiv, einige nutzen sie bereits gezielt zur Automatisierung von Aufgaben.
Doch die Begeisterung wird von Sorgen begleitet. Über ein Drittel der Beschäftigten empfindet KI als zusätzlichen Stressfaktor – besonders Jüngere. Gleichzeitig stoßen neue Konzepte wie KI-Avatare auf Interesse: 42 Prozent können sich vorstellen, diese als Stellvertretung in Meetings einzusetzen.
Fazit
Die Studie von Owl Labs macht deutlich: Hybridarbeit bleibt das Modell der Zukunft, auch wenn Büropräsenz vielerorts wieder stärker gefordert wird. Beschäftigte wünschen sich vor allem Flexibilität – sei es durch Arbeitszeitmodelle, Microshifting oder moderne Technologien. Unternehmen, die diesen Wunsch ignorieren, riskieren nicht nur Produktivitätseinbußen, sondern auch Fachkräfte zu verlieren.