Das IT- und Industrie-4.0-Investitionsverhalten der deutschen Unternehmen|Teil 2

Investement onlineIm Rahmen der Industrie-4.0-Multi-Client-Studie 2014, die vor wenigen Wochen veröffentlicht wurde, hat die Experton Group auch das Investitionsverhalten der deutschen Unternehmen untersucht…

… und dabei sowohl die Entwicklung der grundsätzlichen Geschäfts- / Umsatzentwicklung, des IT-Budgets, des produktionsnahen IT-Budgets als auch die Bereiche von Industrie 4.0, in die investiert werden soll, untersucht.

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Im zweiten Teil dieser Artikelserie wird die Entwicklung des produktionsnahen IT-Budgets sowie die Investitionen in den Unternehmen durch Industrie 4.0 dargestellt.

Das produktionsnahe IT-Budget steigt gegenüber dem Vorjahr, so die Prognose von knapp 50 Prozent unserer Befragten. Summiert man das gleichbleibende und steigende IT-Budget für 2015, so resultieren daraus beachtliche 95 Prozent!

Steigerungen erwarten vor allem große Unternehmen und die produzierende Industrie (55 Prozent). Am geringsten fallen die Zuwachserwartungen bei kleinen Unternehmen aus.

Bewertet man die produktionsnahe IT-Budget-Entwicklung 2015 in Prozent, so verzeichnet den größten prozentualen Zuwachs mit 22,3 Prozent die produzierende Industrie. Die großen Unternehmen folgen mit 19 Prozent.

Die Höhe der Investments bei kleinen Unternehmen und den sonstigen Branchen wird nicht ausreichen, um die im Rahmen der Anwenderbefragung aufgedeckten Defizite in der IT-Infrastruktur zu beheben und veraltetes Equipment abzulösen.

Aus Sicht der Experton Group sind gerade im Umfeld der produktionsnahen IT zusätzliche IT-Investitionen erforderlich, um den Turnaround zur Industrie 4.0 zu initiieren.

Experton Invest 2 klein

In unserer Marktpotenzialprognose zu Industrie 4.0 haben wir für das Jahr 2015 die entsprechenden ICT-Ausgaben in Deutschland auf eine Höhe von 654 Mio Euro veranschlagt.

Nach unserer Einschätzung wird sich zeigen, dass das Thema Industrie 4.0 stark von IT-Services (inklusive Cloud) getrieben wird. Aber auch der starke Einfluss von performanten, verfügbaren und sicheren Netzen im Bereich der Network Services wird deutlich werden.

Im Rahmen unserer Analyse haben wir auch die Verknüpfung der Industrie-4.0-Umbrella-Trendthemen Cloud Computing, Mobile Enterprise, Big Data und Security mit dem Thema „Industrie 4.0“ untersucht. Es zeigte sich dabei, dass diese Themen zusammen 35 Prozent Anteil an den Investments haben und dabei Cloud Computing und Mobile Enterprise führend sind.

Sicher fallen die Investitionen für Industrie 4.0 zwischen den Unternehmen und den Branchen unterschiedlich hoch aus. Die Individualität, die technische Ausgangssituation zwischen den Installationen ist einfach zu verschiedenartig!

Von Interesse, sowohl für die Anbieter, Dienstleister, als auch die Hersteller, ist aber die aktuelle Einschätzung und Priorisierung der Investments für die diversen Industrie-4.0-relevanten Themen und Services.

Unter den Top-Themen sind die Netzwerktechnologie, die Server-Hardware, das Cloud Computing, Integrationsdienstleistungen und Consulting Services zu finden. Die Topthemen teilen sich somit in klassische Dienstleistungsthemen und IT-Infrastrukturthemen auf. Lediglich als Randthemen wurden durch die Studienteilnehmer die Dienstleistungen um das Wissensmanagement und Social-Business-Lösungen bewertet.

Die Investitionsneigung hinsichtlich Sensoren steigert sich von unbedeutenden Investments bei kleinen Unternehmen, über mittelgroße Unternehmen bis hin zu knapp 30 Prozent bei großen Unternehmen. In der Versorger- / Telko-Branche wird ein noch größerer Investitionsbedarf gesehen, der bei ca. 35 Prozent liegt. Smart Meter, die digitalen Energiemessgeräte, sind allein vor dem Hintergrund, dass in jedem deutschen Haushalt ein Gerät verbaut werden soll, ein gigantisches Mengen- und Investment-Thema.

Analysiert man die Top-Invests in Bezug auf die Unternehmensgröße, so fällt auf, dass mittelgroße Unternehmen stärker als die kleineren und größeren Unternehmen in die Serverhardware und der Netzwerktechnologie investieren werden. Vermutlich zwingen dazu die Industrie-4.0-Gegebenheiten, so die Datenflut der Sensoren und die zwingend erforderliche neue, leistungsfähige Netzwerktechnologie. Aber auch der starke Trend der Industrialisierung, das heißt der zunehmenden Standardisierung von Servern, Storage und Netzwerk, folglich die Ablösung Hersteller proprietärer Hardware-Plattformen, kann der Auslöser dieser Invests sein. Als weiterer Grund kann der Integrationszwang der eigenen Services in die Industrielle Smart Factory betrachtet werden. Für diese Integration nehmen schnelle, hoch belastbare und verlässliche Netzwerktechnologien eine Schlüsselrolle ein.

