Analyse

Ukraine-Krieg: Auswirkungen auf Wirtschaft und Lieferketten

Wirtschaftsökonom Chris Rogers vom digitalen Logistiker Flexport analysiert die Auswirkungen des Ukraine-Russland-Konflikts auf Wirtschaft und weltweite Lieferketten.

In seiner neuesten Analyse – erläutert Chris Rogers die spezifischen Auswirkungen des blockierten Zugangs zu ukrainischen oder russischen Produkten. Abgesehen von Erdöl und Erdgas (diesen Themenaspekt behandelt Chris Rogers detailliert in seinem Beitrag vom 1. März) sind aktuell folgende Branchen von den Sanktionen betroffen (zusammenfassender Kurzüberblick – weitere Details siehe Originalbeitrag):

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Logistik in den Bereichen Luftfracht, Häfen, Seeschifffahrt, Spedition, Bahn und Paketzustellung

  • Luftfracht: Umwälzungen bei Streckenführungen sowie durch Eigentumsverhältnisse bei Leasinggesellschaften
     
  • Häfen/Seeschifffahrt/ Spedition/: Sanktionen gegen russische Seeschifffahrt, beschränkter Zugang zu britischen Häfen, Blockaden des Warenversands nach Russland über niederländische Häfen, Einschränkung der Services großer Containerlinien von/nach und für russische Kunden, wachsende Hafenproblemen in der Region
     
  • Paketzustellung: Einstellung des Betriebs von Express-Paketdienstleistern in Russland
     
  • Bahn: Auswirkungen auf das transsibirische Schienennetz von Asien nach Europa, besonderen Sanktionen für Russische Eisenbahn

Luft- und Raumfahrt, Hochtechnologie, Halbleiter:

  • Risiko von Vergeltungsmaßnahmen, Einschränkung der Ausfuhren nach Russland, Einschränkung des Zugangs zu kritischen Metallen (Titan, Aluminium, Palladium und Nickel), einige Zulieferer beginnen mit der Bevorratung von Titan – Hintergrund: 2021 machte Russland 13 % der weltweiten Titanschwammproduktion aus, die Ukraine weitere 3 %
     
  • Exportsituation: Auf Russland entfallen 37 % der weltweiten Palladiumproduktion, die für katalytische Reaktionen verwendet wird, 23 % des Antimons, das in Infrarotdetektoren verwendet wird, 17 % des Vanadiums, das in hochwertigem Stahl verwendet wird, und zudem 29 % der weltweiten Edelstein-, 11 % der Platin- und 10 % der Goldproduktion
     
  • Hochtechnologiebranche: Führende Halbleiterlieferanten Russlands verpflichten sich zur Einschränkung ihrer Lieferungen – Hintergrund: 2021 betrug der Wert von US-Halbleiterexporte (HS 8542, Quelle: U.S. Census Bureau) nach Russland nur 26 Millionen US-Dollar, verglichen mit den gesamten US-Halbleiterexporten in Höhe von 28 Milliarden US-Dollar. Das schwächt die Auswirkungen auf die Zulieferer ab. Die US-Sanktionen schließen auch die Verwendung von US-Technologie durch Lieferanten aus Drittländern ein – dies schränkt den potenziellen Lieferantenpool für Russland stark ein.
     
  • Zugang zu kritischen Materialien: Russlands Importe von Hochtechnologieprodukten hängen weitgehend von China ab. 2020 entfielen auf die USA und die EU zusammen 6,6 % der russischen Halbleiterimporte, darunter Prozessoren, Speicher und einfachere Steuerungen. Auf China entfielen 23,4 % und auf Vietnam 20,4 %, aber: Druck auf fortgeschrittenere Nutzer von Halbleitern in Russland könnte zunehmen (Supercomputer). Im Hinblick auf kritische Materialien ist die Ukraine ein wichtiger Lieferant von Chemikalien wie Neon, Xenon, Krypton und C4F6, deren Verlust die Halbleiterproduktion beeinträchtigen könnte. Das Problem ist hier jedoch eher der Zugang als die Sanktionen, und der Branchenverband SIA hat darauf hingewiesen, dass die Lieferungen derzeit diversifiziert sind
     
  • Hochtechnologieprodukte: Lieferungen von Computern aus den USA und der EU machen 21 % der russischen Einfuhren aus, auf China entfallen 66 % – bei der Lieferung von Ausrüstungen für Telekommunikationsnetze, 5G-Mobilfunk-Basisstationen bis zu Netzwerk-Routern entfallen auf die USA und die EU 20 % gegenüber 63 % aus China )

Industrielle Fertigung (Vertrieb, Beschaffung und Betrieb):

  • Ausrüstungen für die Öl- und Gasindustrie: Auswirkungen auf Russlands Raffineriekapazitäten, die Erschließung neuer Erdgas- und Erdölvorkommen sowie auf die Entwicklung von Exportkapazitäten für Flüssigerdgas und Pipelines.
     
  • Automobilindustrie: Herausforderungen bei weltweiter Beschaffung von Palladium, Platin und Aluminium und dadurch Verteuerungen – Herausforderung für Autohersteller und Teileproduzenten, darunter auch Reifenhersteller, durch den blockierten Export von Autoteilen nach Russland und Einschränkung oder Verlagerung der Produktionskapazitäten, Auswirkungen auf Verkauf von Luxusautos und die Lieferung von Motorrädern, insbesondere aus den USA.
     
  • Auswirkungen auf Abläufe in Bezug auf russische Joint-Venture-Fertigung

(Statistik/-Quelle siehe Flexport Analyse Originalbeitrag)

https://de.flexport.com/
 

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