Interview

Die Innovationsfähigkeit unserer Kunden beschleunigen

Bild: Easy Software AG

Willy Cremers, Vorstandssprecher der Easy Software AG, beantwortet die Fragen von Ulrich Parthier, Herausgeber it management, über Sicherheit in der Cloud, die Anforderungen an Sanierungsprogramme und den Run auf SAP-Fachkräfte.

Herr Cremers, auch die Easy Software AG setzt auf Cloud-Lösungen. Was haben Ihre Kunden davon? 

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Willy Cremers: Unsere Kunden haben unter dem Druck der Digitalisierung wachsende Ansprüche: Ihre Daten und Prozesse müssen mobil und verfügbar sein über die eigenen Unternehmensgrenzen hinaus. Flexibel nutzbare Lösungen und Bereitstellungen werden zum Standard im Informationsmanagement. Die Erfahrung zeigt: Kunden brauchen den unkomplizierten Bezug und die selbstverständliche Integration von zusätzlichen Funktionalitäten in ihren eigenen Business-Anwendungen. Unsere Lösungen auf der Easy Cloud Platform sind eine Ergänzung zu den bestehenden Anwendungen. „Ergänzen statt ersetzen“ – das ist uns wichtig, denn es beschleunigt die Innovationsfähigkeit unserer Kunden.

Wie stellen Sie sicher, dass sensible Kundendaten in Ihrer Cloud nicht gehackt werden können?

Willy Cremers: Wir legen größten Wert darauf, dass sich unsere Anwender auf höchste Sicherheit verlassen können. Deshalb arbeiten wir mit einem ISO-zertifizierten Rechenzentrum zusammen. Selbstverständlich findet die Datenübertragung und Datenspeicherung verschlüsselt statt. Über die technischen Details reden wir verständlicherweise nicht. Aber unsere Kunden wissen: Die Sicherheit der Cloud ist auch für uns existenziell.

Vernetztes Arbeiten in der Cloud erfordert auch von Ihren Mitarbeitern mehr Bereitschaft zur Transparenz und zur Freigabe von Informationen. Wie verändert das Ihren Führungsstil?

Willy Cremers: Ich mache diese positive Entwicklung weniger an der Cloud, als an den berechtigten Ansprüchen unserer Mitarbeiter und dem Trend zum vernetzten, agilen Arbeiten fest. Wir diskutieren und kooperieren unabhängig von Hierarchien. Wir vereinfachen den Zugang zu Informationen, zum Beispiel über Kollaborationswerkzeuge wie Videokonferenzen, Intranet oder Scrum. Am wichtigsten erscheint mir aber ein wertschätzender Umgang miteinander – auch bei konträren Meinungen.

Ihr Vertrag als Vorstandssprecher läuft formal noch bis Endes des Jahres. Wer führt das Unternehmen in der Zukunft?

Willy Cremers: Zunächst einmal besteht der Vorstand bei Easy aus meinem Kollegen Thorsten Eska und mir. Der Aufsichtsrat hat mich zudem gebeten, meinen Vertrag um ein halbes Jahr zu verlängern, um in Ruhe einen Nachfolger zu finden. Diesem Wunsch entspreche ich gerne und wir sind uns sicher, in dieser Zeit die beste Lösung umsetzen zu können.

Sie haben zwischen 2014 und 2017 drei Millionen Euro in das Sanierungsprogramm Easy Fit investiert. Was kann das Unternehmen jetzt besser?

Willy Cremers: Als erstes haben wir alle internen Strukturen realistisch analysiert. Das kann ich jedem Unternehmen nur empfehlen, auch wenn es schmerzt, weil Sie zu Beginn harte Entscheidungen treffen müssen. Manche Führungskraft wird das Haus verlassen. Danach arbeiten Sie mit einem engagierten Führungsteam zusammen, das die Neuausrichtung mitträgt und gemeinsam entscheidet. Als nächstes haben wir alle Unternehmensbereiche darauf ausgerichtet, die Leistungsfähigkeit gegenüber unseren Kunden und Partnern und ihrem veränderten Marktverhalten zu erhöhen. Unsere Prozesse und unser Portfolio wurden erweitert oder neu entwickelt. Für unsere Kundenangebote gilt: „ergänzen statt ersetzen“.

Sie haben das Unternehmen umorganisiert. Erfahrungsgemäß schafft das auch Unruhe in der Belegschaft.Was versprechen Sie sich von dem neuen Zuschnitt?