Mobility-Lösungen spielen mit zunehmendem Einsatz von Industrie-4.0-Technologien bei den Invests, bevorzugt bei großen Unternehmen, als auch bei der Verarbeitenden Industrie und den Versorgern / Telkos, eine große Rolle. Mobility-Investitionen lassen sich als Enabler für Industrie 4.0 durch verstärkte Einführung der CPS- bzw. RFID-Techniken erklären.

Security-Lösungen sind bei mittelgroßen Unternehmen und der Produzierenden Industrie stärker im Fokus als bei den übrigen betrachteten Branchen. Hier sieht die Experton Group deutliches Zuwachspotenzial. Gerade Industrie-4.0-Szenarien mit M2M-Kommunikation, einem hohen Grad an Automatisierung und Autonomie erfordern verstärkt Sicherheits-Maßnahmen, die sich als Querschnittsthema durch alle sieben Schichten des Industrie-4.0-Stacks ziehen.

Investments in Anwendungen, z.B. im ERP- und –CRM-Umfeld, planen verstärkt kleine und mittlere Unternehmen, sowie die Versorger- / Telko-Industrie. Initiativen wie ERP 2020 sind ein sicherer Indikator, dass die IT-Anbieter die Anforderungen und das internationale Potenzial von Industrie 4.0 erkannt haben. Anwenderunternehmen müssen aber bei ihrem Transformationsprozess in Richtung Echtzeit-Business unterstützt werden. Dementsprechend hoch ist das geschätzte Volumen für Integrationsdienstleistungen. Die Portierung von Standardprozessen, wie Angebotserstellung, Auftragsabwicklung und Abrechnung, auf internationale Ebene, müssen rechtlich einwandfrei und so effizient wie möglich abgebildet werden. So ist Mehrsprachigkeit eine Kernanforderung an ERP-Systeme für den internationalen Geschäftsverkehr. Das bedeutet für die ERP-Software, dass Unicode unterstützt sein muss.

Durch die im Zuge von Industrie 4.0 zunehmende Digitalisierung werden zahlreiche Arbeitsschritte automatisiert. Mehrwerte entstehen, wenn zum Beispiel kundenrelevante Zusammenhänge frühzeitig und in Echtzeit erkannt werden und entsprechend schnell reagiert wird. Die Einführung neuer CRM-Systeme ermöglicht ausgereifte analytische Funktionalitäten, die unter Industrie-4.0-Aspekten den Augmented Reality Service ermöglichen. Ein nahtloses Zusammenspiel von Business-Intelligence-Technologie und CRM gewinnt an Bedeutung. So kommunizieren intelligent eingebettete Produkte (CPS, Cyber Physical Systems) über das CRM-System direkt mit der Serviceabteilung. Ein Techniker weiß frühzeitig, dass Wartungen anstehen, Fehler- / Ausfall-Situationen bevorstehen, welche Ersatzteile dazu benötigt werden und führt seine Arbeit proaktiv und in produktiven Randzeiten des Anwenders durch.

Es gibt eine weitere Triebfeder für die Umstellung auf aktuelle Versionen von ERP- und CRM-Software. Dies sind die In-Memory-Lösungen diverser Hersteller auf dem Markt. Nur die aktuellen Versionen der Enterprise Ressource Planing Tools und der Customer Relationship Management Tools unterstützen derartige im Speicher beschleunigte Analysen. Investments und Migrationsarbeiten stehen also an, um die Datenflut strukturierter und unstruktrierter Daten, sowie die von CPS und RFID, schneller zu analysieren und Ableitungen treffen zu können.

Dabei ist auffällig, dass neben den klassischen Herstellern von Datenbanken mit ihren „In-Memory“-Lösungen auch neue Player auf den Markt drängen und dort auf große Akzeptanz stoßen.

Als Beispiel sei Apache Hadoop, ein freies, in Java geschriebenes Framework für skalierbare, verteilt arbeitende Software, angeführt. Dieses basiert auf dem MapReduce-Algorithmus von Google und stellt die Basis für hochperformante Analysen im Zeitalter von Industrie 4.0 bereit.

17 Prozent der Befragten der Studie haben gemeldet, dass weder neue noch zusätzliche Investments durch Industrie 4.0 verursacht werden. Dies lässt Raum für zwei Interpretationen. Ad 1) hat in diesen Unternehmen (mittlere – große Unternehmen zu 15 bis 20 Prozent) Industrie 4.0 noch keine wesentliche Relevanz. Ad 2) hat man, wie z.B. in der Automobilindustrie, bereits einen hohen Umsetzungsgrad der vierten industriellen Technologien / Prozesse, und es bedarf geringerer Ad-hoc-Investitionen.

Wolfgang Schwab, www.experton-group.de

Hier gehts zu Teil 1.

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