Vielfach wird angenommen, eine Berufsunfähigkeitsversicherung (BU-Versicherung) sei nur dann notwendig, wenn man einen Beruf ausübt, bei welchem körperlich gearbeitet wird.
Dies und die vermeintlich hohen Kosten, veranlassen viele dazu keine entsprechende Versicherung abzuschließen, was angesichts der finanziellen Folgen unter Umständen ein schwerer Fehler sein kann.
Insbesondere in vielen sogenannten „Schreibtischberufen“, sehen Beschäftigte keinen Anlass dazu, sich gegen gesundheitliche Schäden, die den Beruf unmöglich machen, abzusichern. Ist eine Berufsunfallversicherung auch für IT-Mitarbeiter sinnvoll, oder kann man sich eine entsprechende Police sparen?
Das unterschätzte Risiko
Häufig schätzen IT-Mitarbeiter ihr persönliches Risiko, berufsunfähig zu werden, als äußerst gering ein und argumentieren, dass sie sich daher eine BU-Versicherung sparen können. Zwar ist es durchaus korrekt, dass Schreibtischtätigkeiten in Zweifel selbst in einem Rollstuhl ausgeübt werden können, was bei handwerklichen Berufen nicht der Fall ist, dennoch sollte die Entscheidung für oder gegen eine BU-Versicherung gut durchdacht und wohlüberlegt sein.
Denn zu den häufigsten Ursachen, die eine Berufsunfähigkeit auslösen, zählen keinesfalls Unfälle am Arbeitsplatz, auch wenn man dies zunächst einmal vermuten könnte. Mit mehr als 30 Prozent stehen hingegen Nervenkrankheiten an oberster Stelle bei den Gründen für eine Berufsunfähigkeit. Dazu zählen neben Parkinson, ALS und Multipler Sklerose vor allem psychische Erkrankungen wie Angststörungen oder Depressionen, Erkrankungen, die jeden, also auch IT-Mitarbeiter betreffen können. Neben dieser allgemeinen Hauptursache, gibt es zahlreiche Beispiele dafür, wie auch IT-Mitarbeiter von einer Berufsunfähigkeitsversicherung profitieren können:
Komplizierte Hand- / Handgelenksverletzungen
Unfälle in der Freizeit oder auch bei der Arbeit, können durchaus zu einer langfristigen Einschränkung bestimmter Tätigkeiten führen. Wer sich beispielsweise eine komplizierte Handverletzung zuzieht, kann unter Umständen eine dauerhafte, bis zu 50-prozentigen Einschränkung erleiden. Dies kann sowohl Softwareentwickler als auch Systemadministratoren betreffen und die Ausübung des Berufs massiv einschränken.
Grauer Star
Etwa 17 Prozent der Personen über 40 Jahre erkranken im Laufe des Berufslebens an der Augenkrankheit grauer Star. Das kann auch vermeintlich einfache Aufgaben, wie das Lesen und Arbeiten am Computerbildschirm massiv einschränken und sogar gänzlich unmöglich machen.
Schlaganfall
Jedes Jahr erleiden etwa 270.000 Menschen einen Schlaganfall, in vielen Fällen mit dauerhaften bzw. bleibenden Schäden. Das kann mitunter so weit gehen, dass die Funktion der linken Gehirnhälfte stark oder komplett eingeschränkt wird, wodurch es unmöglich wird, komplexe Aufgaben am Computer auszuführen.
Dies waren nur einige wenige Beispiele dafür, dass auch IT-Mitarbeiter bzw. Personen, die einen Beruf am Schreibtisch / vorm Computer ausüben, keinesfalls von einer Berufsunfähigkeit gefeit sind. Doch anstatt in Panik zu verfallen, sollte man diese Tatsache nüchtern aufnehmen und sein persönliches Risiko realistisch auszuloten. Denn im Gegensatz zu anderen Berufen lassen sich IT-Berufe vergleichsweise kostengünstig gegen entsprechende Schäden absichern.
Was sollte im Zusammenhang mit einer BU-Versicherung berücksichtigt werden?
Bei der Auswahl des Versicherungsanbieters sowie bei der Ausgestaltung einer BU-Versicherung gibt es einige Aspekte zu berücksichtigen. Zunächst einmal sollte die Berufsunfähigkeitsrente in einer Höhe gewählt werden, mit welcher alle laufenden Kosten finanziert werden können. Allgemein empfiehlt sich hier ein Betrag von etwa 80 Prozent des Nettoeinkommens. Etwaige Einnahmen aus Kapitalanlagen oder Immobilienvermietungen können den Rentenbedarf reduzieren. Weiterhin sollte man bedenken, dass man, sobald man nicht mehr arbeiten kann, keine Zahlungen mehr an die Rentenversicherung tätigt, was wiederum bedeutet, dass die BU-Rente zum Bestreiten des Lebensunterhalts im Alter ausreichen muss.
Achtung bei abstrakter Verweisung
Unter abstrakter Verweisung versteht man die Verweigerung eines Versicherers, etwaige Leistungen an den Versicherungsnehmer auszuzahlen, wenn dieser zumindest theoretisch dazu in der Lage ist, in einem gleichwertigen Beruf weiterzuarbeiten. Um hier auf Nummer sicher zu gehen, ist es ratsam, entsprechende Klauseln von vornherein aus dem Vertrag zu streichen.
Auch sollte man darauf achten, die Rentenhöhe im Zweifel auch nachträglich noch anzupassen, was beispielsweise durch veränderte Lebensumstände erforderlich sein kann. Eine gewisse Flexibilität bietet in diesem Zusammenhang eine sogenannte Nachversicherungsgarantie. Weiterführende Informationen und Tipps zur Berufsunfähigkeitsversicherung finden sich hier.
Fazit
Etwa 25 Prozent aller Erwerbstätigen scheiden aufgrund gesundheitlicher Beschwerden vorzeitig aus dem Berufsleben aus. Unabhängig vom ausgeübten Beruf ist eine Berufsunfähigkeitsversicherung eine sinnvolle Police, die im Zweifel erlaubt, den gewohnten Lebensstil auch bei Wegfall des Arbeitsplatzes oder nur eingeschränkter Arbeitsfähigkeit, weiterzuführen. Je früher man vorsorgt und Versicherungsbeiträge leistet, desto günstiger und sinnvoller ist eine entsprechende Versicherung.
Prinzipiell gibt es nur zwei Ausnahmen, die eine Berufsunfähigkeitsversicherung für IT-Mitarbeiter unnötig machen. Zum einen ist eine solche Police selbstverständlich nicht zwingend notwendig, wenn man nicht auf Einnahmen aus einem Beruf abhängig ist, sondern über ausreichend Vermögen verfügt. Auch dann, wenn langfristig sichere passive Einnahmen generiert werden, ist eine BU-Versicherung nicht unbedingt notwendig. Dennoch sollten, auch wenn der Lebensstandard ohne BU-Versicherung wie gewohnt weitergeführt werden kann, die Vorteile einer solchen Versicherung den Nachteilen gegenüber gestellt werden.