Willy Cremers: Wir haben uns gefragt: Wie können wir unseren Vertrieb und unser Consulting in allen Ländern beschleunigen und fokussierter ausrichten? Deshalb haben wir unsere neuen Strukturen – die Unterteilung in die Easy Software AG und in die Landesgesellschaften – nach den unterschiedlichen nationalen Bedürfnissen unserer Kunden aufgesetzt. Wir stellen jetzt für unsere Partner und Landesgesellschaften entsprechende Produkte und Services zur Automatisierung von Contentorientierten Prozessen bereit. Zugleich stärken wir durch Zukäufe unser Partnernetzwerk und qualifizieren unsere Mitarbeiter weiter.

War es das jetzt mit den Veränderungen?

Willy Cremers: Nein, das ist ein Prozess. Wir ersetzen 2017 mehrere alte IT-Systeme durch Cloud-basierte Lösungen. Damit lösen wir verschiedene CRM- und Finanzsysteme und solche zur Stammdatenverwaltung ab. Und wir vereinfachen unsere innerbetrieblichen Prozesse durch den Einsatz eines Cloud-basierten ERP-Systems. Unser Ziel ist es, noch stärker die Transformation vom Technologiezulieferer oder Infrastrukturanbieter zum Lösungsanbieter zu vollziehen. Auch wir leben die Digitalisierung – wir wissen, wovon wir sprechen. Deshalb werden wir von 2018 bis 2021 unsere eigene digitale Agenda umsetzen.

Was heißt das?

Willy Cremers: Eines unserer Ziele lautet: Wir wollen unseren Kunden, Partnern und Mitarbeitern den Arbeitsalltag erleichtern. Dafür brauchen wir ein gemeinsames Verständnis, welche Rolle die Digitalisierung – die disruptiv und unumkehrbar ist – für unsere Geschäftsfelder und für uns als gesamte Easy Gruppe spielt. Unsere digitale Agenda beschreibt, welche Bedeutung wir diesem Thema beimessen und auf welchen Wegen wir welche Ziele erreichen wollen. Ein Beispiel ist unsere Strategieberatung beyond. Mit unserer Expertise unterstützt sie Unternehmen auf allen Ebenen der Digitalisierung.

Easy unterstützt mit seinen Software-Lösungen auch Firmen, die SAP nutzen. SAP-Fachkräfte sind begehrter denn je. Wie stellen Sie sicher, dass Sie über ausreichend SAP-Experten verfügen?

Willy Cremers: Indem wir permanent mit interessanten Fachkräften reden. Diese Experten wissen, dass und wie viel wir in das Know-how unserer Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen investieren. Bei der langfristigen Bindung von SAP-Entwicklern und -Consultants helfen uns auch ein starkes Portfolio mit zukunftsweisenden SAP-Anwendungen und die enge Zusammenarbeit mit SAP und Partnerunternehmen.

Eines der nächsten großen Themen in der IT-Welt ist Künstliche Intelligenz (KI). Beeinflusst sie schon jetzt Ihre Produktentwicklung?

Willy Cremers: Künstliche Intelligenz ist für mich eines der faszinierendsten Themen überhaupt – einschließlich der gesellschaftlichen Diskussion über die Folgen. KI beschäftigt uns auf den verschiedensten Ebenen. Schon 2018 werden erste Applikationen KI nutzen. Wir arbeiten an intelligenten Assistenten, die den Betrieb und Support von Easy Produkten nachhaltig vereinfachen. Sie sammeln Informationen in stark heterogenen Systemumfeldern, betreiben Predictive Analytics und bereiten Wissen auf. Zukünftige Produkte können automatisiert den Betriebszustand von Kernkomponenten überwachen, melden und Lösungen selbstständig einleiten. Die ersten Assistenten werden bei unseren Kunden bereits erprobt.

Die Börse honoriert die Neuausrichtung der Easy Software AG. Seit Mai 2017 ist der Wert der Aktie von vier Euro auf rund 6,50 Euro deutlich gestiegen. Was tun Sie, um diese Kursentwicklung zu halten?

Willy Cremers: Wir sind realistisch: Kein Kurs geht immer nur nach oben. Aber wir bauen unsere Kompetenzen weiter aus, investieren ins Wachstum, in unsere Mitarbeiter und wir arbeiten an unserer digitalen Agenda. Zugleich werden wir unseren Kunden auch zukünftig neue Dienste anbieten. Unsere Anteilseigner überzeugt dieses Konzept offensichtlich.

Herr Cremers, vielen Dank für den Austausch.

www.easy.de

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