Fachkräftemangel als ökonomischer Bremsklotz

Forscher beziffern wirtschaftliche Potenziale von 6G

6G

Der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften kostet die deutsche Wirtschaft schon heute Milliarden. Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und alternder Gesellschaften steigt der Druck, strukturelle Lösungen zu finden.

Eine zentrale Rolle könnte dabei der technologische Fortschritt spielen – insbesondere der nächste Mobilfunkstandard 6G.

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Eine aktuelle Untersuchung der VDI/VDE Innovation + Technik GmbH in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung mbH (GWS) legt nahe: Der technologische Ausbau im Mobilfunksektor ist weit mehr als nur ein weiterer Schritt in der Digitalisierung – er ist eine wirtschaftspolitische Notwendigkeit.

6G als Antwort auf demografischen Wandel

„6G ist somit auch eine entscheidende Antwort auf die Probleme des demografischen Wandels“, heißt es in der Studie mit dem Titel „Alles vernetzt, alles möglich“. Die Technik entfaltet ihr Potenzial vor allem im Zusammenspiel mit künstlicher Intelligenz und anderen Schlüsseltechnologien. Mit erhöhter Netzkapazität, extrem niedriger Latenz und hoher Zuverlässigkeit könnte 6G langfristig zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands beitragen.

Prognosen zeigen: Durch die Nutzung von 6G-Technologien könnten bis zum Jahr 2050 Arbeitsmarktlücken von rund 700.000 Menschen kompensiert werden. Dabei wird insbesondere auf Automatisierung und Effizienzsteigerung in verschiedenen Wirtschaftssektoren gesetzt – ein bedeutender Faktor angesichts der abnehmenden Erwerbsbevölkerung.

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Die Wirkung des neuen Mobilfunkstandards wird sich nicht unmittelbar bemerkbar machen. Die Forscher erwarten bis 2035 nur geringe strukturelle Veränderungen. Erst danach wird 6G stärker in wirtschaftliche Abläufe integriert – mit spürbaren Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt und die Produktivität. Das Verarbeitende Gewerbe gilt als größter Profiteur dieser Entwicklung.

Vor allem Umschulungen und Weiterbildungen gewinnen an Bedeutung. Beschäftigte aus schrumpfenden Bereichen wie dem Handel könnten in wachstumsstärkere Sektoren wechseln. Für die unternehmensnahen Dienstleistungen wird etwa ein zusätzlicher Bedarf von 70.000 Arbeitskräften prognostiziert.

Wirtschaftlicher Schub kommt zeitverzögert

Kurzfristig bringt der Weg zu 6G sogar Herausforderungen mit sich. Zwischen 2025 und 2030 verschärft sich der Fachkräftemangel, was steigende Löhne und höhere Produktionskosten mit sich bringt. Dies mindert die Wettbewerbsfähigkeit, belastet den Export und bremst den privaten Konsum.

Erst mit dem Ausbau der 6G-Infrastruktur ab 2030 beginnen sich die Investitionen auszuzahlen. Zwar bleibt die wirtschaftliche Dynamik zunächst gering, da viele Komponenten aus dem Ausland stammen. Doch spätestens ab 2040 werden laut Studie positive Wachstumseffekte messbar.

Bis zum Jahr 2050 ist mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 1,8 Prozent zu rechnen – allein durch den Effekt von 6G. Die Forscher sehen hierin einen bedeutsamen Schub für die deutsche Wirtschaft, vor allem im Hinblick auf künftige Exportchancen im Technologiebereich.

„Die Technologie entwickelt sich zu einer transformativen Kraft“, so die Autoren der Studie. Sie sehen 6G als einen Katalysator für wirtschaftliche Resilienz und Innovation – vorausgesetzt, Politik und Wirtschaft schaffen es, rechtzeitig zu investieren und neue Standards zu setzen.

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Produktionszuwächse in Industrie und Handel

In der Phase nach 2035 beginnen Unternehmen, die Möglichkeiten von 6G umfassend zu nutzen. Besonders deutlich zeigen sich die Veränderungen ab 2050: In nahezu allen Wirtschaftsbereichen steigt die Produktion – Industrie und Handel verzeichnen mit über 2,5 Prozent die stärksten Zuwächse im Vergleich zu einem Szenario ohne 6G.

Eine Ausnahme bildet der Bereich Bergbau und Energieversorgung. Hier sinkt die Produktion im Verhältnis zum Referenzwert. Dies ist vor allem auf sinkende Energiebedarfe in anderen Branchen zurückzuführen, die durch effizientere Prozesse weniger Ressourcen benötigen.

Technologie als strategische Reserve

Die Studie zeigt eindrücklich: Technologischer Fortschritt – insbesondere der Ausbau von 6G – ist mehr als eine infrastrukturelle Modernisierung. Er bietet konkrete Antworten auf die Herausforderungen von Arbeitskräftemangel, Wirtschaftswachstum und demografischer Alterung.

Die langfristige Wirkung hängt allerdings entscheidend davon ab, wie frühzeitig und strategisch die Weichen gestellt werden. Nur wenn der Übergang von 5G zu 6G aktiv gestaltet wird, können die wirtschaftlichen Potenziale voll ausgeschöpft werden.

Pauline Dornig

Pauline

Dornig

Online-Redakteurin

IT Verlag GmbH

Pauline Dornig verstärkt seit Mai 2020 das Team des IT Verlags als Online-Redakteurin. (pd)
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